OÖ. Heimatblätter 1952, 6. Jahrgang, Heft 1

Adalbert Stifter und Oberösterreich Von Andreas Markus (Linz) Es kann nicht oft genug betont werden, wie eng Oberösterreich und /\.dalbert Stifter zu einander gehören. So soll ,auch am Beginn dieser Blätter kurz aufgezeigt werden 1 ), was Oberösterreich dem Menschen, dem Maler, dem Dichter bot, und was Stifter - von seiner Weltbedeutung abgesehen - für das Land im besonderen leistete. Der Landstrich des Böhmerwaldes, dem Stifter entstammt, war dem benachbarten oberösterreichischen Mühlviertel durch Bodenform und Besiedlung, durch Wesensart und Mundart der Bevölkerung fast gleich, er hatte sein Hauptabsatzgebiet und seine Einkaufsquellen in Oberösterreich und sandte seine Jugend zur Ausbildung hieher. Adalbert Stifter, dessen Vater durch einen Unfall beim Flachsfuhrwerk in Oberösterreich seine letzte Ruhestätte gefunden hatte 2 ), wurde von seinem Großvater mütterlicherseits durch Vermittlung des verwandten Kremsmünsterer Ordensmannes P. Bernhard Koch ans Gymnasium von Kremsmünster gebracht 3 ), wo sich zunächst der Ordinarius der ersten Klasse, der ,gebürtige Kaplitzer P. Placidus Hall „fast mehr als väterlich" seiner annahm 4 ). Daß Kremsmünster erzieherisch und bildend von richtunggebendem Einfluß auf Stifter war, wurde von ihm selbst bis in seine letzten Lebensjahre wiederholt bekannt 6 ) und neuerdings von Enzinger 6) eingehendst und überzeugend nachgewiesen. Stifter empfing dort auch die ersten Anleitungen zu Dichtkunst 7 ) und Malerei 8 ). Freundschaften fürs Leben wurden hier geschlossen 9 ). Die Kremsmünsterer Zeit erschloß Stifter die Herrlichkeit der oberösterreichischen Alpen, zu denen er später immer wiederkehrte, um als Maler wie als Dichter reiche Anregung zu schöpfen 10 ). Es war eine oberösterreichische Zeitung, das „Oesterreichische Bürgerblatt für Verstand, Herz und gute Laune" des Linzer Verlages Eurich, welche Stifter zum erstenmal, allerdings unter dem von ihm ,gewünschten Decknamen Ostade, 1830 in Druck brachte 11 ). Im selben Blatte (geänderter Titel: ,,Die Warte an der Donau") spendete 1843 12 ) der damals schon anerkannte oberösterreichische Dichter Carl Adam Kaltenbrunner, auf dessen Wunsch Stifter zum „Album aus Oesterreich ob der Enns" 13 ) die Parabel „Der späte Pfennig" beigesteuert hatte, dem noch mit keinem Buche Hervorgetretenen reiches Lob bei Besprechung von Schuhmachers „Oesterreichischem Novellen-Almanach" und sprach den Wunsch aus, daß bald ein gesammelter Band seiner Schriften h~rausgegeben werde. Das Blatt begleitete Stifter weiterhin auf seinem Schaffensund Lebenswege mit Sympathie 14 ) und erhielt von ihm Beiträge: 1847 15 ) die Parabel „Der Tod einer Jungfrau", 1848 die Beschreibung eines Bechers von ]06

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