OÖ. Heimatblätter 1952, 6. Jahrgang, Heft 1

Oberösterrelchlsche Heimatblätter .der Donau, Breite und Tiefe sowie Angaben über Beschaffenheit der Ufer be'Sitzen wollte, nahm Herbert den besonders fähigen Klosterheuburger Pionierhauptmann Georg L au t er e r an Bord, den Oheim Tegetthoffs. Lauterers Karte der Donau mit genauen Tiefen- und Breitenmessungen sowie einem ergänzenden „Rei'Sejournal" sind heute noch erhalten. Wie Herberts ausführliche amtliche Berichte aus Konstantinopel, die er pünktlich jede zweite Woche absendet, beweisen, macht „die Beschiffung de'S Donaustromes" den Gegen'Stand seiner immerwährenden Aufmerksamkeit aus. Er darf von sich mit Recht behaupten: ,,Wie ich denn in dieser Hin'Sicht alle dienlichen Nachrichten zu ,sammeln beflissen bin." Aber ungeachtet aller noch so ausführlichen und umsichtigen Memoranden, trotz grünem Tisch mit emsig arbeitenden weisen Räten, entgegen allen noch. 'So geschickt geführten Verhandlungen Herberts mit der Pforte kam kein Schiff ,die Donau abwärts. Aber was bisher heißester Wunsch und ohnmächtige Theorie gewesen war, wurde mit einem Schlage durch die Praxis wahrgemacht. Eine winzige namenlose Privatinitiative läuft jahrzehntelangen, ehrlichen höchststaatlichen Bemühungen den Rang ab. Denn die endgültige Lösung der gordisch verknoteten Donauschiffahrt und des Donauhandels, haben, so grote-sk die Wahrheit klingen mag, Kanarienvögel gebracht. Herbert hält sich den dritten Monat in Kon'Stantinopel auf, •als er erfährt, daß einer der „Tyrolischen Vogelkramer", die alljährlich eine Menge von Kanarienvögeln nach Konstantinopel bringen, eingetroffen sei. Bisher hatten diese wiederholten Vögeltransporte Herberts Vorgänger keinerlei Aufmerksamkeit gewürdigt. ,,So unbedeutend auch immer dergleichen facta an sich selber 'Scheinen mögen", schreibt der aufhorchende Herbert an die Wiener Staatskanzlei, ,,so ,seynd selbe doch schätzbar und keineswegs außeracht zu lassen, sobald sie zu wichtigen Schlußfolgerungen Gelegenheit geben". Und weiter forschend erfährt er, daß der Imster Vogelhändler sich nebst „zwei-bis dreitausend in verschiedenen Vogelbauern abgesonderten Kanarien mit sehr geringen Kosten zu Füssen auf den Lechfluß gesetzet, auf einem kleinen Schiffe bis in die Gegend von Donauwörth und von dannen aus sich auf der Donau bi-s Regensburg begeben hat". Dort kaufte er um 45 Gulden für sich, seine vier Ruderknechte und die vielen Vögel ein neues, aber noch immer „geringes" Fahrzeug, das er am Ende seiner Donaureise in Ruscht'Schuk verkaufte. Von dort war er auf dem Landweg nach Konstantinopel gekommen. Schließlich erfährt der Internuntius noch, daß die Beförderung der fünf Personen und der Vogelmassen auf einem Weg von 400 Meilen nicht mehr als 30 Gulden gekostet hat, wenn man den Erlös für den Verkauf des Regensburger Schiffes in Abzug brachte. Dreitausend Kreuzer für die weite und umständliche Beförderung von dreitausend Kanarien! Der Hinweis auf diese verschwindend geringen Auslagen mußte, vollends in Wien zu Zeiten Kaiser Josephs II., da Spar'Samkeit oberster Trumpf war, als wirksamstes .Beispiel _aus der Praxis aufrüttelnd wirken. 22

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