OÖ. Heimatblätter 1952, 6. Jahrgang, Heft 1

Oberösterre!chisclie' H'.eimatblätter daß dessei:i erster Band 1852 ·in •die Welt hinausgehen konnte, dem· 1855 der zweite und 1862 der dritte folgte. In den beiden letzteren Bänden aber wurde erstmalig eine größere Anzahl von Babenberger-Urkunden zum Abdruck gebracht 6 ). Wenige Jahre vorher, am 14. Mai 1847, ist in Wien die Akademie der Wissenschaften ins Leben getreten 7 ). Als sich am 24. November 1847 die Historisch-philologische Klasse der Akademie konstituierte, hielt Josef Chmel einen großen Vortrag, der die künftige Tätigkeit der Klas::e einleiten· und ihr die künftige Richtung geben sollte und ·eine Fülle von Anregungen hiezu brachte,. darunter auch - wie es bei dieser Persönlichkeit nicht anders sein konnte - die Herausgabe der Oesterreichischen Geschichtsquellen, die auch sofort. beschlossen wurde, zugleich mit der Be~tellung einer Kommission für diesen Zweck, die der erste derartige Arbeitsausschuß der ·Akademie geworden ist. Einen Monat später, am 22. Dezember 1847, konnte die Kom- ·mission ihren Arbeitsplan der KlaJSSe vorlegen. Er ~ah folgende Veröffentlichungen ·vor: Fontes Rerum Austriacarum, Bohemicarum, Hungaricarum, Polonicarum et Italicarum in je zwei Hauptabteilungen, Schriftsteller und Urkunden getrennt; litera- -rische Werke; · je ein Diplomatarium Babenbergense, des Königs Ottokars von Böhmen und Habsburgense; Urkundensammlungen einzelner Institutionen und Adelsgeschlechter; ein Archiv für Kunde österreichischer Geschichtsquellen (für entsprechende wissenschaftliche Arbeiten) und ein Notizenblatt als Zeitschrift. Von allen diesen Unternehmungen haben sich bloß die Fontes Rerum Austriacarum, das Archiv und das Notizenblatt verwirklicht. Der Referent aber für Geschichte in dieser Kommission war niemand anderer als Chmel. Der St. Florianer Chorherr hat also damals den Plan eines Urkundenbuches der Babenberger vor das Forum der Wissenschaft gebracht und dafür freudige Zustimmung gefunden. Allein es fand sich niemand, der sich an die Verwirklichung dieser Idee heranwagte, wenigstens nicht in der Form eines Urkundenbuches. Aber dennoch hat dieser Gedanke eine große erfreuliche Wirkung erzielt und zwar in der Persönlichkeit von Andreas von Meiller s), der ja auoh maßgebend am Urkundenbuch des Landes ob der Enns beteiligt war. Meiller (geb. 1812, gest. 1871) war einer der tätigsten und bewährtesten Mitglieder des Wiener Haus- Hof- und Staatsarchives, in das er 1841 eintrat. Hier schloß er sich an den damaligen Ersten Archivar und seit 1846 Vizedirektor Chmel auf engste an, der in merkwürdigem Maße die Gabe besaß, jüngere Kräfte für die hi~torischen Wissenschaften zu interessieren. Was Chmel als notwendig zur Erforschung der österreichischen Geschichte ansah, machte sich Meiller zu seinem eigenen Lebensprogramm und führte es auch wenigstens teilweise durch. Durch Chmel war Meiller ·auch in Beziehung zum Urkundenbuch des Landes ob der Enns getreten. Da nämlich das Urkundenbuch in der Wiener Staatsdruckerei ·gedruckt werden sollte, war seit 1847 eine Persönlichkeit in Wien zur Ueberwachung des Druckes und der Korrektur notwendig, wofür Chmel dem Verwaltungsausschuß des Museums Meiller vorschlug, der im April 1847 die Druckleitung übernahm und bis 1868 führte, somit zusammen mit Stülz die ersten fünf Bände des Urkundenbuches herausbrachte. Meiller hat in seinem ersten großen Werk eine der Ideen Chmels zur Ausführung gebracht, nämlich die urkundliche Ueberlieferung zur Geschichte der Babenberger zu sammeln und wenn auch nicht in einem Urkundenbuch so doch in Regesten zu vereinigen. Die „Regesten zur Geschichte der Markgrafen und Herzoge von Oesterreich aus dem Hause Babenberg", ·erschienen 1850, haben die gedruckten und ungedruckten Dokumente der Babenberger von 976 bis 1246 in chronologischer Reihenfolge zusammengestellt. Meiller. hat dabei eine von den vorhandenen Regestenwerken glück- .lieh abweichende .Form gefunden, die die Verwendbarkeit der Auszüge aus den Ur- -kunden erheblich .steigei;te. Nur konnte er damals nicht auch die zeitlich neben70

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