OÖ. Heimatblätter 1952, 6. Jahrgang, Heft 1

Blnna.: Tod und Begräbnis im bäuerlichen Brauchtum Oberösterreich& Beschreibung der Abbildungen In den Jahren der blühenden Reise- und Entdeckerliteratur schenkte ein Nachfolger Rousseaus, Graf Alexander von Laborde, der Nachwelt ein kostbar bebildertes ·werk: ,,Voyage pittoresque en Autrlche", Paris 1821. Keinem geringeren als Friedrich Gaue r man n, der zum Kreü:e Erzherzog Johanns zählte, für den er Volkstypen und Genrebilder aus den Alpenländern malte, wurde die Illustration des Werkes anvertraut. In köstlichen Bildern, die nach Skizzen am lebenden Obje·kt entstanden sein dürften, malte er Szenen aus dem Volksleben, darunter auch die zwei, in diesem Hefte wiedergegebenen Beg r•ä b n i s b i 1der. In dem einen (Abb. 1) wird der Gang von der Kirche auf den Friedhof dargestellt. Den Zug eröffnen Musikanten, ein Geiger und ein Holzbläser; es ,folgen Kinder, sodann paarweise die Erwachsenen und .zwar erst die jüngeren Paare, dann die älteren. Die ·Frauen tragen Rosenkränze. Wenn man Gauermann glauben darf, würde bei den Mädchen und jungen Frauen eine eigene (Trauer?-)tracht vorliegen und zwar weiße Kopfbinden ( ! ) und weiße Schürzen, was an sich denkbar, jedoch -- weil bildlich sonst nirgends belegt - unwahrscheinlich ist. Es könnte sich sehr lelcht um ein Mißverständnis des Koloristen handeln. Abbildung 2 hält den Augenblick der letzten Einsegnung fest. Das Grab ist schon geschaufelt, der Totengräber lehnt an seinem Geräte. In der Person rechts vor dem Sarg wird man den Tischler erkennen dürfen, dessen Amt die Leichenbestattung und vielfach auch das Halten der Leichenrede war. Wieder trägt die S_chluchzende das eigentümliche, vorne gebundene weiße Kopftuch. Landschaftlich kann nur das gebirgige Ober- oder Niederösterreich zugeordnet werden. Der Tracht nach wäre beides möglich. Jedenfalls war Gauermann bemüht, ein österreichisches (ober- oder unterennsisches) Begräbnis schlechthin mit seinen Bildern festzuhalten. Ein typisches Totenbrauch-Gerät zeigt Abbildung 3: es ist eine T o t e n k r o n e. Sie stammt aus Bad Ischl und befindet sich erst seit 1951 im Besitz des Landesmuseums. So wie die Formen der Brautkronen sind auch die Totenkronen örtlich durchaus verschieden. Zugrunde liegt ·ihnen der wundersame Gedanke der Bekrönung des Leichnams als letzter größter Ehre, die man ihm sichtbarlich beweist - eine im Zeitalter der Nichtachtung des Me!'.1.Schenlebens erschütternde Idee. Die Ischler Totenkrone ist auf einem gedrechselten Holzring festgemacht, aus leonischem Silber-Goldgespunst hergestellt und reich mit textilen Rosen und Glaskugeln geschmückt, ein schimmernder blühender Helm, den ein Kreuz aus demselben Material bekrönt. Im Inventar des Landesmuseums findet sich unter den Zunftaltertümern auch ein „Leichen-Tuch der Schiffer, anno 1766". Das Ankaufsprotokoll vermerkt eine Herkunft aus dem oberösterreichischen S t. Wo 1 f g an g. Es handelt sich dabei um ein schwarzes Tuch von etwa 60 cm im Quadrat, das mit Goldborten eingefaßt und mit Gold be:::tickt ist. Das Motiv ist ein Segelschiff mit Steuer und Anker, das von zwei Engeln, die eine Krone darüberhalten, flankiert ist. Augenscheinlich handelt es sich um den symbolischen Rest eines ehemaligen Bahrtuches, das bei den Aufbahrungen und Begräbnissen von Schiffern Verwendung fand (Abb. 4). F. Lipp 55

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