Oberösterreichische Heimatblätter Der oben wiedergegebene Briefwechsel weist eindeutig nach Winterberg als dem Knotenpunkt, an den sich die verwandbschaitliohen Bindungen des Dichters mit der oberösterreichlschen Linie der Waldeck knüpfen. Begegnung Erst spät trat Heinrich Suso Waldeck als Lyriker an die Oeffentlichkeit, nachdem er bislang seinen Weg einsam gegangen war. Umso rascher aber vollzog 'Sich dann der Aufstieg. Der unbestrittene Führer, Wegbereiter und zugleich leidenschaftliich miterlebende Weggenosse einer österreichischen Dichtergeneration, die Heinrich Suso Waldeck in seiner „Leostube" um sich sehart, begegnet alsbald auch dem literarischen Oberösterreich. Zum 10. April 1927, dem 50. Geburtstag des Wahloberösterreichers Alfred Kubin, widmen österreichische Dichter und Künstler dem „Meister des Grauens", der im lnnviertel heimisch geworden i:st, eine eigene Festschrift. Heinrich Suso Waldeck ist darin neben Richard Billinger, Felix Braun, Josef Luitpold, Max Mell und anderen Prominenten mit seiner „Hundeballade'' vertreten. Aus dem gleichen Jahr finden sich im Nachlaß Heinrich Suso Waldeck's drei Briefe des Innviertler Meisters Richard Billinger, davon der erste an einen gemeinsamen Bekannten (vermutlich Ing. Bernlhard Ludwig) gerichtet ist. Soweit 'Sie die persönlichen und künstlerischen Beziehungen Richard Billingers zu Heinrich Suso_ Waldeck und Alfred Kubin beleuchten, seien die erwähnten Briefe hier wiedergegeben. St. Marienkirchen b. Schärding, 0. ö. 28. VI. 27. Lieber Herr Ingenieur! Ihren lieben Brief finde ich zuhause - besten Dank! Ich wußte nicht, daß Kubiln das Gedichtbuch illustrieren will - ich fände das natürlich sehr gut. Wenn Suso Waldeck das Buch zusammenstellen und Gedichte neu betrachten will, ist das nur glücklich. Auch „über die Ackier" haben Freunde zusammengestellt. Ich bin mit allen seinen Vorschlägen im vornhinein einverstanden, habe ich doch tausend Bedenken gegen ein „neues Gedichtebuch" von mir. Er kann natürlicil. auch Gedichte fortlassen, die ich einschickte, er soll mir nur, falls er sich wirklich die Mühe des Verfassens und Komponderens nimmt, das compositum zur Ansicht herschicken. Ich ltönnte ja auch noch einiges sclhicken, finde aber den Krug schon voll, wohl nicht des edelsten Weines! - Ich finde es niederträchtig, daß man Suso Waldeck nicht den Preis der Staidt Wien gegeben hat. Dagegen' sollte man ja schreiben und wüten. ]hr Richard Billinge•r. • St. Marienkirchen b. Schärding, 0. ö. 8. Juli 1927. Lieber aerr Waldeck - Wollen Sie ein Gedichtebüchlein zusammenstellen und haben Sie die Kraft und Güte, aus dem, was ich schickte, etwas herauszukristallisieren? loh wäre ja sehr glücklich darüber, wenn Ihnen das gelänge! Ich habe für meine Sachen nicht mehr den richtigen Blick, nicht mehr di,e Faust. Kubin, mit dem ioh gestern auf einer Bauernhochzeit war, ist sehr für ein Illustrieren eines Büchleins, er ist durchsichtiger, gläserner, gespenstischer als je. Er möchte auch ein Gedicht, das ich einmal über ihn machte, dabei haben; er wird es einschicken. Vielleicht gelingt llinen, lieber Herr Waldeck, ein Klang, etwas, woran sich Meister Kubin ergötzen un<l es nochmals in Melodie setZ!en kann. Ich habe eigentlich nichts mehr zu schicken. Es wäre ja an Material für einen Graphiker genug. - In dem Sinne wäre ein Büchlein vielleicht begrüßenswert. Ich gebe Ihnen vollständige Freiheit und es ist mir nur eine Freude und Ehre, wenn Sie sich die Mühe machen, ein 178
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