OÖ. Heimatblätter 1952, 6. Jahrgang, Heft 1

Lebensbilder Josefs, Wilhelm Raukaanp war 1923 in das Zisterzieno:erstift Schlierbach eingetreten 1md hat s,ich erst in den letzten Jahren wieder der Glasmalerei zuwenden können. Ihm ist die neuartige, m.ustergiltige Instandsetzung der alten, prächtigen Fenster der VVelser Stadtpfarrkirche ,in den letzten Jahren zu verdanken. Ein Teil davon beherr.::-chte einen Raum der großen Aus.stellung „1000 Jahre Christliche Kunst in Oberösterreich" im Linzer Landesmuseum 1950. Die unbeirrte, zielsichere künstlerische Arbeit Josef Raukamps mußte auch beii Ausführungen nach fremden Entwürfen in Erscheinung treten und auf die Entwerfer stets anregenden und fördernden Einfluß nehmen. So sind in der oberösterreichischen· Glasmalerei auch Entwürfe von Robert Andersen, Karl Hauk, Wilhelm Kaufmann, Alfred Stifter, und anderen am:geführt worden. Nicht minder mutig als bei eigenen· Entwürfen zeigte sich Josef Raukamp trotz „Vöcklabrucker Krise" bei fremden Entwürfen mit neuartigen Versuchen immer aufgeschlossen, sich wohl bewußt, daß der oft radikal wirkende Entwurf, schließlich ihm und nicht dem Entwerfer angelastet werden würde. Die Fenster von Laaklirchen und das große Hl. Geistfenster von Attnang sind in diesem Zusammenhang zu nennen. Die Beschädigung des letzteren durch Bomben bot leider Anlaß zur Entfernung. Es stellte nicht nur die flächenmäßig größte Leistung sondern eine de.r farbig gelungensten Josef. Raukamps dar.. Während des zweiten Weltkrieges entstanden in besinnlicher Arbeit <;lie Chorfenster für Hörsching. Wieder einmal ist es Raukamp wie seinerzeit in der Vöcklabrucker Stadt-Kirche, später in Kirchberg an der Donau gelungen, Glasfenster für einen Barockraum zu schaffen, die ohne jede stilistische Aengstlichkeit einen durchaus passenden Abschluß ergeben. In den ersten Nachkriegsjahren haben große Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung alle Arbeiten außerordentlich gehemmt. Allein für St. Martin-Linz kamen jetzt Fenster zur Ausführung. Die Arbeitsräume auf der Promenade waren außerdem zum Großteil den Bomben zum Opfer gefallen. Dieser Umstand sollte bei der Errichtung einer Werkstätte im Stift Schlierbach wesentlich mitbestimmend werden. Nun konnte sich auch wieder wie nach dem ersten Weltkriege eine engere Zusammenarbeit Josef · Raukamps mit seinem Bruder P. Petrus Raukamp ergeben und diese Arbeitsteilung schon besondere Früchte: zeitigen, wie sie bereits in der Ausstellung „Moderne religiöse Kunst" im Linzer Landesmuseum, Herbst 1951, sichtbar wurden. Wer das moderne Heim des Künstlers auf dem Römerberg betritt wird einer der Wurzeln dieser zielbewußten, klaren Lebensarbeit gewahr werden. Er findet dort zahlreiche, sehr erlesene Stücke alte,r Kunst. Gerade diese waren Josef Raukamp nie billige Vorlage, sondern in ihrer künstlerischen Qualität ein sicherer Maßstab, ein starker Ansporn, alle Verkennung und allen unsachlichen Widerstand zu überwinden, seiner künstlerischen Ueberzeugung, die hler eine feste Stütze fand, treu zu bleiben und sie überall bestimmt zu vertreten. A. S t i f t e r (Ottensheim)

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