Bausteine :i,ur Heimatkunde Vergrößerungen der Mühlen durch den Einbau neuer Gänge oder den Anbau vo·n Sägen bedurften der Be\villigung des Handwerks. So finden wir am Jahrtag 1628 Paul Stinkeder von der Klammühle, der sich mit der Bitte meldet, ,,das mag im vervvilligt wollte bei seiner Müll aine Saag zu bauen, mit Anzaig das andere seine negs,t gelegenen Müllner auch neulich Saagen gebaut und Innen dieselben wie auch das Handwerch von Galneukirchen hierin keinen Eintrag tuet, ist im solche so weit zubauen verwilligt worden, biß die andern neuerbauten Saagen bei Inen auch abgeschafft werden, oder ain wichtige Clag garwider fürkhumbt." Nach den Wirrnissen der Reformation und den Erschütterungen durch die Bauernkriege war wieder Zucht und Ordnung im Lande und auch im Handwerk. Ein letztes Aufflackern des Zweiten Bauernkl'ieges war der Aufruhr des Laimbauer, eines Untertanen der Herrschaft Steyregg, der die Untertanen der Pfarren Gallneukirchen, St. Georgen und Ried auf,viegelte. Diese Empörung wuroe durch ein rasch einberufenes Aufgebot der Landstände und durch die Kampfhandlungen am Frankenberge, Z\vischen St. Georgen ·und Mauthausen, niedergeworfen, Laimbauer am 20. Juni 1636 am Hauptplatze in Linz hingerichtet. In diesem Zusammenhange und der folgenden Erstarkung der ständischen und kaiserlichen Macht mögen die Kriegsdienstleistungen nachfolgender Mitglieder des Müllerhandwerks Kefermarkt erwähnt werden: 1633 Barth. Schilling Meister an der Florentheinmühle „nit am Jahrtag erschin, sondern in Krieg zogen." 1635 Ledigsprecfüung des Lehrjungen Geor,g Strohsack „zumalen er 1634 zu zwey von der Origkheit für ainen geschrieben Soldaten fortgeschickt worden." 1645 hat sich schließlich der ledige Junger Christoph Wegscheider „ins kaiserliche Kriegswesen begeben." Der Verfall der Zünfte, die in mittelalterlichen Organisationsformen ersarrt waren, an denen sie aus se1bst:süchtigen Gründen festhielten, konnte durCih die Reform Karl VI. und Maria Theresias nicht aufgehalten werden. Außerdem wurde das Prinzip der Zünfte durch das merkantilistische System gestört, das in Oesterreich 1666 durch die Gründung der Seidenfabrik in Walpersdorf (Niederösterreich) seinen Anfang nahm (1672 Tuchfabrik in Linz). Durch dieSe Industriegründungen wurden innungsfreie Gewerbebetriebe geschaffen, die nicht nur die Monopolstellung der Zünfte durchbrachen, sondern teilweise diese selbst rum Erliegen brachten. Freilich hat sich dies auf das Müllerhandwerk nicht sogleich ausgewirkt, da industrielle Müllereianlagen viel später entstanden. Die Gewerbeordnung vom 20. Dezember 1859, die an Stelle der planmäßigen Lenkung der Gewerbe (Beschränkung der Betriebsstellen) den freien Wettbewerb setzte, brachte schließlich die vollständige Auflösung der Innungen, denen durch Jahrhunderte die Leistung und das hohe Können des heimatlichen Handwerks zu danken war. Herbert Jan daure k (Linz) 17 * 255
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