OÖ. Heimatblätter 1952, 6. Jahrgang, Heft 1

Hack: Der Messerhandel der Stadt Steyr bis zum Ausgang des 17. Jahrhunderts Messerern, die sich zu Großkaufleuten emporgeschwungen hatten, befaßten sich auch die Eisenhändler neben dem Eisenverlag mit dem Vertrieb jener Waren. Zu Ende des 15. Jahrhunderts, als das Leben der Stadt auf allen Gebieten darniederlag, auch der Rad- und Hammerwerksverlag durch die Steyrer Eisenhändler nicht mehr aufrecht erhalten werden konnte, traten auch für das Handwerk schlimme Zeiten ein. Infolge der Absatzstockungen sanken die Preise und Spekulanten fanden hier guten Boden für ihre Geschäfte. Sie kauften zu billigen Preisen die gesamten Erzeugnisse auf, verwendeten oftmals geliehenes Geld hiefür und bereicherten sich in kurzer Zeit. Als krass.es Beispiel sei Lorenz Gutprodt erwähnt, der Begründer eines der größten Verlagshäuser, der auf diese Weise sein Vermögen schuf 3 7 ). Er kam ganz mittellos nach Steyr, beteiligte sich mit geborgtem Geld in der geschilderten Weise am Messerhandel und erwarb in wenigen Jahren 8000 fl. In dieser Not beschlossen die Messerer, ihre sämtlichen Erzeugnisse an einen Wiener Händler abzugeben, schlossen Lieferungsverträge mit diesem, der die Messer den Steyrern nach dem Tausend zu bezahlen hatte 3 8 ). Man wollte also die gesamte Messerhandlung zentral regeln und hoffte so, eine Besserung zu erzielen. Aber schon ein Jahr später hielten sich die Messerer aus nicht feststellbaren Gründen nicht mehr daran und forderten vom Rat eine neue Ordnung für den Handwerksverlag. Die Unzufriedenheit über die geschilderten Verhältnisse waren mit die Gründe für den Handwerkeraufstand bei den Ratswahlen zu Beginn des 16. Jahrhunderts 89 ). Im Laufe des Jahrhunderts, als sich ein geschlossener Stand der Eisenhändler bildete, kam auch der Handwerksverlag wieder in bessere Ordnung. Er'St um 1580, als sich langsam Absatzschwierigkeiten bemerkbar machten, die Neuaufnahmen in das Handwerk jedoch unvermindert anhielten, gab es auch im Messerverlag Unstimmigkeiten 40 ). Die Zeiten der „Wierde" 41 ), in denen die Händler nur mit großen Mengen Handel trieben, gutes und schlechtes Messerwerk aufkauften und trotzdem reißend Absatz fanden, schienen zu Ende zu sein. Obwohl es üblich war, daß die Lieferungen an die Händler zu je 1000 Stück erfolgten, konnten manche Messerer nicht mehr als 100 Stück an ihre Verleger abgeben; diesen waren sie wirtschaftlich völlig ausgeliefert, sie nannten sich selbst „Leibeigene, deren man sich bedient, wenn man sie braucht und in Notzeiten sich selbst überläßt" 42 ). Neiderfüllt sahen die Messerer auf die Händler, die sich in schlechten Zeiten auf ihre Güter zurückzogen, vom erhandelten Kapital lebten und das Gewerbe hungern ließen. Aber schlugen nicht die Messerer ihren verlegten Klingenschmieden und Schleifern gegenüber dieselbe Taktik ein? Auch diese mußten schwere Kämpfe führen um die Erhöhung der Preise für ihre Klingen. Die allgemeine Preissteigerung zu Ende des 16. Jahrhunderts berechtigte aber die Messerer zum teureren Verkauf ihrer Waren, sie konnten jedoch jahrelang keine Erhöhung der Messerpreise erzielen. In diesen Zeiten waren 7

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