OÖ. Heimatblätter 1953, 7. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter fallen aus leidbereitem, ergebenem Mund in die klösterliche Nachtstille. An seinem Lager wacht des Dichters Engel - ,,seine Schwester Lioba" - und schafft Linderung, wo sie es vermag. Ihr hat Suso Waldeck diese Verse gewidmet: Wie tief gefangen in mir selbst und Leid Wie bitt're Becher trinkend alle Tage, So saß ich hin; die halb erstickte Klage Verscholl vergebens. Gott, wie warst Du weit! Doch endlich legtest Du in Frauenhand Das gold'ne Schlüsselchen zu meiner Zelle ; Ich trat hinaus in jene milde Helle, -Die abends zögert über müdem Land. Wie kurz der Abend! Sieh, es dunkelt sacht.. Blei!b dru bei mir, o Schwester, bis zur Stunde, Da ich dir danke mit erblich'nem Munde Zum letztenmal. Dann sag mir: Gute Nacht! „Meine Schwester Lioba, ich danke dir für alles!", das waren Wo-rte, die der Sterbende in seinen letzten Stunden sprach. Bald darauf f.iel Heinrich Suso Waldeck in einen friedvollen, gnadenreichen Schlaf. ·was danach kam, war Verklärung: am Morgen des 4. September 1943 entschlief der Dichter Heinrich Suso Waldeck im Kloster zu St. Veit. „Diesem Menschen, der so unsagbar gut war, hat Gott ein Sterben geschenkt, wie es diesem besten der Menschen würdig war." (Enrica v. Handel-Mazzetti) Statt eines Nachsatzes zwei Briefe von Josef Weinheber, an die immer getreue Linzer Ordensfrau Lioba gerichtet, Ruhmesblätter für das Land, das ihm letzte Ruhestätte bot: Kirchstetten, 16. X. 43 Liebe, verehrte Schwester! Haben Sie herzlichen Dank für Ihren Brief vom 11. Oktober. Für die lieben Namenstagsglückwünsche dankt Ihnen meine Frau im besonderen. Ich habe bei der Frau - der Name fällt mir im AugenbHck nicht ein - , die Suso lange Zeit betreuen durfte (eine Wiener Stellenvermittlerin), angeregt, Suso ein seiner würdiges Grabmal zu setzen. Ste hat mir auf meinen Vorschlag nicht geantwortet. Der Vorschlag ging dahin, mit den für ein Gedenkmal gesammelten Geldern dem Verewigten ein k ü n s t I er i s c h es Monument zu setzen. Ich habe den Bildhauer, auch die Steine würde ich mir verschaffen. Ein Stieinmetzermonument (konfektionierter Natur) wäre der Bedeutung Susos als Dichter und Mensch nicht wüvdig. Sie haben ihn ja gekannt, Sie haben ihn in seinem Duldertum, in seinem Menschlichsten gekannt! Sie werden vielleicht glauben, ich sei ihm ein schlechter Freund gewesen, weil ich mich so wenig um ihn gekümmert habe. Aber Sie begreifen wohl: Zwischen den Lebenden, unter Männern überhaupt, steht die Scham; die Angst, ein etwa zu weiches Wort z.u sagen; die Liebe, die man für den anderen hegt, birgt, zu zeigen. Nun, da der andere vollendet ist, sehe ich erst so recht, was ich an ihm u n v o 11 ende t gelassen habe. Vielleicht hat er aber, weil er doch ein erleuchteter Geist war, meine Liebe erkannt. Jetzt darf ich ja davon sprechen. Ich muß Ihnen, liebe verehrte Schwester, für Ihr aufopferndes \Verk der Caritas hier aus inni,gem Herz;en danken! Sie und Ihr Orden haben sich ein Verdienst um den Verklärten erworben, das erst spätere Geschlechter, die im Blick nicht mehr von den wilden Geschehnissen der Zeit getrübt sein werden, z.u würdigen wissen werden. Der Verewigte fragt nicht mehr danach: Er hat die Palme und den Lorbeer. Vielleicht kann mir der Orden wegen des Monumentes einen Vorschlag machen. Ich möchte niciht von ,m i r aus handeln. Er hat im Schoße des Ordens .gelebt,· er ist im 204

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