OÖ. Heimatblätter 1953, 7. Jahrgang, Heft 2

Bausteine zur Heimatkunde Für jedes Schaf brauchte man im Winter 100 „Lauber-Bürd". Der Normalstand war 12 Schafe, somit wurden 1200 Bürd benötigt. Dem Sammler dieser Bürd wurden 12 Kreuzer je 100 Bürd bezahlt. Für die Dorn.wies und die Pasteinerwies wurde ein „Wieshütter" bestellt. Er mußte acht geben, daß das Vieh keinen Schaden machte, die Wiese räumen, beim Heuen wie ein Roboter helfen. Dafür bekam er das Gras unter den Stauden, sonst keine andere Vergütung. Bei Bränden zahlten alle Untertanen Brandsteuer, die großen Untertanen ½ Rüstgeld, die HäU!sJer ½ Gulden. Abbrändler waren drei Jahre von landesfürstlichen Steuern (Landsteuer und Rüstgelder) frei. Der Pfarrer als Grundherr leistete diese Abgaben nicht direkt an das Landschaftse\lllllehmeramt, sondern an die Vogteiherrschaft Reichenstein. Diese hat diesen üblichen Nachlaß nie gewährt, weshalb in Wartberg bereits 1730 begonnen wurde, einen ,,Brand-Kapitalfond" anzulegen. Außer den oben immer angeführten Pfarr,hof Wartbevg-Untertanen, waren noch 6 Untertanen der St. Anna-Kapelle in Pregarten 12 ), deren Nutznießer der Pfarrer von Wartberg als „Benefiziat von Pregarten" war. Das Erträgnis dieser war nahezu soviel als das der 23 Pfarrhofuntertanen. Um die Nutznießung tobte ein langer Streit zwischen dem Pfarrer und den Pregartner Bürgern, die sich die Untertanen :w Beginn der Reformation nahmen und aus dem Erträgnis die Prädikanten besoldeten. Nach langem, kostspieligem Prozesse kamen sie 1602 durch landesherrlichen Urteilsspruch wieder an die Grundherrsohaft Pfarrhof Wartberg. Alle die vorangeführten Erträgnisse kamen dem Pfarrer al:s Grundherrn zu 13). Als Pfarrer hatte er neben den Erträgnissen seiner Landwirtschaft die Stola-Gebühren und die sonst üblichen Pfarr-E\lllllahmen 14 ). Lorenz Hi r s c h (Pregarten) Anmerkungen 1) Die frühere Bezeichnung war: Wartberg im Mühlkreise. 1727 schlieb der Pfarrer: Wartberg im Machlandviertl in der Riedmark, Land ob der Enns. 2 ) Laut Urkunde vom 23. August 1111 (0. ö. Urk. B. II. S. 141) bestätigt Ulrich Bischof von Passau die Besitzungen des Klosters St. Florian, darunter auch den Besitz der Kirche am Wartberg. 3 ) Am 19. Oktober 1208 (0. ö. Urk. B. II. S. 514) übergibt der Abt von Baumgartenberg den Brüdern von St. Florian die Kirche des St. Wenzeslaus in ihrer Pfarre Wartberg ge,legen mit allem Zubehör. Die Wenzelskirche war nie Pfarrkirche. In der Reformationszeit predigten hier in der Kirche und außerhalb auf der steinernen Kanzel die Prädikanten. Ringsherum war ein Friedhof (156 Quadratklafter Bodenfläche) der Protestanten, besonders der Pregartner, die nahezu geschlossen der Lehre Lu<tlh.ers zugetan waren. Nach der Gegenreformation wurde hier wöchentlich einmal Gottesdienst gehalten. 1728 wurde der Friedhof neu eingeweiht und diente bis zur Sperre als Begräbnisstätte für arme Leute, ungetaufte Kinder, Andersgläubige und Selbstmörder. 1786 wurde die Kirche gesperrt, durch das k. k. Fiskalamt im Namen des Religionsfonds versteigert und am 4. September 1815 vom Bürger Matthias Lieb erstanden, der sie im nächsten Jahr an den Besitzer von Schloß Haus, Anton Gundaker Graf v. Starhemberg um 1210 GU'lden weiterverkaufte. Starhemberg trug sich anfangs mit dem Gedanken, aus der Kirche (zweihalliges Schiff von 11,80 m: 7,90 m und Preshyterium 7,40: 5,40 m) eine Familiengruft zu machen. Er ging abe,r von dem Plane 247

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