OÖ. Heimatblätter 1952, 6. Jahrgang, Heft 1

Binna: Tod und Begräbnis im bäuerlichen Brauchtum Oberösterreichs storbenen ein Vaterunser gebetet. Nach dem Gottesdienst verliest der Priester die „Bitten" und Messen für den Verstorbenen. Der Brauch, für den Verstorbenen „Bitten" zu lesen, ist nicht allgemein. Bitten lassen lesen: die Verwandten, Gödenleute, Gödenkinder und Bekannte. Zur Totenzehrung in Geretsberg wird nur die Verwandtschaft und der Totengräber eingeladen. Sie wird heute nur mehr bei Begüterten gehalten. Geboten werden Suppe, Würste und Bier. Totenbrot ist im Innviertel unbekannt. Traun viertel Für den Bezirk Kir c h d o r f hat A. Depiny die von einer volkskundlichen Arbeitsgemeinschaft gesammelten Erhebungen bearbeitet und veröffentlicht. Mit dem Begräbnis wird die Seelenmesse verbunden, bei der ein Opfergang gehalten wird und die Verwandten Wachskerzen brennen. Die Leute, ,,die mit der Leiche gehen", versammeln sich im 'frauerhaus, sie erhalten dort Kaffee oder Tee mit Weißbrot. Der Sarg wird vom Tischler zugenagelt, der beim Begräbnis eine Hauptperson ist, Sarg und Kreuz herstellt und darauf sieht, daß sich alles nach dem Herkommen vollzieht. Auf den Sarg kam früher die 1'otenkrone, ein Gegenstück zur Brautkrone. Vor dem Wegtragen des Sarges wird gebetet, der Abschiedsspruch lautet: ,,In der Ewigkeit komma ma a wieda zsamm", früher wurde noch der Reim beigefügt: ,,Wenn wir vor Gottes Throne stehn, werden wir uns wieder sehn". Wo die Leiche noch getragen wird, ist das Tragen eine Pflicht der Gemeinschaft: Verheiratete werden von den Nachbarn oder den Patenldndern getragen, Burschen wieder von Burschen, Mädchen von Mädchen, kleine Kinder von Paten. Der Sarg wird wiederholt abgesetzt. In Molln unter der Tür des Aufbahrungszimmers, im Vorhaus und unter der Haustür. Unter dieser wird der Sarg dreimal, bisweilen kreuzweise niedergesetzt, dabei wird gesagt: Im Namen des Vaters, der dich geschaffen hat, im Namen des .Sohnes, der dich erlöst hat, im Namen des heiligen Geistes, der dich geheiligt hat. Die Kreuzbewegung mag ursprünglich ein Abwehrbrauch gewesen sein. Der Leichnam muß - wie auch sonst im Begräbnisbrauch - mit den Füßen voran das Haus verlassen, damit ihm die Rückkehr verwehrt ist. Wer im Hause zurückbleibt, geht Weihbrunn spendend dem Sarg bis zur Haustür nach. Die Haustür muß sofort, wenn der Leichenzug das Haus verlassen hat, geschlossen werden, damit niemand nachstirbt. Wer sie schließt, darf sich dabei nicht umsehn. Sogleich wird auch das Paradebett etwas verstellt, die Böcke und Bänke, auf denen der Sarg stand, werden umgestürzt. All dies Rütteln und Schütteln soll nach gemeindeutschem Brauch die Rückkehr des Toten und das Naohsterben Ueberlebender hindern. Wird der Leichnam zu Wagen geführt, so muß der Fuhrmann dreimal anfahren, angeblich, damit er den Toten leichter „dafahrt". Er darf sich beim Wegfahren nicht umschauen, sonst sucht der Tod jemand aus. Das Fuhrwerk ist ein Leiterwagen oder ein neu hergerichteter Mistwagen. Die beiden Seiten sind mit Fichten- oder Tannengewinde verziert. Die Bespannung sind Pferde oder Ochsen, sie werden wie das Fuhrwerk meist 45

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