OÖ. Heimatblätter 1952, 6. Jahrgang, Heft 1

Stlfterverehrer tn der weiten Welt. Die Werbekraft des geschäft!:führenden Vorsitzenden Friedrich Speiser, der neben dem Vorsitzenden Dr. h. c. Franz Karl Ginzkey die Gesellschaft leitete und die ordnende Sammelfreude des Archivars Franz Fink, der, der Gesellschaft seit der Gründung dienend, das Gesellschaftsarchiv aus dem Nichts aufgebaut hatte, schufen eine in Freundschaft verbundene Gemeinschaft, die alle Stifterverehrer durch Ihre „Nachrichtenblätter" und den seit 1934 erscheinenden, wertvolle Publikationen umschließenden „Adalbert Stifter-Almanach" verband. Die in der Albertlna in Wien seit 1932 untergebrachte Sammlung verwahrt als Vermächtnis des bekannten Sammlers des Stifterschen Malererbes Karl Adolf Freiherr von Bachofen-Echt den Malernachlaß Stifters. Die Sammlung war während des Krieges verlagert und entging so beim Einsturz des Friedrichstraktes der Albertina der Vernichtung. Die seither unterstanfulose Sammlung wurde nunmehr, bis zum Wiederaufbau der Albertina, in dem Pasqualatischen Hause auf der Mölkerbastei, der vermutlich einstigen Wohnung Beethovens, neu aufgestellt. Der Umsturz vernichtete die weitausgreifende Arbeit dieser Zentralstelle der Stifterforschung, die vom Nestor der Stifterforschung, dem greisen Hofrat Gustav Wilhelm, über die schwer:- ste Zeit hinübergeführt wurde. Dr. h. c. Franz Karl Gin z k e y, der nunmehr achtzigjährige Altmeister der österreichischen Dichter, lebt seit 1945 in Seewalchen am Attersee in Oberösterreich. Hofrat Dr. Gustav W 11 h e l m, der in den Umbruchtagen den Vorsitz der Gesellschaft unter Mithllfe der derzeitigen Verwalter des Gesellschaftserbes Univ.-Prof. Dr. Fritz Novotny und Dr. Franz Glück übernahm, hatte seine durch den Bombenkrieg ausgebrannte Wohnung und seinen reichen Schatz an Büchern, Forschungsquellen und Manuskripten verloren und wohnte mit seiner heute der _Gesellschaftsleitung angehörenden tapferen Gattin in einer Notwohnung, durch schwere Krankheit an den Rollstuhl gefesselt. Er starb dort, bis zur letzten Stunde um die Sache Stifters bemüht, am 23. März 1949. Ein Bild seines Wirkens und seiner Persönlichkeit bringen diese Blätter in einer der nächsten Folgen. Am 18. Juni 1949 wurde der Leiter der Handschriftensammlung der Oesterreichischen Nationalbibliothek Wien Hofrat Dr. Otto Br e c h 1 er zum Vorsitzenden gewählt, dem nach seinem nach zweijähriger Wirksamkeit erfolgten Ableben - am 9. Jänner 1951 - Universitätsprofersor Dr. Eduard Cast 1 e als nunmehriger Leiter der Gesellschaft folgte. Die Gesellschaft gibt weiter Nachrichtenblätter in Vierteljahresfolge heraus und plant bei gebesserten wirtschaftlichen Verhältnissen auch die weitere Herausgabe des „Stifter-Almanaches", der im Manuskript seit langem vorliegt. In Ober ö s t erreich, der Wahlheimat Stifters, wurde nach dem Krieg das Andenken an den Dichter durch eine umfassende Adalbert Stifter-GedächtnisAusstellung im Oberösterreichischen Landesmuseum (17. April-13. Juni 1948) wirksam wieder belebt, die einen Massenbesuch von über 17.000 Besuchern aufwies. Der vom vorsitzenden Mitglied des Adalbert Stifter-Institutes Museumsdirektor Dr. Franz Pfeffer herausgegebene Führer durch die Ausstellung, der unter dem Titel „Adalbert Stifter und Oberösterreich" im Verlag des 0. Oe. Landesmuseums erschien, enthält mehrere Arbeiten über Stifter. Die unter Stifters Amtswirksamkeit gegründete Volks- und Hauptschule auf der Spittelwiese in Linz erhielt von der Stadtgemeinde Linz anläßlich des 70. T o des tage s des Dichters den Namen „Adalbert Stifter-Volks- und Hauptschule". Im Stiegenaufgang dieser Schule wurde ein Reliefporträt des Dichters von der Llnzer Bildhauerin Friederike Renate Stolz angebracht. 117

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