OÖ. Heimatblätter 1953, 7. Jahrgang, Heft 2

Schlffkorn: Heinrich Suso Waldeck und Oberösterreich Ich habe ungefähr vor Jahresfrist, vom Lärm der Stadt vertrieben, in einem ländlichen Hause Zuflucht gesucht und zu meiner neuen Wohnung gehört auch ein a,bgelegeneres Stück wilden Gartens. Wenn ich dort an Sommer- und Frühherbstabenden um die Dämmerzeit, in mich zurückgezogen, ruhte, mußte ich mir immer wieder jenes Gedicht vorsagen (und es war schon mehr ein Singen als ein Sagen), sodaß ich eigenen Dichtens ganz vergaß. Und ich war seli,g dabei. Kennen gelernt hab ich dieses Gedicht, mit dem sich an Klang und Tiefe kaum ein anderes Abendgedicht wil'd messen können, durch meinen Freund Franz Schnopfhagen, der in Altenfelden im oberösterreichischen Mühlviertel als kleiner Arzt und großer (wenn ruuch noch kaum bekannter) Tondichter lebt. Ihm, dem Sohne jenes Schnopfhagen, der durch die wunderbare Weise zu Stelzhamers ,Hoamatland' zum Schöpfer unserer Landeshymne geworden ist, haben Ihre Verse den Einfall zu seinem bisher schönsten Lied gegeben. Wenn Sie an kongenialen Vertonungen Ihrer Gedichte Interesse haben, so will ich Ihnen gern das Manuskript ve:r,schaffen. Ich stelle mir vor, daß es einmal im Rahmen eines Heinrich Suso Waldeck-Abends einen guten Platz haben könnte. Oder es ließe sich auch einmal ein Abend denken: ,Oesterreichisches Ged•icht im Klange österreichischer Musik' und da sollte dann gewiß eines der besten Gedichte, wenn es zugleich der Text eines der besten Tonwerke ist, nicht fehlen. A:uf jeden Fall sollen Sie um d:as Dasein dieses Liedes wissen, an-dem selbst ein Dichter seine reine Freude haben müßte, der sonst Vertonungen seiner Gedichte abhold ist. Im übriigen können Sie sic;h meine Freude ausmalen, als ich die geliebte ,Grille' in Adalbert Schmidts Literaturgeschichte zitiert fand, aus der ich auch erst erfuhr, daß diese Gnadenverse einem neuen Gedichtbuch mit dem schönen, verheißungsvollen Titel ,Die milde Stunde' entstammen." Nachdem Heinrich Suso Waldeck im Zusammenhang mit den Ereignissen von 1938 seine Wirkungsstätte an der Wiener Ravag verloren hatte und somit brot.. und obdachlos geworden war, fand er im Spätherbst des gleichen Jahres im Exerzitienhaus des Klosters der „Töchter des göttlichen Heilandes" in Wien, Kai1Serstraße 25, Aufnahme. Im Frühsommer 1939 wurde für den seit Jahren schon an Dia1betis und Angina pecto,ris schwerleidenden Dichter ein Aufenthalt in frischer Landluft dringend erforderl~ch. Sr. Lydia, die damalige Oberin der oberösterreichischen Niederlassung der „Töchter des göttlichen Heilandes", war gerne bereit, den Kranken in ihrem Kloster zu St. Veit i. M. zu beherbergen. Sr. Lioba (Pauline Hlinka), einer gebürtigen Linzerin, wurde die Betreuung Heinrich Suso Waldecks übertragen: die Begegnung mit Sr. Lioba, diesem Engel an Geduld und Opferbereitschaft, bedeutet im Leben des ruhelosen, unsteten „Bohemien Gottes" Heinrich Suso Waldeck eine entscheidende Wende, mit der gleichzeitig auch schon des Dichters Lebensabend anbricht. Keine Geringere als die Handel-Ma:zzetti hat uns ein Bekenntnis, überliefert, das der Dichter „aus seiner Einsiedelei St. Veit bei den Ehrw. Töchtern des 181

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