OÖ. Heimatblätter 1952, 6. Jahrgang, Heft 1

Schrifttum Das Babenberger Urkundenbuch Gegen Ende des Jahres 1950 hat das Institut für österreichische Geschichtsforschung des Bundesministeriums für Unterricht in Zusammenarbeit mit der Akademie der Wissenschaften in Wien den ersten Band eines neuen monumentalen Quellenwerkes zur mittelalterlichen Geschichte Oesterreichs herausgeben, nämlich das „Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Oesterreich - Vorbereitet von Oskar Freiherrn von Mitis - Bearbeitet von Heinrich Fichtenau und Erich Zöllner - Erster Band - Die Siegelurkunden der Babenberger bis 1215 - H. Fichtenau und E. Zöllner" 1). Das Erscheinen eines solchen Werkes ist immer ein besonderes wissenschaftliches Ereignis gewesen. In einer Zeit wie der gegenwärtigen ist es auch ein ganz hervorragendes, ja leuchtendes Zeugnis der Leistungsfähigkeit der österreichischen Wissenschaft und des Aufbauwillens aller derjenigen, die an dem Zustandekommen dieses Unternehmens finanziell beteiligt waren. Darüber hinaus ist seine Bedeutung für die Erforschung der Landesgeschichte von Ober- und Niederösterreich so eminent, daß man in dieser der heimischen Landeskunde gewidmeten Zeitschrift mit allem Fug näher als sonst üblich auf diese Veröffentlichung eingehen muß, zumal in einem Lande, das mit seinem eigenen Urkundenbuch 2) zeitlich an der Spitze der Bundesländer und das überdies in einer ideellen Verbindung mit dem neuen Werke steht. Das Geschlecht der Babenberger hat seit 976 in Oesterreich gewirkt und ist 1246 ausgestorben. In dieser Zeit hat eine ununterbrochene Reihe höchstbegabter Herrscherpersönlichkeiten aus verhältnismäßig kleinen Anfängen heraus in konsequenter Politik ihr Herrs-chaftsgebiet so zu erweitern und ihre Macht derart zu festigen verstanden, daß es in den letzten Jahrzehnten des staufischen Kaisertums - bis 1250 - das bedeutendste und mächtigste Landesfürstenhaus des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation gewesen ist, dem wohl auch die Krone dieses Reiches zugefallen wäre, hätte nicht den letzten des Geschlechtes, Friedrich den Streitbaren, in einem Krieg mit Ungarn am 15. Juli 1246 in der Schlacht an der Leitha ein jäher Tod ereilt. Nach dem Zwischenreich des Przemysl Ottokar II. von Böhmen fiel das Babenbergische Erbe durch die Schlacht bei Dürnkrut 1278 an die Grafen von Habsburg. Jenes Erbe - Oesterreich unter und ob der Enns und Steiermark - war das Kerngebiet, um das herum die Habsburgische Politik zunäch.:'t ihre große Hausmacht und dann seit 1526 jenes Reich aufbaute, mit dessen Bestehen die Vormachtstellung des Abendlandes über die Erde unlösbar verbunden war, mit dernen Zerstörung aber auch Europa ze,rbrochen ist. In solchem Zusammenhang macht sich die Leistung des Babenbergischen Geschlechtes noch bis in unsere Tage fühlbar und es hat für die österreichische, ja für die europäische Vergangenheit eine Bedeutung gehabt, die weit über die sonstige Nachwirkung eines seit 700 Jahren erloschenen Fürstenhauses hinausreicht. Es ist daher, abgesehen von dem engeren rein wissenschaftlichen Interesse, schon vom österreichischen Standpunkte aus so erwünscht wie berechtigt, die Quellen zur Geschichte dieses Geschlechtes zu sammeln, um damit die Grundlage einer neuerlichen und auch besseren Vertiefung unserer Kenntnis um das Land unserer Väter Oesterreich zu schaffen. Wir schöpfen unsere Kenntnisse der mittelalterlichen Geschehnisse und Einrichtungen teils aus einer bewußten geschichtlichen Ueberlieferung in Annalen, Chroniken und biographischen Arbeiten, teils aber aus den Resten des rechtlichen und wirtschaftlichen Lebens, unter denen die Urkunden schon nach der Masse des Erhaltenen ,..,·eitaus überwiegen. Die Urkunden sind in bestimmten, allerdings nach Ausstelle-r Zeit und Ort wechselnden Formen abgefaßte Zeugnisse über Vorgänge rechtlicher Natur, die diesen Rechtsvorgang in rechtsverbindlicher Weise nach dem Willen eines 68'

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