OÖ. Heimatblätter 1952, 6. Jahrgang, Heft 1

• Oberösterreichische Heimatblätter wirtschaftliche Leben der Stadt ging einer traurigen Zeit entgegen. Steyr, eine Hochburg der neuen Lehre, wurde von der Gegenreformation be'Sonders arg getroffen. Der größte Teil der vermögenden Bürger zog in die protestantischen Reichsstädte Regensburg und Augsburg und auch zahlreiche Messerermeister (nach den Auswandererlisten: 58) ließen sich auf anderen Messerwerkstätten wie Waidhofen, Pöggstall und Preßburg nieder 20 ). Die Lage in der Stadt selbst war trostlos; Steyrdorf, da'S Wieserfeld, das in der Glanzzeit des Handwerks um die Mitte des 16. Jahrhunderts als Wohnsitz der Messerer erbaut worden war 21 ), Aichet und Schlüsselhof, wo vom frühen Morgen bis zum späten Abend die fleißigen Handwerker klopften und hämmerten, lagen verla'Ssen und verödet. Die Stadt, die zu Beginn des Jahrhunderts in hoher Blüte gestanden, glich nun einer „großartigen Ruine" 22 ). Mit großer Deutlichkeit spiegelt sich diese traurige Lage in den Eintragungen des Meisterbuches. Die Neuaufnahmen sanken je Jahrzehnt unter 20 herunter, die Werk'Stätte Steyr hatte ihre einstige Macht und Größe verloren. Erst gegen Ende des Jahrhunderts kamen auch für Steyr wieder ruhigere Zeiten, doch die Glanzzeit des Messererhandwerks war für immer vorbei. Für den Handel mit gewerblichen Erzeugnissen war und ist auch heute noch der gute Ruf der Handwerksmarke von außerordentlicher Bedeutung. Es kann daher auf eine kurze Darstellung des Zeichenwesen 'S im Messererhandwerk nicht verzichtet werden 23 ). Seit den ältesten Zeiten war es üblich, daß der Klingenschmied das Meisterzeichen de'S Messerers, für den er die Klingen lieferte, einschlug, und dieser ihn dafür besonders entlohnte 24 ). Diese Tatsache war einerseits technisch begründet, da die Klingenschmiede die Esse zur Verfügung hatten und die Zeichen während des Au'Sschmiedens der Rohform, also in glühendem Zustand, mit einem Stempel aufschlugen. Andererseits zielte ja die Politik der Messerer darauf ab, möglichst wenig „rauhe Klingen" in die Hände anderer auswärtiger Meister kommen zu lassen, um die Errichtung neuer Me'Sserwerkstätten zu vermeiden. Das gemeinsame Zeichen aller Klingenschmiede, das sie auf jene Klingen schlagen durften, die sie nicht den Messerern von Steyr zu arbeiten gaben, war das „brüderi'Sche oder ungarische", da von den wenigen Klingen, die sie ausführen durften, die meisten nach Ungarn gingen. Eigene Meisterzeichen besaßen also die Klingenschmiedmeister nicht. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts hatte bereits jeder Messerermeister sein eigenes Handwerkszeichen; war es gut bekannt und eingeführt, dann galt es als unfehlbares Werbemittel, es sicherte festen Platz auf dem Markt. Mit dem Ruhm, den sich die Steyrer Erzeugnisse überall erwarben, erwuchs auch das Verlangen, besonderen Schutz für sie zu erzielen. Die Steyrer Messerer wollten ihre Waren besonders gekennzeichnet haben und erbaten sich im Jahre 1441 von König Friedrich IV., daß „nufürbas nymand annder dann dieselben Messer zu Steyr vnd in dem Burkfrid daselbs dem Schilt Oe'Sterreich auf alle ire messerwerch aufslahn vnd des nicht vnderwegn lassen 4

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2