Bausteine zur Heimatkunde Endtschlöger aber, der wohl zugab, diese Aeußerungen getan zu haben, erwiderte, daß dies alles nur leeres Gerede gewesen sei. Der Stecken habe weiter keine Macht und Mittel, Menschen zu binden oder aus dem Schlafe nicht erwachen zu lassen, kenne er nicht. Er habe nur so geredet, weil es ihm Lust machte. Aber der Pfleger von Weinberg ließ nicht locker; er war überzeugt, einen zauberkundigen Mann vor sich zu haben. Und Zauberei war ein schweres Verbrechen und mußte bestraft werden. Er mußte also der Sache auf den Grund kommen. Endtschlöger war der Urheber des Diebstahles, hatte die Gelegenheit zu ihm ausgekundschaftet und hatte die Werkzeuge zum Einbruche mitgebracht. Er hatte sich zauberischer Mittel gerühmt und sich auch gebrüstet, daß mit einem Gewehre, durc,h dessen Lauf er geschaut habe, niemand schießen könne. Der Pfleger drang ernstlich in Endtschlöger, auszusagen, was er könne, und unterzog ihn mehreren Verhören. Er hielt ihm vor, daß es auffallend sei, daß er auf dem Wege zum Holzgatterer ständig vom Wege abgewichen sei und mit der einen Hand immer „gewachelt" habe, als müsse er etwas von sich abdrängen. Es müSse also jemand bei ihm gewesen sein. Endtschlöger aber erzählte, daß er nach dem Diebstahle .ganz wirr war. Er lief über Bühel und Gräben auf Schloß Weinberg zu und von da weiter, ohne zu wissen, wozu und wohin. Auf einmal stand er, als es licht wurde, vor einem mächtigen Tore und hörte das Ave-Läuten. Er fragte einen, der gerade daherkam, wo er wäre, und erhielt zur Antwort, daß er vor dem Linzer Tore zu Freistadt stünde. Da erst erkannte er die Stadt, in der er früher schon öfters gewesen war, und kam nun vollends zur Besinnung. Er ging dann zurück und suchte den Prein-Jod! auf, bei dem er einen Teil seiner Beute aufaß. Einen Segen, mit dem er Leute binde oder „in gwalln lege", daß sie aus dem Schlafe nicht munter werden, kenne er nicht. Den Stecken erwarb er vom Hirten zu Fellen, der ihm bedeutete, daß er ihn an einem Karfreitag vor Sonnenaufgang von einer Haselstaude abschnitt und .drei Geißeln vom Teufel und die Heiligen-Drei-König-Worte in ihm einschloß. Auf diesen Stecken konnte er sich verlassen. Aber er habe nie einen Zauber mit ihm ausgeübt und ihn zu keiner Macht benützt. Der Stecken habe ihm_erst einmal Dienste geleistet, als er aus Niederösterreich heraufwanderte und auf einer einsamen Stelle von vier Männern überfallen wurde. Er habe alle vier mit seinem Stecken niedergestreckt, jeden mit nur einem Hiebe. Aber er habe sich dabei nicht auf die Zauberkraft des Steckens, sondern auf seine Körperstärke verlassen. Ueber seine Person gab er im ersten Verhöre an, 32 Jahre alt zu sein; aber es wurde ihm nachgerechnet, daß er älter, mindestens 37 Jahre alt sein mü.sse. Er war das zweitemal verheiratet. Vom ersten Weibe hatte er vier Kinder, von denen zwei am Leben blieben, vom jetzigen Weiibe aber keines. Er war in Sankt Martin im Mühlkreise geboren und von Geburt an katholisch. Er erwarb mit etwa 20 Jahren das Azlhaus in Allerstorf der Herrschaft Neuhaus. Fünfzehn Jaihre lang besaß er dieses kleine Anwesen, war aber kein guter Hauswirt; er 16 237
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