OÖ. Heimatblätter 1952, 6. Jahrgang, Heft 1

Oberösterreichische Heimatblätter Die Verhandlung erfolgte entweder wieder durch die Meister selbst oder durch die Eisenhändler, die neben dem „geschlagenen Zeug" auch Handwerkswaren führten. Die Absatzgebiete Seit ältesten Zeiten fanden zwischen S t e y r e r und W i e n e r Bürgern Handelsbeziehungen statt; von Stadt zu Stadt ging reger Warenaustausch vor sich 54 ). Die Handelswege nach Wien waren übersät mit Mautstellen, an denen die verführten Waren verzollt werden mußten. Es bedeutete daher das Privilegium von 1287 mit den gewährten Mautermäßigungen für den Transport auf der Donau, der Hauptverkehrsader und bedeutendsten Wasserstraße unseres Landes, eine wesentliche Erleichterung der Handelsbeziehungen der beiden Städte. Wie bereits erwähnt, stammen die ersten uns bekannten Mautsätze für Messer aus dem 14. Jahrhundert. Diese waren sehr tief angesetzt, was auf Messerhandel in großem Umfange schließen läßt 65 ). Trotz dieser niederen Zölle versuchten nun die Steyrer Messerhändler die Mautstätten zu umgehen und Waren „unter dem Mantel" nach Wien zu bringen. Der Wiener Rat mußte 1368 zum Schutze der eigenen Handwerker eine Ordnung für den Messerhandel erlassen, nach der es verboten war, Messer in die Stadt zu schmuggeln 56 ) . Die Messermengen, die sich in Wien ansammelten, dienten aber nicht zur Versorgung des heimichen Marktes, sondern gingen von hier in die Gebiete des O s t e n s und Südostens. Wien war sozusagen nur Umschlagplatz für den weiteren Vertrieb von Messerwaren; die Einnahmen aus diesen Geschäften flossen den Steyrer Händlern und somit dem ganzen Handwerk zu. Es darf uns nicht wundern, daß bereits 1412 vom Rat der Stadt Wien beschlossen wurde, daß die dorthin geführten Messer auch hier verkauft werden sollten und nicht durchgeführt und weiterverhandelt werden durften 57 ). In Steyr schien man sich aber nicht allzu streng an diesen Befehl zu halten, auch hören wir nach Ausgang des 15. Jahrhunderts nur wenig über das Handwerk in Wien, so daß der Handel durch die Stadt ohne Störung vor sich gehen konnte. Größte Bedeutung für die mittelalterliche Wirtschaft hatte die Verhandlung von Messern, „so man die Ungarische Gattung nenne und über Menschen Gedencken von den Ungarischen Kauffleuten um Pfeffer, mit den Rätzen Wahr und Wahre" erfolgte 58 ). Pfeffer stand sehr hoch im Kur'S, man verwendete dieses Gewürz sogar für Zahlung von Grund und Boden, ja im damaligen Handelsverkehr genoß Pfeffer dieselbe Wertschätzung wie Baumwolle und Tee im englischen Handel des 19. Jahrhunderts. Ein Rückgang jenes Exportes bewirkte die schädlichsten Folgen. Als im Jahre 1507 eine kaiserliche Kommission in Steyr tagte und über den Rückgang des Messerergewerbes Bericht forderte, gaben die Händler neben der schlechten Qualität der Steyrer Messerwaren als Hauptgrund die Absatzstockung nach dem Südosten an, die durch die Auffindung des Seeweges nach Indien verursacht wurde. Es trat daher auch die Pfefferhandlung mit der Walachei und Siebenbürgen in den Hintergrund und ein Umschwung im gesamten Handelsverkehr begann sich anzubahnen 59 ). Welch 10

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