OÖ. Heimatblätter 1952, 6. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische H~imatblätter Nach dem Glas war es frühzeitig wieder eine höchst empfindliche, weil sogar lebendige Ware, Kanarienvögel aus Tirol, die auf dem Konstantinopler Markt erschienen. Auch sie dürften (wie nachweisbar erst über zwei Jahrzehnte später) den Hauptteil ihres Weges auf der Donau zurückgelegt haben: Jedenfalls sind sie die Vorläufer jener Imster Kanarienvögel, denen es von ~iner launenhaften_Muse der Geschichte vorbehalten war, die Donau als Welthandelsstraße in ,die Karte Europas einzuzeichnen. Die Kanarienschiffe wurden von den türkischen Grenzbehörden offenbar nicht als echte Handelsunternehmungen betrachtet, sie passierten ,die Grenze scheinbar, ohne daß sie einen Ferman besaßen, -denn kein einziges Ansuchen um einen solchen Paßbrief ist bis- .her bekannt geworden. Die „Vogelkramer" hatten es überdies leicht, sich mit den Zöllnern über die festgesetzte dreiprozentige Zollabgabe abzufinden. Sie brauchten nicht lange zur Bestimmmung ihres Zolls um den Wert ihrer Ware zu feilschen. Sie überließen zu ihrem eigenen Vorteil und gleichzeitig zur Befriedigung der Grenzbeamten von je 100 gefiederten Sängern drei den Zöllnern. Einen günstigen Zeitpunkt, um nach der Donau zti. greifen, erwählen die Engländer, die später im 19. Jahrhundert festeren Fuß an der Donau fassen sollten, als die Angehörigen irgendeines anderen donaufremden Staates. Sie treten zu· Beginn des Siebenjährigen Krieges mit dem erneuten Plan hervor, ihre Waren statt auf dem weiten und piratenbedrohten Weg durch das Mittelländische Meer viel kürzer und ungefährdet auf der Donau nach Osten zu führen. ,,Die Türkische Handelsgesellschaft in London machte dem Wiener Hofe den Vorschlag", wie ein sachkundiger Zeitgenosse berichtet, ,,daß sie auf ihre KostE:_n die Schiffahrt von Wien bis ins Schwarze Meer gehörig einrichten wollte mit der Bedingung, diese Schiffahrt 25 Jahre mit Ausschluß aller anderen Kaufleute ganz allein zu betreiben und Erlaubnis zu haben, am Ufer der Donau Packhäuser, Magazine u. dgl. mehr anzulegen. Allein die hungarischen Reichsstände mißkannten ihren eigenen Vorteil und wollten zu diesem nützlichen und wichtigen Unternehmen ihre Einwilligung nicht geben." Welche Vorteile dem österreichischen Donauhandel und der Donauschiffahrt nach _Ablauf der 25jährigen Schutzfrist entstanden wären, da alle Einrichtungen und Geschäftsverbindungen der englischen Gesellschaft Oesterreich zufallen sollten, liegt klar zutage. Der Plan wurde nie Wirklichkeit. Jedenfalls handelte ~~ sich .um eine gr!)_ßa~gelegte Gesellschaft, die neben anderen österreichischen Erzeugnissen ungarischen Wein sowie Getreide nach dem Südosten auszuführen gedacht h_atte'. In echt englischer Weise verband dieses Großunternehmen Handel mit Politik, indem das mit Friedrich II. verbündete England auch auf die gegnerisch~ K'.'1-rte setzte. Der von Wien verlangte und von England 15ebilligte Barvornchuß „von _etlichen Millionen Gulden" sollte zu nichts anderem verwendet werden als zur Verstärkung der kaiserlichen Armee. • .. 1 ,, ' • • ~ .... ·, Du,rc}l 9(ln _Siepenjährigen Krieg verlor bekanntlich Oesterreich Schlesien, das als „ Transporteur "4nd. Spe~teur" für d_en öster_re~cJ:iis_chen Handel von t8

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