OÖ. Heimatblätter 1953, 7. Jahrgang, Heft 2

Lang: Das Heimathaus iu Obernberg am Inn allen diesen Widerwärtigkeiten setzte ich die Sammeltätigkeit fort und konnte in mühseliger Kleinarbeit den Bestand wesentlich vermehren. Das Jahr 1938 brachte keine nennenswerten Aenderungen, doch wurde die Miete wieder regelmäßig gezahlt. Mit dem Einmarsch der Amerikaner kamen sehr kritische Tage. Bei der Durchfahrt eines amerikanischen Kranwagens wurden die Tragbalken des ersten Stockes durchgerissen und es bestand Einsturzgefahr für das ganze Haus. Auf Befehl der Amerikaner mußte das ganze Haus innerhalb 2 Stunden geräumt werden. Frauen, Kinder und Greise halfen mit bei dieser Arbeit. Auf einen wüsten Haufen wu·rden die gesammelten Gegenstände in die Turnhalle und ein Teil in den Schulgarten gebracht und gar manches Stück wurde zerbrochen oder ging verloren. In der Durchfahrt hingen die Balken des 1. Stockes durch, zerbrochen und zersplittert, die Front gegen Norden war aufgerissen. Während des Krieges war Frau Scheicher gestorben; sie hatte das Gurtentor i!hrem Neffen, der in englischer Gefangenschaft war, übergeben. Wer sollte das Gebäude ,vieder aufbauen? Das war die große Frage dieser Tage. Kurz entschlossen griff die Gemeinde Obernberg ein und mit einem Kostenaufwand von 34.000 S wurde das Haus wieder in Ordnung gebracht und ging nachher in den Besitz der Gemeinde über. Schon beim inneren Ausbau wurde auf den zukünft.igen Verwendungszweck Rücksicht genommen und nach Fertigstellung im Frühjahr 1946 übergab die Gemeinde dem Verschönerungsverein das Haus zur Unterbringung des Heimatmuseums. Es standen nun 9 Räume für Schaustellungen und 3 kleinere Magazine zur Verfügung, die ich unter Mithilfe de'S Schmiedemeisters Karl Sinnhuber nach eigenen Gedanken mit den muS'ealen Gegenständen belegte. Die Arbeit war nicht leicht, mußten doch die Sammelstücke, die zerbrochen und verstaubt waren, instandgesetzt werden. Trotzdem konnten die Sammlungen noch im Frühjahr 1946 der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden. Im Herbst 1948 gründete ich den Heimat-Verein Obernberg, der sich vom Verschönerungsverein loslöste und mit seinen derzeitigen 100 Mitgliedern die Liebe zur Heimat fördert und pflegt. Durch monatliche, mit D:skussionen verbundene Vortragsabende und 2 bis 3 gemeinsame Reisen in den Sommermonaten erreichen wir die gesteckten Ziele. Unser Heim - das Gurtentor Die Chronik berichtet, daß um das Jahr 1500 das obere sowie das untere Markttor (Gurtentor) schon sehr baufällig waren, weshalb der Passauer Bischof Wigileus Fröschl diese neu erbauen ließ. Ein Wappen mit dem Passauer-Wolf, sowie dem grünen Frosch im schwarzen Feld, ziert heute noch dieses Tor (Abb. 5). Im Jahre 1912 wurde dieses Tor abermals baufällig und wurde mit Unterstützung des Denkmalamtes wieder instandgesetzt. Beim Umbau 1945--46 wurde die Außenfassade wieder dem ursprünglichen Bild angeglichen, lediglich die unschönen Eingänge wurden im spätgotischen Stil dem Gebäude angepaßt, zu einer Seite (Zugang zu den Sammlungen) mit einer stilvollen, aufgedoppelten Tür ausgestattet, zur anderen Seite, die in ein Magazin führt, mit einer alten 207

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