OÖ. Heimatblätter 1952, 6. Jahrgang, Heft 1

Hack: Der Mes=:erhandel der Stadt Steyr bis zum Ausgang des 17. Jahrhunderts bedeutendes Ausmaß immerhin der Messerhandel erreicht haben mußte, der liber Ungarn hinaus in die Türkei und nach Kleinasien ging, zeigen mit Deutlichkeit die Auswirkungen der Entdeckung. Außerdem hinderte das siegreiche Vordringen der Osmanen im 15. und 16. Jahrhundert jeden ruhigen Handelsverkehr, so daß die gefahrvollen Landreisen nach dem Orient durch Seereisen abgelöst wurden. Nun gelangten auf diese Weise die so sehr begehrten Spezerei- und Luxuswaren nach Mitteleuropa, die Messer hatten ihren Wert als Tauschobjekte verloren. Ungarn blieb wohl weiterhin ein Hauptabnehmer für Steyrer Erzeugnisse, doch diese eroberten sich außerdem ein weiteres Absatzgebiet, den Norden und Nordosten 60 ). Ueber Wien und Brünn gingen heimische Waren nach Po 1 e n und Ruß 1 an d, Gebiete, die noch jahrhundertelang Hauptabnehmer für Steyrer Messer waren. In Verbindung mit dem Orienthandel erfolgte der Absatz von Messern nach V e n e d i g, dem Mittelpunkt des Handelsverkehrs zwischen Europa und der Levante. Der Zeitpunkt, da ein Güteraustausch zwischen Steyr und der Lagunenstadt einsetzte, ist uns nicht bekannt; umfangreiche Handelsgeschäfte hatte die Eisensadt jedenfalls Ende des 13. Jahrhunders betrieben, wie aus den niederen Mautgebühren des Privilegiums von 1287 für die nach Venedig führenden Handelswege zu ersehen ist. Es galt als besonderes Vorrecht der landesfürstlichen Städte, Geschäfte mit Venedig zu tätigen. Nur ihren Bürgern war gestattet, die Straße über den Pyhrnpaß nach Rottenmann, über den Tauernpaß nach Zeiring, St. Veit in Kärnten, Villach, durch Görz, Friaul über Aquileja nach Venedig zu benützen 61 ). Eifrig wachten die landesfürstlichen Städte über ihre Rechte, denn die Vorteile, die sich aus dem Geschäftsverkehr mit dem Handelszentrum des Südens ergaben, waren bedeutend. Sie bekamen in ihre Hände die in Stadt und Land so begehrten „Venedigischen Waren" und konnten durch deren Verkauf reichen Gewinn erzielen. Auch Steyr, eine jener privilegierten Städte im Lande ob der Enns, nützte diese Vorzugsstellung bestens aus. Der Hauptausfuhrartikel der Stadt waren Messerwaren aller Art und anderes „kleines Eysengeschmeide", wofür Gewürze, feine Tücher, Südfrüchte, Weine Oele, Edelsteine und Rauchwaren im Tauschwege erworben wurden. Der Handel dahin wurde entweder von den Eisenverlagshäusern geführt, die Stahl und Eisen in beträchtlichen Mengen besonders in das Reich ausführten, oder von Bürgern, die nur den Verkauf der Eisenwaren nach Venedig und den Vertrieb der venetianischen Waren führten, den sogenannten ,,Venedigischen Händlern" 62 ). Diese monopolisierten den gesamten Handelsverkehr mit der Lagunenstadt und spielten daher im Wirtschaftsleben der Stadt eine wichtige Rolle; sie zogen, reich beladen mit Handwerkswaren der Stadt, nach dem fernen Süden und erzielten durch deren Verhandlung reiche Gewinne, die der Stadt selbst zugute kamen. Um bei den oftmals gefahrvollen Reisen sich besser gegen auftauchende Gefahren verteidigen zu können, schlossen sich die Händler zu Kaufmannsgilden n

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