OÖ. Heimatblätter 1952, 6. Jahrgang, Heft 1

Binna: Tod und Begräbnis im bäuerlichen Brauchtum Oberösterreichs Front gefallen war (Klaffer). Im Weltkrieg war ein Bauer in Gefangenschaft. In einer Nacht war er sehr unruhig und konnte nur schlecht schlafen. Er hatte schwere Träume, oft kam ihm sein alter Vater unter. In de:rselben Nacht starb zu Hause sein Vater (Klaffer). Als in der Bräuerau eine alte Frau starb, hörte ihre in Klaffer verheiratete Tochter ganz deutlich in der Nacht den Truhendeckel in der Stube zufallen. Bei dem Schuster rumoren die Leisten. Wo noch Petroleumlicht gebraucht wird, erlöschen die Flammen gleichzeitig. Der Sterbende sucht noch Abschied zu nehmen. Man hört seine Tritte vor der Tür jener Menschen, die er im Leben besonders geliebt. Beim Ziegelmeister, Bauer in Unterhartberg (Burgkirchen), starb der l<utterschneider, der als Tagwerker im Winter täglich ins Haus kam. Am Morgen nach der Nacht seines Todes hörte man zur gewohnten Stunde die Haustür öffnen und schließen und die gewohnten schweren Schritte im Vorhaus; man schaute nach und war verwundert, daß niemand zu sehen war. Der Futterschneider hatte seinen Tod selbst angemeldet (Burgkirchen bei Braunau). Träumt jemand vom Anklopfen, so :soll er fragen, was gewünscht wird, es ist meistens eine arme Seele auf der Suche wn ein Opfer, ein Gebet oder eine hl. Messe. Als ein Vater im Spital starb, hat es in der oberen Stube alle Fenster aufgerissen (Geretsberg). Eine Frau sah am Waldrand ein Licht auf ein Haus zugehen. Zur selben Stunde starb eine Frau in diesem Hause, die Uhr blieb stehen (Geretsberg). Als der Wastl Sepp starb, hat :sich der Tod in der Hinterleiten angemeldet. Man hörte deutlich dreimal das Fußabstreifen vor der Haustür, doch ging jemand weder aus dem Hause weg, noch kam jemand herzu. Man hätte son:st die Spur im Neuschnee sehen müssen (Sankt Konrad bei Gmunden). So finden wir das "Anmelden" oder „Mahnen" nicht nur im Hause desjenigen, der da stirbt, sondern genau in der nämlichen Zeit auch im Hause eines lieben Freundes, mag dieser noch so weit entfernt sein. Doch geschieht dies nur bei solchen, die den eben Sterbenden sehr lieb haben und umgekehrt, jedoch in dem Augenblick gar nicht daran denken, daß er eben die Erde verlassen muß. .Deshalb wird auchJ, was besonders bemerkt sein soll, eine „Anmeldung" oder „Mahnung" so selten beachtet, und erst, wenn man von dem betreffenden Todesfall hört, wird man auf sie aufmerksam. Vor dem Begräbnis Wenn der Todeskampf beginnt und der Tote in den letzten Zügen liegt, versammeln sich die Angehörigen . und das Hausgesinde im Sterbezimmer. Sterbegebete werden verrichtet, Weihwasser wird gesprengt und die Sterbekerze angezündet. Als solche wird die Tauf- oder Erstkommunionkerze benützt. Ist diese nicht mehr vorhanden, so dient auch eine andere Kerze oder ein Wachsstock, die zu Lichtmeß gereicht wurden, als Sterbekerze. Der Sterbende hält die Kerze in der Hand, ist er dazu nicht. mehr imstande, dann hält ein naher 29

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