OÖ. Heimatblätter 1952, 6. Jahrgang, Heft 1

Blnna: Tod und Begräbliis im· bäuerlichen Brauchtum Oberösterreichs schaft. Wenn man am heiligen Abend-vor der Mette in den Stall geht und sieht, daß eine Kuh aufsteht, ist dies ein Zeichen, daß im folgenden Jahre ein Hausbewohner stirbt. Auch Träume gelten al'S Vorbedeutungen und Anzeichen eines bevorstehenden Todesfalles. Träumt jemand von vielen Pferden, so bedeutet dies einen Todesfall in der Verwandtschaft. Träume von Zahnschmerzen und Ziehen des Zahnes bedeuten einen Todesfall, der schmerzlich empfunden wird, Traum von Zitronen, von schwarz gekleideten Mensclhen (auch wenn man sich selbst im Traume schwarz gekleidet sieht), von einem Totenkranz, von einem offenen Grab oder von einer Hochzeit bedeutet einen Todesfall. Einer alten Frau träumte, ein Leichenzug bewege sich auf der Straße herauf ihrem Hause zu. Bald darauf starb ihre in einem Nachbardorf verheiratete Tochter. Beim alten Seppenhansl (Johann Obermüller) in Klaffer zeigten sich sämtliche Todesfälle an, auch wenn die Verwandtschaft noch so weit entfernt wohnte. Dasselbe galt auch von Bränden in der näheren und weiteren Umgebung. Im Klaffer lebte während des ersten Weltkrieges eine Frau, der es einige Male vorkam, daß Urlauber, die auf der Dorfstraße vor ihr gingen, sich plötzlich in Nebel auflösten und verschwanden. Erst nach einiger Zeit formten sie sich wieder zu ihrer natürlichen Gestalt. Von allen, die so plötzlich ihrem Auge entsclhwanden, kam bald nach ihrem Einrücken zu ihrer Feldeinheit die Todesnachricht. Verlischt eine brennende Kerze durch Zugluft, so s•agt man: ,,Der Tod geht im Hause herum." Wer in der heiligen Nacht sägen hört, der muß sich vorsehen, denn das deutet ebenfalls auf einen Todesfall hlin. Ist ein Grab über Sonntag offen, so stirbt jemand nach. Hat der Tote die Augen offen, sagt man: ,,Er schaut sich in kurzer Zeit um einen Verwandten um." Wenn ein Paar (Zwillingspaar, Ehepaar) durch den Tod zerissen wird, zereißt es drei Paare. Wer vom Begräbnis heimkommt, soll die Trauerkleider nicht auf das Bett legen, da sonst bald wieder jemand aus dem Hause stirbt. Setzen beim Beten für einen Verstorbenen alle Betenden zu gleicher Zeit aus, so stirbt jemand aus der Verwandtschaft. Wie früher allgemein, so ist es auch heute noch Brauc'hi, das Bettstroh auf dem Felde zu verbrennen; die Richtung des Rauches zeigt nach altem Glauben den nächsten Todesfall an. Wenn ein Laib Brot beim Backen im Hause über die ganze obere Seite hin einen Sprung hat, die Rinde abgehoben ist, so stirbt noch, ehe er aufgezehrt ist, jemand aus der Verwandtschaft. Sterben während der Rauhnächte mehrr Männer als Frauen, so werden im kommenden Jahre mehr Männer sterben und umgekehrt. Schaufelt der Totengräber an einem Samstag ein Grab, damit ein Pfarrangehöriger am Montag begraben werden kann, ,so bedeutet das den baldigen Tod eines Ortsbewohners. Das plötzliche Abbrechen des Tischgebetes, des Leichenzuges, ein Wäschestück, das über Neujahr am Dachboden hängen bleibt, das Stillestehen der Uhr um Mitternacht, das Krachen .des .Kirchenstuhles, .in dem man. sitzt, 27

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