OÖ. Heimatblätter 1953, 7. Jahrgang, Heft 2

Bausteine zur Heimatkunde hatte, verschwand es. Es kam wohl zweimal wieder unter das Fenster des Gefängnisses und pfiff ihm. Endtschläger fragte, was es wolle; aber das Alraundl wollte ihm nur melden, daß es nicht mehr zu ihm hinein könne, und wollte nur naoh ihm sehen. Els half iihm aber noch, daß er das Schloß der Fußfe:sseln lösen konnte, ja, auch das Eisen brachte er mit seiner Hilfe von sich. Aber er konnte dann nicht bei der Türe hinaus. Hier hörte die Macht des Alraundls auf. So legte er sich Schloß und Eisen wieder an. Zu anderen Künsten aber gebrauchte Endtschlöger das Alraundl nicht, und es lehrte ihn auch keinen einzigen zauberwirkenden Spruch oder Segen, auch kein wunderkräftiges Gebet. Er s1.,hloß auch keinen Pakt mit ihm. Auch stellte er in Abrede, daß es ihn nach Freistadt führte. Als aber Endtschlöger noch einmal ernstlich aufgefordert wurde, die Künste und Segenssprüche zu nennen, die er vom Alraundl gelernt habe, verstummte er. Er wurde bleich im Gesichte und an Kräften 'Schwach, der ganze Körper zitterte, und er bat mühsam um eine zweitägige Bedenkzeit. Nach diesen Worten hielt er wieder inne und verharrte in sich gekehrt. Nachdem der Pfleger seine Frage zweimal wiederh.olt hatte, wurde Entschlöger ganz erregt und sagte nur, er könne nicht reden und sei ganz wirr, ,,was man auch erkennen konnte", berichtet das Protokoll. Er wurde mit geweihten Sachen behangen, und Heiligen-Drei-Köni,gswasser wurde ihm eingeflößt. Dann wurde er in'S Gefängnis abgeführt. Da er aber bald darauf melden ließ, daß „etwas" an seiner Gefängniistüre gewesen sei und gekratzt habe, bekam der Pfleger Angst, Endtschlöger könnte durch Zauberei befreit werden, und erhöhte die Vorsichtsmaßregeln. Endtsohlöger wurde in der Mitte des Turmgelasses an einen eisernen Ring angeschmiedet, konnte keine Wand berühren, und die Türe war aus starkem Eisen. Währenddessen war auch seine Wohnung in Viechtholz bei St. Martin durchsucht worden; Verdächtigefi wurde aber nicht zutage gefördert, wie sehr auch die Wohnung um und um gewühlt wurde. Das Weib verließ Jarauf die Wohnung, weil e:s sich nicht mehr sicher in ihr fühlte, und zog sich in die Gegend von Neufelden. Hier wurde es aber dennoch ausgeforscht und vom zuständigen Pfleggerichte verhört. Insbesondere sollte erwiesen werden, ob es vom Alraundl und seinem Tun Wissenschaft gehabt habe. Was da'S arme Weib aber vorbrachte, war die Aussage eines unglücklichen Menschen, der nichts von Zauberei, aber von großem Leide wußte. Nun schien es dem Pfleger hoch an der Zeit zu sein, ein juristisches Gutachten einzuholen, und er wandte sich .an den berühmten Advokaten Dr. Seyringer um Rat. Dieser beeilte sich mit der Antwort, er hatte es eilig; denn dieser Fall war eine hochnotpeinliche Sache und mit ihr konnte man Aufsehen machen. Für Dr. Seyringer, den gebildeten Städter, war es eine unumstößliche Gewißheit, daß Endtschlöger mit dem Teufel im Bunde stehe. Er riet dringend, den Häftling vor der Macht des Teufels zu bewahren, ihn täglich mit Weihwasser zu besprengen, ihm geweihte Sachen umzuhängen und an die Türe 16 • 23()

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2