OÖ. Heimatblätter 1952, 6. Jahrgang, Heft 1

· Schrlfttwtr :": · ·· faufende chronikalisch-literarische Ueberlieferun'g einbauen, da· die · grundlegende kritische Ausgabe der österreichi;::chen Annalen von Wilhelm Wattenbach erst in Vorbereitung war. Einen besonderen Wert verliehen der Sammlung die zahlreichen zum Teil sehr umfangreichen Anmerkungen mit kritischen Abhandlungen zur mittelalterlichen österreichischen Geschiente. Dieses Werk fand - wie das ganz gleichartig aufgebaute zweite große RegestenWerk Meillers, die „Regesten zur Geschichte der Salzburger Erzbischöfe" für die Jahre von 1106 bis 1246, erschienen 1866 - in der wissenschaftlichen Welt größten Beifall, Aber darüber hinaus erwies sich dieses Werk weiterhin als eine so hochwertige dauerhafte Grundlage der Forschung, daß es 100 Jahre währte, bis eine den einstigen Ideen Chmels entsprechende Urkundenpublikation an seine Stelle trat. Aber bis das neue Urkundenbuch der Babenberger zum Druck befördert werden ~onnte, hatte sein Schöpfer Oskar Freiherr von Mitis 10) bereits mehr als ein Menschenalter daran gearbeitet gehabt. Mitis (geb. 1874, 1915-1925 Direktor des Haus- Hof- und Staatsarchives) hat bereits zur Zeit seiner Institutsfrequenz ( 1898/1899) rue Beschäftigung mit den älteren österreichischen Urkunden aiufgenommen und mit den Arbeiten zum Babenbe-rger Urkundenbuch begonnen. Im Jahre 1900 hat die Generalversammlung des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich auf Anregung von Alfred Dopsch die Herausgabe des Babenberger Urkundenbuches beschlossen und Mitis mit dieser .Aiufgabe betraut. Mitis arbeitete an dem Werk fortgesetzt weiter und bereitete für <las Vereinsjubiläum 1914 den Siegelatlas der Babenberger vor, auf den das Urkundenwerk in drei Bänden hätte folgen sollen. Der Ausbruch des Weltkrieges und seine Folgen brachten aber das Werk vorerst zum Stocken und der Verein mußte sich gänzlich davon zurückziehen: Das 1939 beabsichtigte Erscheinen des Werkes im Rahmen der Monumenta Germaniae Historica veranlaßte Mitis zur Wiederaufnahme der Arbeit, •allein grundsätzliche Meinungsverschiedenheiten mit der Monumenta-Direktion verhinderten die Ausführung dieses Planes. Der Ausbruch <les zweiten Weltkrieges machte dann die Weiterarbeit- und· die Drucklegung unmöglich. Aber unmittelbar nach Beendigung der Kriegshandlungen haben die Akademie der Wissenschaften und das Institut für österreichische Geschichtsforschung die Weiterführung und Vollendung des Urkundenbuches als eine der dringendsten Aufgaben der österreichischen Geschichtsforschung wieder in Gang gebracht und konnten dank der Mitarbeit von Heinrich Fichtenau und Erich Zöllner dem Vaterlande und der wissenschaftlichen Welt 1950 den ersten Band vorlegen. Auch Bücher haben ihre Geschichte. Nicht von ungefähr ist, wie die obigen Ausführungen dartun, das Babenberger Urkundenbuch entstanden. Vielmehr ist es das Ergebnis einer mehr als hundertjährigen Planung, die sich nie ganz aus dem Gesichtskreis der daran Interessierten verloren hat. Nicht auf den ersten Anhieb ließ ,f:dch diese Planung verwirklichen. Zwischen die ursprüngliche Idee und ihre endliche Ausführung schob sich als eine an sich vorzügliche Zwischenlösung Meillers Regestenwerk ein, das die endgültige Ausführung wirksam unterbaute. Die Idee des Ganzen aber wurzelt in der Romantik, da als Folge der Napoleoni.Echen Kriege die Liebe und das Interesse für die heimatliche und vaterländische Vergangenheit weiteste Kreise erfaßte, und in jenem Gelehrtenkreis zu St. Florian, dem auch Chmel angehörte, der dort die Grundlagen für seinen künftigen Beruf gewonnen hat. Angesichts solcher Beziehungen steht das Babenberger Urkundenbuch doch in einer ganz besonders engen Verbindung mit der Geschichte des oberösterreichischen Geisteslebens, als dessen Frucht es in einem gewissen Sinne betrachtet werden darf. Der erste Band des neuen Werkes repräsentiert sich nach seiner Aus~tattung in Papier und Druck als hervorragendes Erzeugni.s der österreichischen Buchherstel71

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2