OÖ. Heimatblätter 1952, 6. Jahrgang, Heft 1

Bausteine zur Heimatkunde töck und rotem Barett, trugen vor dem Allerheiligsten brennende Steckkerzen 35 ). Angeführt sei schließlich noch die Chorstiftung Peter Stratzingers aus dem Jahre 1495, die verlangte, daß Schulmeister und Schüler das Salve regina dem Kirchenjahr entsprechend täglich singen, dreistimmig jedoch an Sonn-und Feiertagen 36). Der Visitationsbericht des Jahres 1544 läßt vermuten 37 ), daß der Schulmeister außer diesen Bezügen noGh ein festes Jahreseinkommen vom Stadtpfarramt bezog, so daß vor der Reformationszeit die wirtschaftliche Lage des Stadtschulmeisters nicht ungünstig gewesen sein dürfte und das Schulmeisteramt vielfach einem einträglichen Benefizium gleic:h.- kam 38 ), bei dessen Vergebung in Steyr sogar der Kaiser 1492 ,seinen Einfluß geltend machte. Die mittelalterliche Stadtschule befand sich in der Nähe der Stadtpfarrkirche. Wie Stephan Lamp in dem oben erwälbnten Schreiben mitteilt, unterrichtete er „in der Pürger Schuelhauß", das 1420 der Stadtnachrichter besaß. Aus der Entscheidung Aibrechts V. geht hervor, daß dieses Gebäude an den die Kirche umgebenden Friedhof gebaut war 39 ) . Demnach war die Schule im 14. Jahrhundert im späteren Nachrichterhaus untergebracht. Im Jahre 1399 kaufte die Stadt vom Abte zu Garsten den ebenfalls am Rande des kleinen Friedhofes gelegenen „alten Pfarrhof" und richtete hier die Schule ein. Die Kaufurkunde trägt nämlich auf der Rückseite den aufschlußreichen Vermerk: „kawffbrief vber den alten pfarrhoff, der nu die schuel ist". Allerdings störte die Nähe des Nachrichterhauses den Schulbetrieb. Im Jahre 1490 beklagte sich der Pfarrer über die ungünstige Lage des Schulgebäudes. Durch das der Schule gegenüberliegende Gefängnisfenster sähen die Schüler Dinge, die für sie nicht erbaulich wären 40 ). Auf Grund dieser Angaben befand sich die Stadtschule im 15. Ja!hrhundert im heutigen Mesnerhaus (Brucknerplatz Nr. 6). Von hier aus konnte man das aus dem Grimort (Grünmarkt) 41 ) aufstrebende Schergenhaus erblicken. Die heutige Friedhofmauer, die damals den Ausblick zum Gefängnis verdeckt hätte, wurde erst später erbaut, denn die Pfarrkirchen~ Rechnung aus dem Jahre 1544 verzeichnet noch Ausgaben für Holz und Laden „zu der Plankhen auff dem freithoff gegen dem Nachrichtevhaus" 42 ) . Im Jahre 1543 finden wir „Gemainer Stat Schuel" im Hause Berggasse Nr. 46, das die Stadt 1500 vom Stift Spital am Pyhrn durch Kauf erworben hatte 43 ). Um 1525 hielt der Protestantismus seinen Einzug in Steyr. Einige Jahre später (1527 -1529) wurde die Stadt zum Hauptstützpunkt der Wiedertäuferbewegung in Oberösterreich 44 ) . Die Glauben~spaltung bewirkte auch eine Umgestaltung des Schulwesens. Die mittelalterliche Stadtschule wurde zur evangelischen Lateinschule. Mit dem Gymnasialunterricht begann 1526 der .Arzt Dr. Sigismund Wunder, dem der Rat gestattete, Latein, Griechisch und Hebräisch zu lehren 45 ). Im vierten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts erschwerten 'l'ürkenkriege, Teuerung und Geldentwertung die Besoldung des Lateinschulmeisters. Zu seiner Entlohnung. verwendete die Stadt _im Einvernehmen mit 59

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