OÖ. Heimatblätter 1952, 6. Jahrgang, Heft 1

Oberösterrei~hische Ueimatblätter spannender Roman liest und wieder einmal beweist, daß wissenschaftliche Gründlichkeit und eintönige Trockenheit der DarEtellung nicht unbedingt zusammengehören. Dazu kommt ein tiefer, ja geradezu heiliger Ernst der Betrachtung und eine liebevolle, ja geradezu brennende Sorge um die Weiterentwicklung des Volkstums, dessen letzte und bedeutungsvollste Entscheidungen überzeugend herausgearbeitet werden. Selbstverständlich gestattet es weder der Umfang des Stoffes noch die Art des Buches dem Forscher Wolfram, erschöpfend auf alle örtlichen Sonderformen der österreichischen Landschaften einzugehen. Für die oberösterreichischen Leser seien daher einige Bemerkungen angefügt: Seite 46: Perchten werden im vergangenen Jal1rhundert sowohl in Linz wie in anderen Orten Oberösterreichs im Schrifttum als bodenständig erwähnt. Das Perchtengebiet umfaßte daher wahrscheinlich einst auch Oberösterreich. Der „Eckerische" des Innviertels, bei dem einzelne Figuren nur durch Stampfschritte begleitet, andere wieder im Zickzack-Hupf gesprungen werden, zeigt Züge der Perchtentänze. Auch die Salzkammergut-Glöckler mit ihren Lichterkappen dürfen niemals während ihrer stundenlangen Läufe ruhig stehen bleiben. Trafen ihrer zwei Passen zusammen, EO mußte auf Tod und Leben gerauft werden und wer dabei erschlagen wurde, dem ward kein christliches Begräbnis zuteil. Di,e Verwandlung der Tänzer in Dämonen blieb also noch bewußt. Seite 52: In den oberösterreichischen Hirtenspielen scheinen Hirten-, Engel- und Judentänze auf, auch das Kinderlwiegen wird in einer Art Reigenform erwähnt. Seite 55: Zu den Faschingumzügen, die mit Tanz verbunden sind, wäre auch das ,,Rauhnachtsingen" in Nebelberg (oberstes Mühlviertel, nahe der bayrischen Grenze) als oberösterreichische Besonderheit zu zählen. Seite 57: Die ursprünglich auch im Laufschritt brennend heimgetragenen und auf die Felder gesteckten Osterseheiter werden heute teilweise schon mit dem Traktor auf die Felder gefahren. Seite 59: Maibaumsetzen, Maibaumkraxeln wie Maibaumlegen sind auch in Oberösterreich mit TänZien verbunden. Dazu gehört auch der Mitternachtslandla, bei dem in der ersten Mainacht, Schlag 24 Uhr, die Zeche um den Baum tanzt. Seite 60: Auch im westlichen Innviertel wird der Bandltanz von Burschen gezeigt, wobei Sprüche am Anfang, in der Mitte vor dem Ausflechten und am Ende aufgesagt werden. Seite 64: Das Radbohren, in Oberösterreich meist Mühlradltreiben oder Sterntanz genannt, wird beim Maschintanz noch heute gern gezeigt, aber nur von Männern geübt. Seite 69: Am, sehr selten um das Sonnwendfeu,er, wird von den Zechen auch noch meist Landla getanzt. Seite 75: In den letzten Jahren wurden auch auf Feuerwehr- und Jägerbällen alte Tanzformen v.'i.e Schwerttanz, Maschkera, Dreisteirer gezeigt. Seite 80: Der Reiftanz ist auch in oberösterreichischen Städten, z.B. in Linz, durch die Bindergesellen geübt worden. Seite 88: Zu den Kettentänzen gehören auch einzelne Formen des Kuchltanzes oder Kehraus, der am Schluß -einer Hochzeit getanzt wird. Seite 98: Das Loskaufen des Bräutigams von der Holzknecht-Paß am Abend vor der Hochzeit geschieht in der Form des „Kreuzigens", das natürlich auch mit einem frohen Tanz ab::chließt. Seite 100: Als Ehrentanz werden in Oberösterreich Landla, Steirer, Walzer und Bairisch verwendet. Seltsame Hochzeitstänze sdnd der Zuckerhuttanz, bei dem am Schlusse der Hochzeit ein festlich geschmückter Zuckerhut von der engsten Hochzeitsgesellschaft umtanzt wird, und der Lichtertanz, wobei der Brautführer die ihn 76

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