OÖ. Heimatblätter 1952, 6. Jahrgang, Heft 1

Hack: Der Messerhandel der Stadt Steyr bis zum Ausgang des 17. Jahrhunderts als Erzeuger neben den Händlern ihr Fortkommen hätten, setzte man „neue, gesunde preise" für beide Teile fest. Nach acht Jahren war es endlich den Messerern gelungen, eine Preiserhöhung zu erzielen: die „Zweillinge" stiegen pro Tausend um 2 fl, die gleiche Menge „Frumbwerk" um 1 fl. Neben Regelung der Preise war die Produktionshöhe der einzelnen Meisterwerkstätten im Jahre genauestens festgesetzt. Nach dieser Aufstellung betrug die Jahreserzeugung der besten Werkstätte Steyrs, des Hanns Dienstmanns des Aelteren im Jahre 1588: 40 „Pürstlageln", d. i. rund 80.000 Messer, die der kleinsten, des Michael Schräpacher 6 „Eimerlageln", d. i. rund 9000 Messer 50 ). Auf Grund jener Festlegung ging der Messerhandel einige Jahre klaglos von statten, doch die steigernden Absatzstockungen hielten an und um die Jahrhundertwende richtete Hanns Reischko, angesehener Bürger und Messerhändler zu Steyr, an den Eisenobmann die dringende Bitte, dem unaufhaltsamen Niedergang des Handwerks Einhalt zu gebieten; bis jetzt hätte er (Reischko) die armen Messerer unterstützt und ihnen ihre Erzeugnisse abgenommen, doch weiterhin könnte er dies nicht tun, da die Nachfrage nach Messern nur gering wäre. Die Eisenhandelsgesellschaft hätte ihn wegen Stahllieferungen für die Messerer abgewiesen, wodurch ihm aber die Möglichkeit genommen würde, seine Schulden bei den Messerern abzudecken 51 ). So stand es im ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts um dieses Handwerk, dessen Erzeugnisse vor wenigen Jahrzehnten reißend Absatz gefunden hatten. Die Händler konnten ihre Verträge nicht einhalten, die Fertigwaren blieben unverkauft bei den Messerern liegen, die die Verläge nicht bezahlen konnten. Nun trat jene Klausel der Verträge in Kraft, die für diese Zeiten der „Unwierde" gedacht waren: die Händler behielten sich vor, in schlechten Zeiten die Verträge zu ändern! Schwere Krisenzeiten waren für das Handwerk angebrochen, Glaubenskämpfe und Bauernkriege legten den Messerhandel fast vollständig lahm, die Einnahmen des Staates aus der Verführung von geschliffenen Waren wurden immer geringer. Dies war wohl der Grund, daß der Plan, eine staatliche Klingenkammer zu errichten, aufgetaucht war, jedoch zu einer Ausführung scheint es nicht gekommen zu sein 52 ). Die privaten Messerverleger dürften aber eine Vereinigung geschlossen haben; wir finden diese in den Akten als ,,einige Messerhandlung" bezeichnet. Mit dem Verfall der Stadt und dem Niedergang jeder gewerblichen Tätigkeit löste sich auch die Messerhandlung völlig auf. Die Geldgeber der Innerberger Hauptgewerkschaft zeigten an diesem Geschäft wenig Interesse; sie schlossen lieber gewinnbringende Handelsabkommen mit geschlagenem Stahl und Eisen 53 ). Die langsame Besserung der städtischen Verhältnisse gegen Ende des Jahrhunderts ergab auch für das Handwerk einen allmählichen Anstieg; jedoch die Glanzzeiten waren vorüber. Der Stand der Messerhändler, der sich ausschließlich mit der Versendung der Waren befaßte und dadurch zu igroßem Vermögen gelangte, war in der folgenden Zeit unbekannt und taucht auch in späterer Zeit nicht wieder auf.

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