Lang: Das Heimathaus in Obernbel'g am Inn meindekasse mit dem kunstvollen Schloß, dessen 12 Riegel mit einem einzigen Schlüssel betätigt wurden. An der Wand zum Aufgang in den ersten Stock sind Fahnenspi:tzen ehemaliger Kirchenfahnen, aus Eisenblech geschnitten, sowie einige kleinere Grabkreuze angebracht. Die vordere Fensternische enthält eine Marmor-Grabplatte aus dem Jahre 1566 (Abb. 8) von sehr feiner Arbeit, die ehemals das Totenkammerl schmückte, sowie zwei Sandsteingrabplatten und ein Weihwasserbecken aus Marmor. Auf dem Fußboden der Fensternische stehen zwei Mörser, die bei festlichen Anlässen verwendet wurden. Einige Lichtbilder an den Wänden zeigen die schönsten Fensterkörbe und Handwerksschilder von Obernberger Bürgerhäusern. Raum II Der kleine stimmungsvolle Raum ist vor allem der Arznei- und Heilkunde vorbehalten. An den Wänden hängen große Retorten, Kochkolben und Destillierapparate, wie sie früher der Apotheker bei Herstellung der Medikamente verwendete. Im Wandkasten ist eine Anzahl von Standgläsern und .Standschachteln aus dem alten Bestand der Apotheke. Eine Apothekerwaage im Empirestil und ein noch älteres Modell, sowie drei Kräuterschneidmaschinen zur Herstellung heilsamer Teesorten fallen auf. Eine vollständige homöopathische Apotheke mit einer großen Anzahl zum Teil noch gefüllter Fläschchen vervollständigt diese Abteilung. Als Stücke von Seltenheitswert sind in einer Virtrine schmiedeetiserne Opfertiere untergebracht, wie sie dem hl. Leonhard als Votivgaben in die ihm geweihte Kirche zu Aigen in Bayern gebracht wurden (Abb. 13). Daneben sind Behelfe des Kurschmiedes und des Baders, wie ein großer Schröpfkopf, Aderlaßmesser, Kehlkopfpinsel, Saugflaschen für Säuglinge, eine mit Zinnsauger, die andere ganz in Glas, :ru sehen. Darmkugeln von Pferd und Rind, sowie eine Pathologie für Kurschmiede aus dem J,ahre 1832 ergänzen diese Sammlung. An der Wand befindet sich eine größere Anza1hl von sogenannten Schnellrwaagen mit Laufgewichten, zum Teil ganz einfache Formen aus Holz, zum Teil solche aus Eisen in schwerer Ausführung, wt denen schon größere Lasten gewogen werden konnten. Auf dem Boden sind verschiedene Gewichte großen Formates aus Stein oder Eisen aufgestellt. Eichstempel, wie sie heute üblich 'Slind, tragen diese Gewichte noch nichit. Ein Bild vom Leprosenhaus im Vormarkt. Gurten, wo früher der Bader schaffte, fügt sich sinnvoll in den Raum. Raum III In einer Nische der schmalen Stiege, die in den ersten Stock emporführt, sind Gegenstände des Feuerwehrwesens untergebracht: alte Feuerwehrmützen, Tischzeichen aus den Stammlokalen der Feuerwehr, Feuerordnungen aus den _Jahren 1778 und 1832, eine Uebersicht über die verheerenden Großbrände der Jahre 1634, 1640, 1687 und 1811, schliießlich eine Anzahl Feuerlöscheimer aus Str<;>h, Leder und Jute, die einst in allen Häusern vorhanden sein mußten. Daneben ist die Ausstattung des letzten Nachtwächters von Obernberg zu sehen: die Hellebarde, das Feuerhorn und die Kontrol1uhr, mit der sein Gang in der 209
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2