OÖ. Heimatblätter 1952, 6. Jahrgang, Heft 1

Halm: Die Entdeckung der Donau als Welthandelsstraße zusammen: ,,Ohne Donauleben kein lebensfähiges Oesterreich, ohne Oesterreich kein Europa". Trotz aller naturgegebenen Begünstigungen für einen Güteraustausch zwischen acht verschiedenen Völkern und deren Kulturen blieb dem österreichischen Kaufmann der Weg donauabwärts bis in die Zeit Maria Theresias fremd. Geriet man doch bis vor rund hundert Jahren bei Belgrad schon in die Türkei, wozu bis 1784 jedes talwärts kommende ausländische Handelsfahrzeug sich eine Sondererlaubnis (Ferman) Monate vorher erwirkt haben mußte. Unkenntnis von Land und Leuten, schlechte, unsichere Straßen, endlose Plackereien mit der Willkür türkischer Zöllner, unzulängliche Schiffe, die in Semlin, also knapp vor Belgrad angelangt, zur Weiterreise auf dem immer mächtiger werdenden Strome nicht mehr taugten, sondern als Brennholz verkauft werden mußten - denn die Rückbefövderung stromaufwärts mittels Zugpferden hätte sich viel zu teuer gestellt - schufen ebenso bedeutende Schwierigkeiten wie die Schiffahrt selbst. Denn die Donau blieb schon beim Betreten Ungarns auf weite Strecken versandet und war an engen Stellen besonders gern von Schiffsmühlen bestanden, die verkehrserschwerend weit in die Fahrrinne hinausragten. Alle diese Umstände mußten dem österreichischen Kaufmann den Handel auf der Donau über die Grenzen Oesterreichs hinaus zu einer gefährlichen Waghalsigkeit machen. Kein Wunder also, daß es nicht die mit den Schwierigkeiten vertrauten österreichischen Unternehmer waren, die als erste daran dachten, sich des Stromes zu bedienen, sondern donaufremde. In den Jahren zwischen 1699 und 1703 erwogen holländische und englische Kaufleute den Plan, von der Ostsee zum Schwarzen Meer quer durch Europa einen ununterbrochenen Handelsweg zu schaffen, welcher Oder und Donau mit einander verbinden sollte, also an dem Gedanken des damals schon ein Jahrhundert alten Donau-Oder-Kanalprojektes rührt. Es kam 1705 sogar zur Gründung einer englischen Handelsgesellschaft, die Tuche aus England von Linz an auf der Donau nach Persien und auf dem nämlichen Wege persische Seide als Rückfracht befördern wollte. Erst nach dem glanzvollsten Frieden, den Oesterreich jemals mit der Türkei schloß, jenem Frieden von Passarowitz (1718), der den unaufhaltsamen Siegeszug des Prinzen Eugen krönte, fanden sich die ersten unternehmenden Köpfe unter den Oesterreichern, die den großen Wurf wagten, obwohl auf den richtunggebenden Stoß des glorreichen Feldherrn inzwischen der ungünstige Friede von Belgrad (1739) gefolgt war. Die Reihenfolge der Waren, die sich allmählich der Donau zuzuwenden beginnen, entbehrt nicht einer gewissen Lo.gik. Zuerst ist es das zerbrechliche Glas, das, im nahen Osten stark gefragt, zu Beginn des Siebenjährigen Krieges, den ihm bekömmlichsten glattesten Wasserweg findet. Der nordböhmische Glashändler P ·a 1 m (1757) darf als erster den Ruhm für sich in Anspruch nehmen, S_chiffsladungen seiner Ware auf der Donau nach Konstantinopel gebracht ·zu haben. t:.7

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2