OÖ. Heimatblätter 1952, 6. Jahrgang, Heft 1

Blnna: Tod und Begräbnis im bäuerlichen Brauchtum Oberösterreichs Tod und Begräbnis im bäuerlichen Brauchtum Oberösterreichs Von Albert Bin n a t (Lambach) Mit dem Sterben und dem Tode sind im Bauerntum noch viele uralte Bräuche verbunden. Alle irdische Herrlichkeit verschwindet mit dem Tode, Freude vergeht in Leid. Der Sterbefall bedeutet nicht nur den Abschied von der Familie, das Begräbnis des Toten wird auch zum Trauerfest für die ganze bäuerliche Gemeinde. Vom Ahnenkult der Vorzeit sind Totenbräuche bis auf unsere Tage lebendig erhalten geblieben. Christlicher Geist hat sie gewandelt und hat neue erstehen lassen. A. Depiny schreibt in seiner Volkskunde des Bezirkes Kirc'hdorf: "Wie im gesamten Brauchtum sind auch in der Ueberlieferung von Sterben und Begräbnis die Linien am klarsten in der schollensicheren Bauernart. Die Nfil._urnähe schafft ein Verständnis und ein Einfügen in das harte Muß des Sterbens, wie es städtisch nicht so selbstverständlich ist: Nervengesundheit auch gegenüber der Majestät des Todes, Volkserb- und ein starkes Gemeinschaftsgefühl kennzeichnen diesen Kreis bäuerlichen Brauchtums, überwölbt von der dem deutschen Wesen eigenen Ehrfurcht vor dem Ewigen." Die Redensarten, Vorbedeutungen und Anzeichen über den herannahenden und bevorstehenden Tod weisen in allen Bezirken unseres Landes ziemliche Uebereinstimmung auf. Sie sind nicht von gestern und illJeute. Weit reichen sie zurück in die Vergangenheit. Im Volksglauben fest verwurzelt, haben sie sioh durch die Ueberlieferung bis zur Gegenwart lebendig erhalten. Anspielend au! den Sensenmann in der Gnadenkapelle zu Alt-Oetting, sagt man bei hoffnungslosem Aussehen: ,,Er schaut aus wie der Tod z'Oetting". Weitere Redensarten dieser Art sind: ,,Der Tod sc!haut ihm bei den Au.gen heraus". ,,Der darf gerade die Au.gen zumachen, dann ist er wie gestorben." ,,Er 'Schaut aus wie der Tod", ,,er hat schon eine ganze Totenfarbe". Wenn ein Schwerkranker zu essen wünscht und es ihm schmeckt, sagt man: ,,Der Tod ißt mit", wie es kurz vor dem Sterben tatsächlich bei manchen Sterbenden auch der Fall ist. ,,Er steht mit einem Fuß im Grabe". ,,Der kommt nicht mehr in die Höhe". ,,Der Tod hat ihn 'Schon gezeichnet" (wenn ein kranker Mensch wächserne Gesichtsfarbe bekommt, an den Schläfen einsinkt, die Nase spitz hervortritt.) ,,Den hat der Tod gezwickt" (rötliche Flecken, die bei alten Leuten auftreten, wenn sie sich irdgenwo anstoßen, besonders an den Händen). ,,Es ist einem jemand über das Grab gestiegen" (wenn es einem ohne Grund kalt über den Rücken läuft, abschüttelt). Wenn jemand recht lange braucht, um eine Botschaft zu überbringen oder einen Auftrag zu erledigen, so pflegt man zu sagen: ,,Der (Die) ist auch leicht um den Tod zu schicken." ,,Der darf sich auch schon das Totenkreuzl kaufen". ,,Den (die) 25

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