OÖ. Heimatblätter 1952, 6. Jahrgang, Heft 1

Binna: Tod und Begräbnis im bäuerlichen Brauchtum Oberösterreichs Selbst das Andenken an uns wird verschwinden, gleich den Trauertönen der Totenglocke, die uns zu Grabe läutet. Wir werden vor einem strengen Richter erscheinen müssen, um Rechenschaft zu geben über jeden Augenblick unseres Lebens, -- und wehe uns, wenn wir nicht als treue Haushälter befunden werden. Vielgeliebte im Herrn. Wachet, da ihr weder den Tag, noch die Stunde wisset, wann der Tod kommen wird, so spricht Christus der Herr. Wie ein Dieb in der Nacht wird er Euch überfallen, so spricht der heilige Apostel Paulus. Schreckliche Ungewißheit. Und weil es nun Gott dem Allmächtigen nach seinem unerforschlichen Ratschlusse gefallen hat, diesen nun in Gott ruhenden Mitbruder (Mitschwester) von dieser Welt, in seinem - Lebensjahre, nach langen (kurzen) Leiden abzufordern so lassen Euch die tieftrauernd Hinterbliebenen bitten, Ihr möchtet unserem verstorbenen Mitbruder das letzte Geleit geben, in seine Schlafkammer und Ruhestätte, auf dem hiesigen Friedhofe zu Lambach. Die tieftrauernd hinterbliebenen Angehörigen lassen Euch vielgeliebte Verwandte und Nachbarsleute, freundlichst bitten, Ihr möchtet nach verrichteter Andacht und Begräbnis, keines nach Hause gehen, sondern bei · Herrn N. N., Gasthaus, wieder zusammen kommen, es wird dort ein Mittagmahl bereitet werden. Bevor wir uns aber auf den Weg begeben, um unseren teueren, unvergeßlichen Mitbruder zur letzten Ruhestätte zu begleiten, weil es. immerhin ein nützlicher und heilsamer Gedanke ist, für die Verstorbenen zu beten, damit sie erlöst werden von ihren Sünden und eingehen können zum ewigen Leben, so bitte ich Euch, vielgeliebte, in christlicher Trauer Versammelte, um fünf andächtige Vaterunser, fünf Ave Maria und an einen Glauben an Gott, zum Heile seiner Seele und zum Troste für die armen Seelen im Fegefeuer. Namentlich ·für diejenigen, die aus der Verwandtschaft unseres verstorbenen Mitbruders im Tode. vorausgegangen sind. 0, Herr gib ihm (ihr) die ewige Ruhe und verleihe ihm eine fröhliche Auferstehung und das ewige Licht leuchte ihm. Amen. Mayrlambach, am 28. Jänner 1930. Weyregg: Auch hier ist der Tischler Hauptperson. Er liefert den Sarg, schließt denselben, ist Vorbeter, ordnet den Trauerzug, dankt für die Begleitung und ladet zur Zehrung ein. Es ist fast allgemein, daß nach dem Totenmahl gebetet wird. Auf dem Wege zum Friedhof, beim Singer oberhalb der Kirche und bei Straßenabzweigungen wird der Sarg niedergesetzt. Diese Stellen nennt man „B'singstationen". Beim Weggehen vom Hause werden die Bienenstöcke geriegelt und auch der Vogelkäfig. Wenn der Tote .das Haus verlassen hatj besorgen zw.ei Nachbarn das „Gammen", es wird aufgeräumt, die Fenster werden geöffnet und Weihbrunn wird.ausgespritzt. Mitglieder des Kirchenrates, Kirchenchores und Kirchenwohltäter werden aus dem Hause gesegnet, ihnen wird ein Abschiedslied oder Totenruf gesungen. In Weyregg wird bei der B'singstation jedem Verstorbenen . ein Totenruf gesungen. Nur die nächsten Verwandten brennen zwei bis drei Wach:sstöckerl. Die Totenzehrung bestand früher aus Rindfleisch mit Semmelkren, zwei schwarzen. Semmeln, Kaffee und Bier, heute nur mehr aus einem Beuschel. Hier macht sich die-Ungunst der Zeit schon bemerkbar. Die Einladung zur. Zehrung ist abhängig von den finanziellen Ver, hältni.ss.e.n. .Das. 'J:otenbrot .hat.die Fonn .ein~,.,,Schusterloaberls.''.• .Die Göden„ 5f

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2