OÖ. Heimatblätter 1952, 6. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter im Messererhandwerk. Nach dem Jahre 1666, als dieses Buch keine weiteren Eintragungen mehr gestattete, wurden die Zeichen nur in die Bleitafeln eingeschlagen, die von der Eisenobmannschaft kontrolliert werden sollten 30 ). Diese O1ganisation 'Stellte sich jedoch als ungenügend heraus, verschiedene Meister schlugen drei und auch mehr Zeichen 31 ) und die Unordnung nahm immer mehr zu; auch die Klingenschmiede begannen eigene Marken zu schlagen 32 ) und die Eisenobmannschaft war gezwungen, einzugreifen. 1733 wurde unter dem Eisenobmann Karl v. Seywitz Edlen v. Muggenthal ein großes Zeichenbuch aller Eisenfabrikanten, Manufakturisten und Schmiedschaften in Oesterreich ob der Enns angelegt, worin auch die Messerer Steyrs sämtlich verzeichnet wurden 33 ). Trotz dieser strengen Maßnahme jedoch gelang e'S nicht, eine vollständige Bereinigung der Zeichenfrage zu erzielen, es war eben zu verlockend, sich gut eingeführte Zeichen anzueignen, um bessere Absatzmöglichkeiten zu erzielen. Die Organisation des M e s s er h an d e 1'S erfuhr im Laufe der Zeit manche Veränderung. Im Mittelalter war jeder bürgerliche Meister eines Handwerks berechtigt, Handel mit seinen Erzeugnissen zu treiben. Den Messerern der Stadt Steyr wurde Mitte des 15. Jahrhunderts gestattet, nicht nur Handel mit ihren Waren zu treiben, sondern sie erhielten auch „alle anndre gerechtigkait . . . . ze handeln als annder mitburger daselbs haben vnd als der rat zu Steir recht ist vnd sy von alters herbracht haben . ..." 34 ). Das Gewerbe der Messerer, das nicht so sehr für die Befriedigung des Inland'Smarktes als für die Ausfuhr arbeitete, kam gegen Ende des Mittelalters mit dem Handel in immer engere Verbindung. Die Meister des Handwerk'S sahen sich bei den umfangreichen Handelsgeschäften außerstande, diese auf die Dauer selbst weiter zu betreiben; abgesehen davon, daß sie ihre Werkstätte 'Schließen mußten, wenn sie auf Jahrmärkte zogen, erforderten die neuen Absatzgebiete auch Ortskenntnisse. Auch verlangte der Wettbewerb der Meister untereinander größere Anpassungsfähigkeit an den Bedarf, sie mußten beweglicher und rühriger sein und kommerziellen Sinn besitzen. Dies führte zu einer Trennung von Erzeugung und Absatz. Es entstanden allmählich zwei voneinander abgesonderte, selbständige Berufe: neben dem MeS'Serer entwickelte sich der Messerhändler. Die Meister mit etwas Kapital und kaufmännischem Talent stellten den eigenen Betrieb ein und widmeten sich ausschließlich dem Messerhandel, wurden zu kaufmänni'Schen Unternehmern, zu hausindustriellen Verlegern. Der große Bedarf an Messern, der schwungvolle, gewinnbringende Handel, der damit getrieben wurde, bildeten die Voraussetzungen für die Ausbildung des Verlagsverhältnisses, jener Organi'Sationsform, durch die auch Klingenschmiede und Schleifer an die Messerer gebunden waren 35 ). Diese Messerhändler schlossen mit ihren verlegten Me'Sserern Verlagsverträge, durch die ihre beiderseitigen Verpflichtungen festgelegt waren; beim Absatz waren die Handwerker einzig und allein auf diese Händler angewiesen und waren verpflichtet, die vertraglich festgesetzte Menge an Messern zu liefern 30 ). Neben den geschäftstüchtigen 6

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