Ober6sterreichische Heimatblätter zusammen; sie bildeten eine Vereinigung auf persönlicher Grundlage, betrieben jedoch den Handel auf eigene Rechnung und Gefahr. Auch am Bestimmungsort Venedig blieben sie beisammen; ihre Faktoreien 63 ) lagen in bestimmten Straßen, ja umfaßten oft ein ganzes Stadtviertel, das zum Schutze vor Ueberfällen durch die Bevölkerung von Mauern umgeben war. Die nach Venedig reisenden oberdeutschen Kaufleute, also auch die Steyrer, nahmen im „Fondaco dei Tedesci" am Canal Grande Aufenthalt. Unter den Kaufleuten des „Fondaco" bildete sich im 16. Jahrhundert eine Klasse Privilegierter, die allein Anrecht auf Benützung der Kammern, auf die Teilnahme an der gemeinsamen Mittagstafel, der „Schwabentafel", hatten und an den Kapitelsitzungen teilnehmen durften. Zu diesen Privilegierten, auch „ächten Deutschen" genannt, gehörte neben Augsburg, Nürnberg, Ulm, Straßburg, Frankfurt, Regensburg, Salzbu~g und Wien, auch Steyr, als einzige Stadt im Lande ob der Enns 64 ). Eine Untersuchung der Handelsverbindungen zwischen Steyr und Venedig gibt Einblick in die regen geschäftlichen Beziehungen dieser beiden Städte 65 ). Hieronymus Zuvernumb, ,,der Reiche", war der Begründer eines großen Handelshauses in der Lagunenstadt, das nach seinem Tode dessen Sohn Hieronymus weiterführte. Achatz Fentzel legte den Grundstein zu einer Faktorei, die durch 3 Generationen diese'S Geschlechts betrieben wurde. Hanns Pfeffer! zog 1544 nach Venedig, ihm folgten seine 4 Onkel. Wolf Gutprodt, ein Enkel des reichen Messerhändlers Lorenz, fand in Venedig seine zweite Heimat, wo er die Messerhandlung betrieb und 1629 starb. Adam Händl, der Sohn des Bürgermeisters und reichen Eisenhändlers Hieronymus Händl, gründete ebenfalls im Süden eine Faktorei für Steyrer Erzeugnisse. Diese wenigen Namen mögen genügen als Beweis für die rege Handelstätigkeit der Steyrer Bürger in Venedig, die bis um die Mitte des 17. Jahrhunderts fortgesetzt wurde. In der Folgezeit jedoch war der einst blühende und ertragreiche Handel mit Venedig vorüber und Italien als Absatzgebiet für immer verloren. Der Messerabsatz nach Westen in das Reich war im Verhältnis zu dem nach Süden, Südosten und Nordosten wesentlich geringer. Es erlangte nur die Verbindung mit Nürnberg größere Bedeutung. Hier kauften die Steyrer ihre Rohstoffe, wie Buchsholz, Messing und anderes und lieferten diesen Kaufleuten dafür Fertigwaren. Der Nürnbe:tger Ha11delsmann Cunz (Konrad) Hon1, ,,der grosse Kauffmannschafft und Gewerb mit Steyrischen Messern und anderen Eisen Waren geführet", hatte sich deshalb oft in Steyr aufgehalten und in Steyr sogar ein Haus erworben 66 ). Der Rat von Nürnberg schien aber von der Einfuhr von .Steyrer Messerwaren nicht sonderlich erfreut, da Nürnberg selbst eine blühende Eisenindustrie beherbergte. Es ergaben sich Konflikte zwischen diesen Städten wegen der Messerzeichen und des Handels 67 ). Aber auch in Oesterreich sah man nur ungern die Einfuhr der „Nürnberger Messer", die dem Steyrer Handwerk große Konkurrenz machten. Besonders die Händler auf den Linzer Märkten betrieben dieses Geschäft sehr gerne und wiederholte L2
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