OÖ. Heimatblätter 1952, 6. Jahrgang, Heft 1

Weiters ernenne ich im Sinne des ,genannten Regierungsbeschlusses ·zunächst folgende Herren zu Institutsmitgliedern: Sektionschef i. R. Dr. Karl Bardach.zi, Prof. Dr. Franz Becker, Hofrat Dr. Franz Berger, Siegfried Dobretsbarger, Arthur Fischer-Colbrie, Otto Jungmair, Obermagistratsrat Dr. Hanns Kreczi, Prof. Dr. Andreas Markus, Dr. Hans Wopelka, Leiter der Kulturabteilung des Amtes der oberösterreichischen Landesregierung. Dem Adal_bert Stifter-Institut des Landes Oberösterreich, welches ich hiemit als konstituiert erkläre, möge es beschieden sein, unserer in so hohem Maße kulturell aufgeschlossenen Bevölkerung da'S Vermächtnis Adalbert Stifters, der das sanfte Gesetz zu künden berufen war, zu erhalten und kommenden Generationen, die nach innerer Schönheit und wahrer Freiheit dürsten, weiter zu geben. Die erste Veröffentlichung des Adalbert Stifter-Institutes Moriz Enzing er: Adalbert Stifters Studienjahre*) Von Franz H ü 11 e r (Prien - Chiemsee) Seit mehr als drei Jahrzehnten hat die geistesge'Schichtliche Methode die Gedankenwelt Adalbert Stifters in ihre Tiefenperspektive gerückt. Diese Durchleuchtung brachte viele wertvolle Erkenntn_isse. Vor allem rückten die Alterswerke mit ihrem zeitlosen Gehalt in den Vordergrund. In den letzten Jahren hat sich allerdings der ins Unübersehbare anschwellende Strom der StifterLiteratur in eine Art von literarischem Journalismus, in essay- und kommentarartige Ergüsse verbreitert. Nun überraschte uns im vorigen Frühjahr ein Werk von ganz anderer Art, ein un'Scheinbares und äußerst sparsames Buch von 217 Seiten Text mit einem wissenschaftlichen Anhang von etwa 70 Seiten. Der Verfasser ist der Innsbrucker Universitätsprofessor Dr. Moriz Enzinger, ein anerkannter Stifterforscher. Der Inhalt ist eine geistige Naturgeschichte des jungen Stifter. Wie ein Geologe deckt Enzinger in strenger historisch - philologischer Methode Schicht um Schicht von dem verborgenen Grunde der Bildungsjahre des Dichters ab, bis das Urgestein mit all seiner strukturellen Entwicklung in unwiderlegbarer Klarheit vor uns liegt. Zuerst wird die Benediktinerabtei von Kremsmünster in historischer und für Stifter biographischer Schilderung vor uns hingebreitet. Wir werden mit der Geschichte des Klosters, seiner Umgebung und vor allem mit dem ganzen Schulsystem eingehend vertraut gemacht. Die klugen, feinen Benediktiner-Patres, die Stifter unterrichteten, wandeln mit einer kurzen, zum Teil packenden Lebensgeschichte an uns vorüber. Sie alle schauen noch heute in der Stiftsgalerie von Kremsmünster aus den Oelbildern auf uns herab, ehrwürdige ,Zeugen einer Vergangenheit, _die vo_n Ora et labora aus- •) Oesterreichische Verlagsanstalt Innsbruck, 1950. 286 S. 14 Abb. S 48.-. 102

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