OÖ. Heimatblätter 1952, 6. Jahrgang, Heft 1

Oberöste1Teichische Heimatblätter Wie aus den vorliegenden Berichten der Mitarbeiter aus verschiedenen Gegenden unseres Landes hervorgeht, scheint es allgemein Sitte zu sein, daß jemand, der den Tod fürchtet, die große Zehe des Verstorbenen, auch die Hände oder sonst den Toten berührt. Der Mitarbeiter Lehrer Josef Mittermayr aus St. Veit im Mühlkreis stellt hiefür folgende psychologische Grundlage fest: Hat der Mensch die Ungefährlichk.eit eines unbekannten, geheimnisvollen oder gefährlich ausschauenden Dinges erkannt, vielmehr erlebt, so weicht das Furchtgefühl von selbst. Die Totenbekleidung zur Aufbahrung ist im allgemeinen ziemlich einheitlich, aber in jedem Bezirk und wieder in gewissen Gegenden innerhalb desselben kommen Abweichungen vor. Die Männerkleidung ist immer in dunklen Farben gehalten, besteht aus dem besten Gewande, aus Sonntags- oder Feiertags• kleidung, auch Hochzeitsanzug. Die Aufbahrung der Toten, deren Bekleidung und Beigaben sind nach den Vierteln des Landes verschieden. Im Innviertel (Burgkirchen) wird der Tote im besseren Zimmer, gewöhnlich in· der Stubenkammer aufgebahrt. Kind, Jüngling, Jungfrau und Wöchnerinnen werden weiß gekleidet. Männliche Erwachsene werden mit dem Brautgewand, weibliche Erwachsene (verheiratet oder verwitwet) mit dem Brautkleid bekleidet. Schuhe werden dem Toten nicht angezogen, sondern Socken oder Strümpfe, womöglich weiß. Die Hände werden mit dem Sterbekreuz wie zum Gebet gefaltet und mit dem Rosenkranz umwickelt: Das Sterbekreuz wird anläßlich einer Volksmission geweiht. Der Ehering wird meistens mit ins Grab gegeben, aber heute schon sehr häufig abgezogen. Wöchnerinnen bekommen keine besonderen Beigaben. Jungfrauen bekommen Rosmarin, auch Myrtenkränzchen auf den Kopf und Jünglinge Rosmarinsträußchen an die linke Brustseite. In das Grab wirft man solche nicht, man unterläßt dies aus dem Grunde, weil „es sie dort, im anderen Leben, brennen würde". Zum Besprengen mit Weihwasser verwendet man den Segenbaum. In der Volkssitte haben der Rosmarin und die Myrte immer reichlich Verwendung gefunden. Wie einst die Braut den Rosmarin im Haare trug, so 'ist er im Tode, der Anfang eines neuen Lebens ist, Zeichen der Trauer. Die Myrte, die als .Sinnbild der Jugend und Schönheit galt und als höchster Schmuck das Haar der Braut schmückte, begleitet den Menschen als Totenmyrte auch auf seinem letzten Gang. Im Mühlviertel wird als Totenkleidung vorherrschend verwendet weißes Hemd, schwarze Hose, Weste (auch grün), Leibl, Hemd mit aufgekräuselten Aermeln, weißes Hemd, schwarze Hose, Weste, kein Rock. Die Fußbekleidung besteht fast durchwegs aus weißen Socken, nur vereinzelt werden auch graue und schwarze Socken verwendet. Schuhe werden nirgends angezogen, sonst könnte der Tote zurückkommen. Im Gegensatz dazu ist das Mitgeben der Schuhe, das den Dornenweg ins Totenreich erleichtern soll, altdeutscher und noch heute nicht erloschener Brauch. Frauen kleidet man in -schwarze oder

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