OÖ. Heimatblätter 1952, 6. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichi$c:he'' lieimatblätter· an uns vorüber, wie auch die beiden Auffassungen·der fieimischeri, bodenveiwurzelten und der eingewanderten, auflockernden Gotik Darstellung finden. Oesterreich hat ·ja ·.,für das, wa:s man gewöhnlich unter ,Spätgotiik' versteht, eine bisher noch völlig unerkannte Bedeutung einzunehmen!" In dem Abschnitt „Das Bauwerk und se·ine Entstehung" wird zuerst über das Baumaterial gesprochen, dann über die „Bauhütte", ,endlich folgt eine Auseinandersetzung über die Meinungen voin Entstehen der Gotik, die 'in eine geistesgeschichtliche und metaphysische Betrachtung mündet, wobei das übermächtige „Wachstums~ erlebnis", die Erweckung des Einzelbewußtseins durch die Mystik, der Einfluß des Nikolaus v. Cues herausgearbeitet wird. Formal verdrängt die Längstonne in der Spätgotik den Spitzbogen. Endlich ist Anton Bruckners gedacht, der, ein unbewußter, letzter Gotiker, eine „gotische Symphonie" schreiben wollte. Im 3. Hauptstück werden die Bauwerke in ihrer geradezu überwältigenden Mannigfaltigkeit kunstgeschichtlich eingeordnet. Hier kommt nicht nur der Unterbau durch die beiden ersten Abschnitte zur Auswertung, sondern auch der einmalige Ueberblick des Autors über die Materie überwältigend zum Ausdruck. Wir dürfen ja nicht übersehen, daß die Gotik mit mehreren unterschiedlichen Strömungen in unsere Heimat eindringt und sich etwa alle 50 Jahre tm Stil ändert. Für die oberösterreichische Lage u:t besonders „der Bauernkrieg gegen das aristokratische Stilgesetz der reinen Gotik", wobei die Chorsiedler vielfach den Anstoß zu Neubauten geben, typisch. Es wird immer mehr klar, daß auch in der Baukunst eine Entwicklung feststellbar ist, die ins Barocke überleitet. Nur ein Teil der unzähligen Bauten ist aus den Bauhütten von Wien, der Tochterhütte von Steyr, der Passauerbezw. Burghausner, der Admonter und Haller und einer in Kärnten zu erklären, denn immer wieder melden sich auclh die Landeskräfte zu Wort. Dies bringt eine Unzahl von Variationsmöglichkeiten. Auf Oberösterreich in seiner Nahtlage ist in hesonderer Liebe eingegangen, wobei auch der Krummauer Hütte der Herren von Rosenberg - besonders für das Mühlviertel - Wichtigkeit zukommt. Die Bedeutung des Innviertels fand hingegen schon früher wiederholt eingehende DarsteHungen. Die „Wechselberger Figuration" dieses Raumes können wir bis Tirol und Kärnten verfolgen. Die Zuweisung Mondsees an einen Landshuter Meister wird ebenso entschieden abgelehnt, wie die des Freistädter Chores an Meister Pilgram. Passau, das zu einer der vier deutschen Bauhütten aufrückt, dringt mit seinen Bauten den Passauerwald abwärts vor. So wird Oberösterreich als ein Kreruz,ungsfeld ersten Ranges deutlich, wobei srich die Ausstrahlung Steyrs (-Wiens) an der Traun mit dem bayrischen Einstrom trifft. Der gesruchte Meister vor Stephan Wultinger ist vielleicht der in Ohl.rdorf verewigte Hanns v. Aiichlham (1501), auf den ich ·in meiner Arbeit über Ohlsdorf im Oberösterreichischen Kulturbericht 1951, ··Folge 14, ·anläßlich der Kirchenrestaurierung hinweisen konnte. Eben in dieser Gruppe kommt es zu der Synthese zwischen handwerklichem Bauschaffen des „Landls" und der Burghausner Sech.Eeck-Kirche, ja von hier setzt auch eine Bewegung nach Westen ein, die wiederum den Inn erreicht. Aruch das untere Mühlviertel wird von dem Innviertler Typ „Handenberg" befruchtet, der m Gojau Südböhmen erreicht. Im Gegensatz zu Südtirol wird auf die Entwicklung in Südböhmen weniger eingegangen. Einen besonderen Rang nimmt Tirol ein, während in Vorarlberg und Kärnten viele ,.Versteinerungen der Blockbatikirchen" anzutreffen s:ind. Auch hier stellen· die Landesgrenzen natürlich keine Typenabgrenzungen dar. In Steiermark knüpfen sich wiederum Fäden mit Steyr, aber auch mit Wiener Neustadt (Friedrich III.). Auch Braunau hat, wie in Maria-Rehkogel oder in Gröbming, seine Ableger; auch Sekkau ist schon in Weigerstorf vorgebildet, dem die Sakristei der Kremsmünsterer Pfarre in. Kirchberg ,entspricht, worauf noch _,nicht. hingewiesen wurde,

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