Schiffkorn: Heinrioh Suso Waldeck und Oberösterreich Es bletbt mir heute eben e:in freies Stündchen, das ich benützen will, um Ihrer Bitte um ein Lebenszeichen nachzukommen. Mit welcher Freude ich es tue, kann ich Ihnen ebenfalls nicht sagen: Hier im Osten will es mir ein Traum dünken, daß es ein St. Veit gibt, daß es Ihre Verse gibt. Aber ich weiß es wirklich, und das ist so viel. In mancher bitteven Stunde sind mir Ihre Verse vor die Seele getreten: ,,Schön ist auch das tote Lachen des Mondes . . ." und haben mich erle!l.ohtert. Das äußere Geschehen ist bald erzählt. Wir wurden anfangs dieses Monats in eine fürchterliche Abwehrschlacht geworfen. Diesen Ereignissen geziemt Schweigen. Der Gegner !hat sich verblutet, über 1000 abgeschossene Panzer be• zeichnen hinlänglich seine Materialverluste. An einzelnen Frontstellen kommt jetzt nur mehr ein Seufzen und Stöhnen von drüben geweht und eilllzelne Schüsse, d!ie die Schwerstverwundeten auslösen. Es sind Spätsommertage gekommen mit einel' verklärten Bläue und goldenen Luft, wie ich sie noch niemals sah. Rußland ist verinnerlichte Schönheit, ungeheuer ist der Himmel, nirgends an se!l.ner Wölbung gebrochen, die E-benen und sanften Hügelschwellen verdämmern in unsäglichen Weiten. Zwischen mächtigen Birken und Ulmen sind die braunen Dörfer aus der Eroe gewachsen, eines nahe und das nächste schon im Unendlichen, eine Windmühle hebt ihre Flügel ins Blau. Darf ich über Ihre Kra.nlmeit beruhigt sein? Mit allen guten Wünschen bin ioh bei Ihnen! (Beigesohlos.sene Gedichte: .,Die müden Blumen nicken", .,Rausche Regen".) Seien Sie, sehr verehrter Herr Professor, ergebenst gegrüßt von Ihrem Bruno Ammering • An Josef Gahleitner St. Veit, 27. August 42 Mein verehrter, lieber Freund! Bitte, nimm zum Tag Deines Taufpatrons meinen innigsten Gruß und Segenswunsah für Dich und Deine liebe Familie entgegen! Der Geist Gottes mache Dich stark und froh! Auch Deinem Seppei wiilllsche ich von ganzem Herzen die besondere Gnaide unseres guten Heilandes. Euch alle habe ich lieb, sehr lieb, und ich bitte, bletbet auch Ihr mir gut! In Treue De:in alter Suso Waldeck • An H. S. Waldeck Lieber Suso recte Augustinus! Augustinus! Wei.it, da geht mir i:mmer das Herz weit auseinander, wenn ich diesen Namen höre. Und daß gerade Du auf diesem Namen einst in das „Reich Gottes" eingetreten bist, freut mich erst recht. Möge Dir dieser Dein großer, mächtiger Patron vor Gott allen Segen für Seele und Leib erbitten; beinahe möchte ich den L e i b in den Vordergrund stellen! - · Ein besonderes geistliches Gedenken beim morgigen hl. Opfer (das ich in Pulgarn feiern werde: Feierli:che Profeß des Dr. Bock!) soll mein Wünschen unterstreichen. Du Armer hast, wie ich hören mußte, Deine Crawatte verloren. Ich hab keine, um sie Dir zu ersetzen. Was soll -· um Himmelswillen! - ein Dichter ohne Crawatte! - Erst Dienstag bist Du nach St. Veit gekommen! Aber in v-erihält.nismäßig guter Stimmung, wie man mir sagte. Nein nein, Suso, wir haben uns noch nicht zum letztenmal gesehen! Ich lebe vi·elmehr einem frohen Wiedersehen. So nun krieche ich ZUJm Klavier und vertone zum 3. Mal den Text: ,,So nimm de:nn meine Hände u. führe mich". Dir und Deilller Umwelt die herzlichsten Grüße! 27. VIII. 42. Dein ganz ergebener Fr. X. Müller * An H. S. Waldeck 17. 9. 42 Lieber Herr Professor! Nach langem Schweigen danke ich Ihnen von ganzem Herzen für Ihren Rat. Ich wollte nicht früher schreiben, bevor tah nicht auch mit mir selbst vollkommen e.intg war. loh habe gleich nach den feinen Stunden bei Ihnen gemerkt, welche 199
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