OÖ. Heimatblätter 1953, 7. Jahrgang, Heft 2

Oberösterreichische Heimatblätter ihm. Er empfing mich wie einen längst Bekannten . . . Es war ein banges Gefühl, zu erraten, was ihm in seiner Einsamkeit ein Gespräch an Freude und Anregung bedeute und was seinem immer schwerer heimgesuchten Körper zumutet werden durfte". Aber auch an offizieller Stelle hat man in Linz den Dichtergast zu schätzen gewußt. Die vornehme Art, mit welcher Dr. August Zöhrer, der damalige Leiter des städtischen Kulturamtes, Heinrich Suso Waldeck zur Mitarbeit am Jahrbuch ,,,Stillere Heimat", Jahrgang 1942 und Jahrgang 1943, eingeladen hat, verdient dank.bar anerkannt zu werden, hat doch diese Einladung dem Dichter, wie aus dem Briefwechsel, der im Rahmen dieser Arbeit zur Veröffentlichung gelangt, deutlich zu ersehen ist, viel Freude bereitet. Trotz mancher Bitternisse, die Heinrich Suso Waldeck in seinem reichbewegten Leben erduldet hat, bewahrte sich seine Seele einen Glanz und eine Leuchtkraft, die alle in ihren Bann zog, die sich ihm näherten, ob dies nun Dr. med. Hans Marbach war, der nach Dr. Dejakos Abgang den Dichter während seiner letzten Leben.sizeit ärztlich betreute, oder etwa der priesterliche Freund Franz Xaver Müller, der Heinrich Suso Waldeck anläßlich eines Linzer Besuches, wie seinerzeit Dr. Franz Schnopfhagen, mit einer Vertonung der „Späten Grille" überraschte. Heinrich Suso Waldecks oberösterreichischer Freundeskreis kann alles eher als homogen genannt werden; das spricht für seine menschliche Größe, für die Fülle seines inneren Reichtums. Dem Linzer Bekanntenkrei,s, der den Dichter auch gerne in St. Veit aufsuchte, war er mehr als nur ein beliebter Gesprächspartner. Aus Briefen Walter Streitfelds und Johannes Würtz's sowie aus einem Grußblatt, das Heinrich Suso Waldeck dem erkrankten Johannes Würtz zusandte, wird die:s deutlich sichtbar: Mit den wechselnden Witterungen denke ich immer Ihrer, wie Sie sich befänden. Heute wird durch einen milden Schnee, der in der Nacht fLel, noch vor dem neuen .Jahr das Getrennte vereinbar und die Fernen näher. Und ich möchte wissen, wie Sie die Nacht verbracht haben und wie Sie das mit dem morgendlichen Schnee empfinden; sonst ist er uns nichts nütze. Jeder hat ihn allein, anders; es ist nur eine subjektivistische -Oberfolgerung, der Tr~t von der Raumübeiwindung der Entfernten und der gleichen Behausung der Getrennten. Sie sehen, es ist ein klägliches 1'asten, Sie zu erreichen, einen einheitlichen Zustand zu bilden, in dem ich Ihnen begegnen könnte - da bleibt i~mer nur die sonderbar gesegnete Stunde im Sommer in meinem Büro, in der sich sogar das ewig, zeitlos fressende Ungeheuer Zeit, das dort triumphiert, In den Ecken zu drücken schien. (W. St. an Suso Walde<:k, Brief vom 30. 12. 42.) • Liebster Dr. Johannes! Schlimmes machen Sie mit, aber Sie sind tapfer, wohl tapferer als ich, den Ihre Eriu-ankiung recht aus dem Gleichgewicht gebracht hat. Es geht Ihnen besser, schreibt Ihre liebe Frau, und ich erwarte mit Sehnsucht die ·Nachricht, daß alle Gefahr vorbei ist. Meine Sr. Lioba grüßt Sie ergebenst und hofft auf lh:ce Genesung. Sie liegt mit einer Grippe zu Bett. Tausend und abertausend Grüße, mein guter, guter Doktor Johannes von Ihrem Suso Walde<:k. St. Veit, 30. 3. 43 (H. S. W. an Dr. Johannes Würtz) 186

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