OÖ. Heimatblätter 1952, 6. Jahrgang, Heft 1

Hack: Der Mes~erhandel der· Stadt Steyr bis zum Ausgang des 17. Jahrhunderts Steyr geführt werden müßten 11 ). Diese Anordnung, die später immer wieder erneuert wurde 12 ), legte die ganze eigene Handelstätigkeit der Klingenschmiede lahm und beschränkte sie auf die ausschließliche Abnahme durch die Steyrer Messerer. Da aber da:s Messerergewerbe als bürgerliches Gewerbe .galt und auf dem flachen Lande also nicht ausgeübt werden durfte, konnte an ein Aufkommen dieses Handwerks in der Raming und in Dambach nicht gedacht werden 13 ). Die Messererwerkstätte Steyr, die im 16. Jahrhundert im Verband der vereinigten sieben redlichen Messerwerkstätten als Hauptmesserwerkstätte anerkannt wurde 14 ), bestand aus einer Anzahl Meisterwerkstätten. Bis gegen Ende des 15. Jahrhunderts ist uns ihre Zahl selb'St nicht bekannt, dürfte jedoch in dieser Blütezeit gegen 200 betragen haben. Noch 1484 gab Preuenhuber 150 auswanderungslustige Messerer an 15 ) , die die furchtbare Notlage der Stadt nicht länger mitmachen wollten; der wirt'Schaftliche Zusammenbruch der Stadt stand in den Siebzigerjahren des 15. Jahrhunderts bevor, der Eisenhandel lag vollkommen brach und nur unter äußerster Anstrengung gelang e'S, diesen Zustand zu überwinden. Es folgte ein Zeitraum höchster Blüte für das wirtschaftliche Leben und auch das Handwerk erlangte eine Glanzzeit, wie niemals mehr. Viele Messerer aus Oberdeutschland und Schwaben wanderten in unsere Gebiete ein und betrieben hier ihr Handwerk weiter; auch in Raming haben sich zahlreiche Klingenschmiede aus jenen Gebieten niedergelassen 16 ). Messermeister aus Wels, Krems, St. Pölten, Pöchlarn und dem nahen Steinbach zogen nach Steyr und führten das bodenständige Gewerbe weiter 17 ). Ueber die Anzahl der Meisterwerkstätten werden wir seit dem Ende des 16. Jahrhunderts durch das Meisterbuch des Handwerks unterrichtet 18 ). Dieses, 1570 angelegt, enthält neben den jährlichen fortlaufenden Eintragungen die Namen jener Meister, die bis zum Jahre 1470 das Meisterrecht erworben hatten; es waren dies 303. In jedem weiteren Jahrzehnt bis zum Jahre 1620 schwankt die Aufnahme zwischen 72 und 100 Meistern. Die Gesamtzahl der Werkstätten nach 1570 ist uns leider nicht bekannt, da die Namensangaben meist keine Hinweise auf das Todesjahr des Meisters geben, sondern nur die Aufnahmezeit verzeichnen. Wir können aber auch für diese Zeit annehmen, daß etwa 300 Meisterbetriebe bestanden haben; die gleichbleibende Zahl der Neuaufnahmen, bedingt durch -wirtschaftlich ,günstige Verhältnisse, läßt auf nur geringe Schwankungen im Meisterstande selbst schließen. Nicht nur Meister, sondern auch Gesellen, Jungen und wa'S besonders bemerkenswert ist, auch eine große Anzahl lediger Mägde fanden in diesen Werkstätten Arbeit; mehr als 1000 Menschen hatten hier Beschäftigung. Es mag uns darum nicht wundern, daß das Messererhandwerk oftmals als „das maiste oder fürneme überaus nuezliche gewerbs clainot" bezeichnet wurde, dessen Verfall den Untergang der Stadt mit sich bringen würde 10 ). Die religiösen Kämpfe, besonders im zweiten Jahrzehnt des 17. Jahrhundert'S trübten .nicht nur -die Weiterentwicklung des Handwerks, sondern das gesamte •

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