OÖ. Heimatblätter 1952, 6. Jahrgang, Heft 1

Bausteine zur :Heimatkunde Wir gehen kaum fehl, wenn wir auch in unserer Gegend das sogenannte „Rauch-Haus" als die Erstform ansehen, in der sich der Mensch mit dem Rauch seiner heimischen Herdstelle im geschlossenen Bau auseinandersetzte. Den Gebrauch der Rauchfänge überhaupt nimmt man im allgemeinen seit dem 14. Jahrhundert an 1 ), wobei er natürlich auch erst wieder langsam von den Städten her auf das Land ·hinaus drang. Daß die Rauchfänge auch in Städten, auf dem Lande aber fast allgemein anfangs hölzerne waren, steht fest 2 ) und es mag auch das Machland hier keine Ausnahme gemacht haben. Dann aber dürfte, wiederum von den geschlossenen Siedelungen auf den bäuerlichen Einzelbau übergehend, etwa seit dem 17. Jahrhundert nach und nach der ziegel- allenfalls auah steingemauerte Rauchfang mehr und mehr durchgedrungen sein. Im allgemeinen haben wir es demnach hier mit Formen aus den letzten drei Jahrhunderten zu tun. Teils sind die Rauchfänge mit Steinplatten, teils mit Eisenblech-, teils mit Ziegeldachln gegen Niederschläge und Prallsonne gedeckt. Durchwegs sind :sie mit Weißkalkmörtel verputzt, und zwar in der lebendigen Behandlung der Putzfläche mit Kelle und Putz-Brettl (alsö nicht mit dem öd-glättenden Lattenverstrich) und nachher geweißt. Bei den kleinen Giebeln ihrer Ziegel-Dachel ist der Putz unter den etwa zweifingerstark vorspringenden Rändern der Biberziegel in der richtigen Weise herausgezogen. Die Maßverhältni:sse zwischen Höhe und Stärke der Rauchfang-Schäfte sind ausnahmslos erfreuliche und fast nie sehen wir die hohen, glatten, dünnen Schornstein-Stengel, wie sie so oft aus der Dachhaut unserer heutigen Bauten beängstigend in die Lüfte starren. Sehr häufig ist der Rauchfang-Schaft auch noch mit waagrechten Putzleisten belebt und gegliedert; man-ihielt sie mindestens auf der Schauseite des Hauses für unerläßlich und in dem einen Beispiel ließ ein sparsamer Maurer eine solche Leiste, nachdem sie vorne ihre schmückende Schuldigkeit getan, bezeichnenderweise schon wieder an der Schaftseite verlaufen. Mitunter empfand man sogar den lotkantigen Schaft schon als eintönig und ,staffelte ihn in verschiedener, nach oben abnehmender Stärke. Ohne Ausnahme sind diese alten Formen Ausdruck eines schlichten und grundanständigen Bauwillens. Der aber soll ein Leitgedanke beim Bauen in unserer Heimat bleiben. Gustav Brach m ,an n (Neukirchen bei Altmünstei:) · AnmerkUngen 1 ) Vgl. Beckmann, ,,Beiträge zur Geschichte der Erfindungen" II, 441. 2 ) Ueber .die ursprüngliche Bauweise solcher Holz-Rauchfä:p.ge in unserem Lande fehlt leider jede Ueberlief.erung, Diejenigen .Holz~Raucl:µ:ä!lge, c!ie vereinzelt noch bis in unsere Zeit herauf sich hielten und ein Alter von zwei bis drei Jahrhunderten gehabt haben dürften, waren folgenderweise hergestellt: Vier ins Geviert gestellte senkrechte Holzrtänder waren an jeder Seite in geringen Abständen leitersprossenartig mit waagrechten Kurzlatten benagelt. Durch diese Sprossen hindurch waren dann senkrecht Stricke aus zusammengedrehtem starken Roggenstroh eng aneinanderliegend gewunden. Das Ganze war dann innen und außen dick mit Lehm - ö3

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2