Schrifttum Dr. Othmar Wessely hat damit Oberösterreich endlich das gegeben, was andere Bundesländer, wie Wien, Niederösterreich, Kärnten und Salzburg schon längst besessen haben: eine „modernen Anforderungen entsprechende Darstellung seiner Musikvergangenheit." Der Oberösterreicher hat sich mit der allgemein verbreiteten Meinung abgefunden, daß seine engere Heimat mit Ausnahme des Großmeisters Anton Bruckner in musicis nichts geleistet hätte. Daß dem keineswegs so Ist - auch gar nicht sein kann, denn kein überragender Komponist fällt einem Lande zufällig in den Schoß, sondern vermag sich nur In einer blühenden Musikpflege, in welcher Form Immer, zu entwickeln -, kann er nun aus der vorliegenden Darstellung erfahren. Obwohl Oberösterreich einer landeEfürstlichen Hofhaltung entbehren mußte, gaben die Klöster, später das Bürgertum und ein hochentwickeltes Schulwesen dem Lande eine erstaunlich reiche Musikkultur. Deren bester Kenner ist Dr. Wessely auf Grund jahrelanger Studien, die er bisher in verEchiedenen Einzel-Abhandlungen veröffentlicht hat. Ihre in der „Musik in Oberösterreich" gegebene Zusammenfassung muß als eine wahre Fundgrube wissenschaftlichen Materials, nicht zuletzt durch die erschöpfenden Literaturangaben angesehen werden. Die nüchterne wirnenschaftiiche Sachlichkeit des Buches erscheint für den Fachmann, der es als Quellenwerk benützen will, als Vorteil, für den interessierten Laien aber als Nachteil. Daher ist zu wünschen, daß der Verfai:ser sein Werk in umfassenderer, volkstümlicherer Darstellung einem breiten Leserkreis zugänglich machen möge. Der zweite Wunsch nach Fortsetzung seiner Studien und ihrer späteren Ergänzung braucht nicht erst ausgesprochen zu werden. Seine Erfüllung stellt Dr. Wessely in Aurnicht, wenn er die Frucht seiner bisherigen Arbeiten als bloßen „ersten Versuch", der keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann, bezeichnet. Den Beginn macht eine Uebersicht über die mit der Musikpflege in Zm:ammenhang stehenden Funde im Lande. Daran schließt sich eine Darstellung der Pflege des gregorianischen Chorals in den Klöstern, des Minne- und später des Mei:tersanges, des geistlichen Dramas im Mittelalter und zur Zeit der Gegenreformation, der Spielleute und des weltlichen Dramas der Humanisten wie der Jesuiten, der alten Kirchenmm:ik, des bestimmenden Einflusses, den die Schulen (zuerst der Ordenshäuser, zur Zeit der Reformation die evangelischen Stadt- und Lateinschulen, besonders die Linzer Landschaftsschule als Vorgänger des heutigen Bundesgymnasiums) mit ihrem humanistiEch-musischen Bildungsziel auf das Musikleben genommen haben, der besonders wichtigen Musikpflege im Stift Kremsmünster und anderen Stiften, der ,,Turnergilden", der Beziehungen der Wiener Klassiker zu Oberösterreich, der städtischen, später ständischen Bühne als Vorläufer des Landestheaters, der Gründung des Linzer Musikvereines und der Gesangvereine im 19. Jahrhundert, schließlich der schaffenden und nachschaffenden Künstler bis zur Gegenwart. J. u n f r i e d Nachricht an unsere Leser Die vorliegende Nummer der „Oberösterrelchi:;:chen Heimatblätter" enthält als Beilage die erste Folge der neu erscheinenden Mitteilungsblätter des Adalbert StifterInstitµtes des Landes Oberösterreich, die der Förderung und Zusammenfassung der Stlfterfornchung in Oesterreich und im Ausland, der Veröffentlichung von wissenschaftlichen Arbeiten und der Berichterstattung über die Tätigkeit des Institutes dienen. Wir hoffen,. mit dieser Beigabe, durch die der Bezugspreis unserer Zeitschrift nicht erhöht wird, den Stifterfreunden unter unseren Lesern eine Freude -zu machen. 6 81
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