Oberösterreichische Heimatblätter Fehler in allen meinen Sachen immer wiederkehrten. Ich bin froh, daß ich es mir selbst gegenüber eingestehen konnte. Als jugendlicher Heißsporn fällt einem das schwerer als es aussehen mag, we.il man noch nicht die rechte Bescheidenheit bes.ltzt. Nach Ihrien Zeilen kann ich es mir aber recht gut vorstellen, daß ein Dichter bei all seiner Phantasie u. seiner Kühnheä ganz bescheiden sein kann. Ich habe mir alles viel zu leicht vorgestellt, vieles kann die Begabung allein schon machen, aber nicht alles. Jetzt habe ich auch die Hast verloren, die mich noch vor ednem Jahr verfolgte. Ich glaubte, ·jeder '.rag wäre verloren,· an dem ich nichts schriebe. Ich weiß, daß jeder Tag, den man nützt, einen reicher entläßt. Man kann erst geben., wenn man gesammelt bat. Da.s hat mich vielleicht am meisten überwindung gekostiet, das unumschränkt einzugestehen. Gerade das Warten ist da so schwer. Mich drängt es, mich auszusprechen und dabei fühle ich aber, daß die Sprache noch nicht klar ist. Sie haben mir geschrieben, daß ich Begabung hätte. loh muß mich seitdem immer fragen, ob Begabung u. Berufung in diesem Fall in eins zusammoofällt. Klarheit gerade auf diese Frage ist für mich notwendig, weil sie über meine Zukunft entscheidet. Ich habe aus Ihren Reden entnommen, daß Sie es nicht für gut halten, wenn jemand .Germanistik studiert, der dichterische Begabung besitzt. Ich wäre ja von Herzen froh, wenn ich hin und wieder zu Ihnen kommen könnte. Meine Umwelt hier versteht nichts von solchen Dingen und allein tappt ma,n doch immer halb im Dunkel. Nach all dem konnte ich jetzt auch, Ihrem Rat folgend, endlich eine kleine Sache in Prosa schreiben; es ist wenigstens ein kleiner Anfang. Nochmals recht herzlichen Dank und frohen Gruß Ihr X. X. (Oberösterr. Student, damals Soldat) . • An F. X. Müller Mein hochwürdiger, liebster Freund! Be·inahe hätte es mir geglückt, diese elende Welt zu verlassen, aber es war wieder einmal nichts. Und so darf ich Dir zum Namenstag schreiben, daß ich Dich sehr verehre und sehr Heb habe, und daß es mir daher umso leichter fällt, Dir innig den gütigsten Segen Gottes zu wünschen. Das hätte Ich ja so gem mündlich getan, aber ich bin noch sehr krank. Gerade, als es bei mir sehr kritisch war, lag auch unser Herr Pfarrer zu Bett. Am Freitag war er hier, da ging es mir besser, aber Sonntag nachts und gestern vormittags umso schlechter. Heute kann ioh wenigstens diese paar Zeilen schreiben, die Dich - ich hoffe -- ein ·wenig freuen werden. Hochwürdiger Herr Professor, ich schließe ·mich mit ergebenstem Gruß und Glückwunsch an. In Ehrfurcht Ihre Leb wohl, mein allerliebster Freund! Ehre sei Gott! St. Veit, 1. XII. 42. An H. S. Waldeck Lieber Herr Professor! Schw. M. Lioba, F. D. S. Dein Suso Waldeck Wr. Neustadt, 19. 12. -12. Seit meinem letzten Urlaub ist bereits wie\ier geraume Zeit vergangen, ich bin aber trotzdem seither mit Ihnen zusammengetroffen und zwar in Wort und Bild. Bei meiner Abfahrt von Linz bekam ich von einem Kameraden das Buch: ,.Katholische Dichter in Wort und Bild". Ich glaube, das Buch ist im Jahr 1932 erschienen und es sollten noch andere dieser Reihe ·nachfolgen. Einigemale habe ich das Gedicht „Der Krug" gelesen, ich k~te es bereits von St. Veit au;s, wo Onkel und ich darüber gesprochen hatten. Ich hab mich dabei an einige Worte in Ihrer Einleitung zum oben genannten Buch erinnern müssen, daß Sie, wenn es ganz nach Ihnen ginge, aussohließlich Lyriker, höchstens noch Märchenerzähler wären. Für mich gäbe es ja gerade in Anschluß daran viel zu erzählen. Es ist schade, daß ich zu den Feiertagen nicht nach St. Veit kommen kann, ich hätte mich auf ein Wiedersehen sehr gefreut. Meine Freizeit benütze ich wie· immer zum Lesen und Schreiben. Ich habe mich in letzter Zeit einmal auf dramatischem Gebiet versucht. Und zw~ habe ich eine Art Laienspiel geschrieben, in ganz engem Zusammenhang mit der Heiligen Scluift. 200
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