OÖ. Heimatblätter 1952, 6. Jahrgang, Heft 1

Blnna: Tod und Begräbnis im bäuerlichen Brauchtum Oberösterrelcru, Nun Gatte (Gattin), gute Nacht, jetzt muß ich in das Grab. Urlaub nimm ich von dir diesmal, Gott führt mich ja zum Himmelssaal. Dank dir für deine Treue, Dank für deine Treue. Gute Nacht, 'Ihr Geschwister mein, ich muß fort von euch allein. Gute Nacht, sag' ich euch Geschwister all, ich nimm Urlaub von euch zumal. Gedenkts an mich alle Zeit, gedenkts an mich alle Zeit. Gute Nacht, ihr Nachbarsleut, ich muß fort, es ist jetzt Zeit. Und wenn ich euch etwas zuleid getan, verzeiht, ich bitt ja schon. Das Grab ist mir bereit, das Grab ist mir bereit. Gute Nacht, 'Ihr Freunde, zum Sterben ist's schon heut, ich nimm Urlaub von euch mit Schmerz, es bricht mir ja schon das Herz. Kann morgen sein an euch, kann morgen sein an euch. Gute Nacht, ich bitt ab all, die ich beleidigt hab' gedenkts, daß wir alle Menschen sein, wir müssen sterben insgemein. Wünscht mir die ewige Ruh', wünscht mir die ewige Ruh'. Gute Nacht, o helle Sonne, o silberfarbner Mond, schön Dank, daß ihr mich habt so lang mit eurem Licht begnadigt schon. Ich schließ die Augen zu, ich schließ die Augen zu. Gute Nacht, o Seelenhirt, ich dank wie es gebührt, um euren Eifer und gute Lehr und anderen Guttaten mehr, die Gott belohnen wird, die Gott belohnen wird. Gute Nacht will ich jenen sagen, die mich besuchet haben, in Krankheit, Schmerz und Leid, vergelts euch Gott in Ewigkeit. Der Tod verschont euch nicht, der Tod verschont euch nicht. Gute Nacht, du liebes Gotteshaus, mein Freund schließt mich nicht aus, wann ich soll leiden in heißer Glut, mir euer Gebet doch schenken tut. Helft mir aus dieser Qual, helft mir aus dieser Qual. Heiliger Schutzengel mein, bitt, laß mich dir empfohlen sein, ·bitt bei Maria samt ihrem Sohn, diesem großen Mann, die sollen bei mir sein. Teurer Vater (Mutter), ruhe sanft und stille, denn es war ja Gotteswille, daß du mußtest von uns scheiden, zu genießen Himmelsfreuden. Und in jenen Himmelsauen •werden wir uns wieder schauen. In dem alten Vorbeterbüchlein steht noch folgendes Gebet: Ein Glöcklein, ernst und helle, vom Turme oftmals ruft, daß der Herr nun eine Seele vor sein Gericht beruft. Kein Tag ist hier geborgen, drum denke oft daran, daß dir vielleicht schon morgen das Glöcklein klingen kann. Jahre lebte ich auf dieser Welt, sie sind vergangen ach wie schnell, es kam der ernste Scheidepunkt, die bitt're, bitt're Todesstund, ich mußte hin vor das Gericht, das strenge, unerbittlich ist. Drum, o Mensch, nimm's ernst, das Leben ist kein Scherz, das Leben ist kein Spiel. Bedenk oft dein letztes Ziel, denk an den Tod und das Gericht, das auch dich erwartet ganz gewiß. Das Sterben ist des Menschen Los, der grausige Tod raubt ja klein und groß und jung und alt, läßt niemand frei, fragt niemand, obs gefällig sei. Und wenn ich einst im kühlen Grab jahrelang geschlummert hab, so lese dieses Bildchen hler und bet' ein Vaterunser mir. 37

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