Jahrgang 6 / Heft 1 Jänner-März 1952
0 berös terreichische Hei1natblätter llei,ausgegebeu vom Institut für Landeskunde am o. ö. Landesmuseum in Linz durch Dr. Franz Pf e ff e 1· ,Jahrgang 6 lieft l Jänner-lUä.rz 1952 Inhalt frmgard Hack: Der Mess.,rhaudel der Stadt Steyr bis zum Ausg-a-nir d<:"S 17. Jahrhunderts . .Hans Ha Im : Die Entdeckung der Donau als Welthandelsstraße Albert Bin n a t: Tod und Begräbnis im bäuerlichen Brauchtum Oberöste1·r,•ichs Bausteine zur ~eimatkunde Josef O f n er: Die mittelalte1·liche Stadtschule in Steyr Rupert Ru t t man n: Johamtiswein und Pfarr-Ritt, in Sipbaclt7R-ll Gustav Brach m an n: Alk Rauchfangformen im '1achland Lebensbilder A. Stifter: Josef Raukamp zum 70. Gelmrtstag· Schrifttum Seit•· 1 16 fifj 61 62 65 Erich 'l.' r in k s : Das Babf•11b<>1·ge1· Urlnmclenhucit' 68 Buchbesprechungen 73 Eduard S traß m a y r: Heimatkuntlliches Schrifttum übt·r· Oherösterreich 1950, I. Geschichte 8~ Adalbel't Stifter-Institut des Landes 01.Jeriisterrl'i<'h Viertelja}usschrift Aldemar S c h i f f k o r 11: Unser Institut: Rede des Landeshauptmam1es Dr. Heinrich Glernuer anläßlich dei· Konstituierw1g des „Adalbe1·t Stifter-Institutc,,g tles Landes Oberösterreich" am 97 3. Juni 1950 100 Franz H ü II er: Die erste Veröffentlichung des Atlalbe,·t Stifter-Institutes. Moriz Enzinger: Adalbert Stifters Studienjahre . 102 Andreas Markus: Adalbert Stift~•· uncl Oberösterreich . 106 Otto Jungmai r: Der „Stiftermensch" Franz Karl Ginzke_-_ 113 Handel-Mazzetti-Preis für Julius Zerzer 114 Berichte Stifter in aller Welt Der Adalbert Stifter-Literaturpreis 1950/l :Jöi Personalnachrichten . Schrifttum Ruchbesprechnugeu 115 124 125 128
d-){ . ,t1°'-7c.6.,~ utr~ #.II· IDbcröfttrrrir1]if@e ~moIDlfflfw Jahrgang 6 / Heft 1 Jänner-März 1952 Der Messerhandel der Stadt Steyr bis zum Ausgang des 17. Jahrhunderts Von Irmgard Hack (Steyr) Steyr, die Stadt des Eisens und Stahls, galt seit ältesten Zeiten als die Heimat, ja als der Mittelpunkt des ehrsamen Handwerks der Messerer. Blättern wir in seinen zahlreichen Geschichtsquellen bis in die fernsten Zeiten zurück, so enthüllt sich uns ein Bild reichbewegter Vergangenheit der alten Eisenstadt, Zeiten hoher Blüte und tiefsten Niederganges dieses Lebensnerves Steyrs erstehen vor dem Auge des Forschers. Denn neben dem Eisenhandel mit innerbergischem Stahl und Eisen 1 ) war es das Messererhandwerk mit seinem ausgedehnten Handel, das der Stadt die Möglichkeit weiterer Entwicklung und Ausbreitung gab, es stellte für einen großen Teil der Bevölkerung die Haupterwerbsquelle dar. Handel und Handwerk schufen die Grundlagen für die mächtige Entfaltung der Stadt, sie galten als Kernpunkte im städtisohen Leben, ihrem Einflusse hatten sich Wirtschaft, Kultur und Politik zu beugen. Mit dem bedeutenden Aufstieg von Handel und Handwerk konnte sich die Stadt ais Handels- und Exportzentrum von innerbergischem Stahl und „Steyrer Messern" behaupten; als solches erlangte sie weit über die engeren Grenzen hinaus besten Ruf und war für die gesamte österreichische Wirtschaft von wesentlicher Bedeutung. Aus der Entstehungszeit des Messererhandwerks fehlt uns jede Nachricht. Wir können nur, jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit annehmen, daß Steyr als Sitz des Eisenhandels seit ältesten Zeiten auch den Eisenhandwerkern Arbeit und Brot geboten hatte 2 ). Vielleicht wurden die von Horaz gerühmten „norischen Klingen" in Steyr oder der nächsten Umgebung erzeugt? Im besonderen sei hier an das Tal von Kleinraming im Osten der Stadt gedacht, den Hauptsitz des Klingenschmiedehandwerks; es fehlen aber auch hiefür alle Beweise. Die ersten sicheren Nachrichten stammen aus dem 14. Jahrhundert. Auf Grund der geringen Mautansätze für Messer aus dem Jahre 1386 ist anzunehmen, daß die Messererzeugung und -verhandlung bereits bedeutenden .Umfang erreicht hatte; diese Annahme wird außerdem noch durch den Umstand 1
Oberösterreichische Heimatblätter bekräftigt, daß im allgemeinen für geschliffene Waren hoher Zoll gefordert wurde 3 ). Auch die Bestätigung der Handwerksordnung für die Klingenschmiede von Kleinraming ,aus dem Jahre 1373 läßt auf bedeutende Klingenund somit auch Messererzeugung schließen. Das Messererhandwerk von Steyr erhielt durch Herzog Ernst, vermutlich 1407, seine Handwerksordnung; es ist dies die älteste Messererordnung in Oesterreich, die uns erhalten geblieben ist. Es geht jedoch aus ihr hervor, daß die Steyrer Me'Sserer schon zu Ende des 1'1. Jahrhunderts vom Bruder Herzog Ernsts, Wilhelm, und seinem Vetter Albrecht eine Bestätigung ihrer Handwerksfreiheiten erhalten hatten, die uns aber nicht überliefert ist 4 ). Auf Grund dieser Zeugnisse können wir mit Sicherheit behaupten, daß bereits im 14. Jahrhundert in diesem Handwerk eine Produktionsteilung eingetreten ist: die Klingenschmiede stellten die Rohklingen her, sie schmiedeten aus „Frumbwerkzeug", d. i. gezaintem Frumbstahl und Zaineisen 5 ) die Rohform, gaben diese an die Schleifer weiter, die den Klingen die nötige Schneide und Politur verliehen. Erst von den „gehenden Werkgaden" 6 ) der Schleifer gelangten die Klingen an die Messerer. Es sind uns aber auch Messerer bekannt, die selbst Schleifereien besaßen und in eigener Regie diese Betriebe führten 7 ). Die Messerer hatten als letzte Gruppe in diesem Arbeitsvorgang die Ausgestaltung der Griffe zu übernehmen; der Findigkeit der einzelnen Meister blieb es überlassen, neue Verzierungen und Schmuck in der Beheftungs- und Beschlagsarbeit zu erfinden und auszuführen, die Waren dem Geschmack der Zeit entsprechend verkaufsfertig zu machen 8 ). Vor dieser Dreiteilung dürften die Arbeiten des Schmiedes und Messerers wohl vom selben Meister ausgeführt worden sein, wie aus einer Nachricht der Raminger Klingenschmiede hervorgeht 9 ). Da das Schleifen unbedingt maschinellen Antrieb erforderte und in jenen Zeiten nur Wasserkraft zur Verfügung stand, mußten sich die Schleiferwerkstätten an Bächen und Flüssen ansiedeln und waren also aus Gründen des Standorts von den Klingenschmieden getrennt. Seit altersher war es den Messerern von Steyr verboten, selbst Klingen zu schlagen, sondern sie waren beim Klingenbezug auf die Klingenschmiede angewiesen.. Steyr selbst beherbergte zu Ende des 15. Jahrhunderts noch eine beträchtliche Anzahl von Klingenschmieden, doch die beiden Werkstätten Kleinraming und Dambach traten mit ihrer Klingenerzeugung immer mehr in den Vordergrund 10 ). Das Handwerk der Messerer faßte in der Stadt feste Wurzeln und entfaltete sich hier immer mehr, die beiden Orte Raming und Dambach stellten die Rohprodukte her; aus ihren Werkstätten stammten die berühmten „Steyrer Klingen". Allerdings waren die Klingenschmiede nicht geneigt, ihre einzigen geschäftlichen Möglichkeiten in der Belieferung der Steyrer Messerer zu sehen; sie versuchten, ihre rohen Erzeugnisse zum Schaden der Steyrer Handwerker auszuführen. Daher erließ Kaiser Friedrich III. 1489 den Befehl, daß .alle rauhen und geschliffenen Klingen von den Schmieden nach 2
Hack: Der Mes~erhandel der· Stadt Steyr bis zum Ausgang des 17. Jahrhunderts Steyr geführt werden müßten 11 ). Diese Anordnung, die später immer wieder erneuert wurde 12 ), legte die ganze eigene Handelstätigkeit der Klingenschmiede lahm und beschränkte sie auf die ausschließliche Abnahme durch die Steyrer Messerer. Da aber da:s Messerergewerbe als bürgerliches Gewerbe .galt und auf dem flachen Lande also nicht ausgeübt werden durfte, konnte an ein Aufkommen dieses Handwerks in der Raming und in Dambach nicht gedacht werden 13 ). Die Messererwerkstätte Steyr, die im 16. Jahrhundert im Verband der vereinigten sieben redlichen Messerwerkstätten als Hauptmesserwerkstätte anerkannt wurde 14 ), bestand aus einer Anzahl Meisterwerkstätten. Bis gegen Ende des 15. Jahrhunderts ist uns ihre Zahl selb'St nicht bekannt, dürfte jedoch in dieser Blütezeit gegen 200 betragen haben. Noch 1484 gab Preuenhuber 150 auswanderungslustige Messerer an 15 ) , die die furchtbare Notlage der Stadt nicht länger mitmachen wollten; der wirt'Schaftliche Zusammenbruch der Stadt stand in den Siebzigerjahren des 15. Jahrhunderts bevor, der Eisenhandel lag vollkommen brach und nur unter äußerster Anstrengung gelang e'S, diesen Zustand zu überwinden. Es folgte ein Zeitraum höchster Blüte für das wirtschaftliche Leben und auch das Handwerk erlangte eine Glanzzeit, wie niemals mehr. Viele Messerer aus Oberdeutschland und Schwaben wanderten in unsere Gebiete ein und betrieben hier ihr Handwerk weiter; auch in Raming haben sich zahlreiche Klingenschmiede aus jenen Gebieten niedergelassen 16 ). Messermeister aus Wels, Krems, St. Pölten, Pöchlarn und dem nahen Steinbach zogen nach Steyr und führten das bodenständige Gewerbe weiter 17 ). Ueber die Anzahl der Meisterwerkstätten werden wir seit dem Ende des 16. Jahrhunderts durch das Meisterbuch des Handwerks unterrichtet 18 ). Dieses, 1570 angelegt, enthält neben den jährlichen fortlaufenden Eintragungen die Namen jener Meister, die bis zum Jahre 1470 das Meisterrecht erworben hatten; es waren dies 303. In jedem weiteren Jahrzehnt bis zum Jahre 1620 schwankt die Aufnahme zwischen 72 und 100 Meistern. Die Gesamtzahl der Werkstätten nach 1570 ist uns leider nicht bekannt, da die Namensangaben meist keine Hinweise auf das Todesjahr des Meisters geben, sondern nur die Aufnahmezeit verzeichnen. Wir können aber auch für diese Zeit annehmen, daß etwa 300 Meisterbetriebe bestanden haben; die gleichbleibende Zahl der Neuaufnahmen, bedingt durch -wirtschaftlich ,günstige Verhältnisse, läßt auf nur geringe Schwankungen im Meisterstande selbst schließen. Nicht nur Meister, sondern auch Gesellen, Jungen und wa'S besonders bemerkenswert ist, auch eine große Anzahl lediger Mägde fanden in diesen Werkstätten Arbeit; mehr als 1000 Menschen hatten hier Beschäftigung. Es mag uns darum nicht wundern, daß das Messererhandwerk oftmals als „das maiste oder fürneme überaus nuezliche gewerbs clainot" bezeichnet wurde, dessen Verfall den Untergang der Stadt mit sich bringen würde 10 ). Die religiösen Kämpfe, besonders im zweiten Jahrzehnt des 17. Jahrhundert'S trübten .nicht nur -die Weiterentwicklung des Handwerks, sondern das gesamte •
• Oberösterreichische Heimatblätter wirtschaftliche Leben der Stadt ging einer traurigen Zeit entgegen. Steyr, eine Hochburg der neuen Lehre, wurde von der Gegenreformation be'Sonders arg getroffen. Der größte Teil der vermögenden Bürger zog in die protestantischen Reichsstädte Regensburg und Augsburg und auch zahlreiche Messerermeister (nach den Auswandererlisten: 58) ließen sich auf anderen Messerwerkstätten wie Waidhofen, Pöggstall und Preßburg nieder 20 ). Die Lage in der Stadt selbst war trostlos; Steyrdorf, da'S Wieserfeld, das in der Glanzzeit des Handwerks um die Mitte des 16. Jahrhunderts als Wohnsitz der Messerer erbaut worden war 21 ), Aichet und Schlüsselhof, wo vom frühen Morgen bis zum späten Abend die fleißigen Handwerker klopften und hämmerten, lagen verla'Ssen und verödet. Die Stadt, die zu Beginn des Jahrhunderts in hoher Blüte gestanden, glich nun einer „großartigen Ruine" 22 ). Mit großer Deutlichkeit spiegelt sich diese traurige Lage in den Eintragungen des Meisterbuches. Die Neuaufnahmen sanken je Jahrzehnt unter 20 herunter, die Werk'Stätte Steyr hatte ihre einstige Macht und Größe verloren. Erst gegen Ende des Jahrhunderts kamen auch für Steyr wieder ruhigere Zeiten, doch die Glanzzeit des Messererhandwerks war für immer vorbei. Für den Handel mit gewerblichen Erzeugnissen war und ist auch heute noch der gute Ruf der Handwerksmarke von außerordentlicher Bedeutung. Es kann daher auf eine kurze Darstellung des Zeichenwesen 'S im Messererhandwerk nicht verzichtet werden 23 ). Seit den ältesten Zeiten war es üblich, daß der Klingenschmied das Meisterzeichen de'S Messerers, für den er die Klingen lieferte, einschlug, und dieser ihn dafür besonders entlohnte 24 ). Diese Tatsache war einerseits technisch begründet, da die Klingenschmiede die Esse zur Verfügung hatten und die Zeichen während des Au'Sschmiedens der Rohform, also in glühendem Zustand, mit einem Stempel aufschlugen. Andererseits zielte ja die Politik der Messerer darauf ab, möglichst wenig „rauhe Klingen" in die Hände anderer auswärtiger Meister kommen zu lassen, um die Errichtung neuer Me'Sserwerkstätten zu vermeiden. Das gemeinsame Zeichen aller Klingenschmiede, das sie auf jene Klingen schlagen durften, die sie nicht den Messerern von Steyr zu arbeiten gaben, war das „brüderi'Sche oder ungarische", da von den wenigen Klingen, die sie ausführen durften, die meisten nach Ungarn gingen. Eigene Meisterzeichen besaßen also die Klingenschmiedmeister nicht. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts hatte bereits jeder Messerermeister sein eigenes Handwerkszeichen; war es gut bekannt und eingeführt, dann galt es als unfehlbares Werbemittel, es sicherte festen Platz auf dem Markt. Mit dem Ruhm, den sich die Steyrer Erzeugnisse überall erwarben, erwuchs auch das Verlangen, besonderen Schutz für sie zu erzielen. Die Steyrer Messerer wollten ihre Waren besonders gekennzeichnet haben und erbaten sich im Jahre 1441 von König Friedrich IV., daß „nufürbas nymand annder dann dieselben Messer zu Steyr vnd in dem Burkfrid daselbs dem Schilt Oe'Sterreich auf alle ire messerwerch aufslahn vnd des nicht vnderwegn lassen 4
Hack: Der Messerhandel der Stadt Steyr bis zum Ausgang des 17. Jahrhunderts damit ir arbait, wo die gesehen werde, für annder menigklich arbeit messerwerchs aufgezaigt erkannt vnd dafür gehalten werde" 25 ) . Diese Sonderbestimmung betraf jedoch nur Qualitätsware, bei gewöhnlichen Sorten, ,,Hauffenwerk" genannt, durfte der „slac des vorgenannten schildes darauf nicht geslagen werden". Hier kommt deutlich das Interesse des Staates zum Ausdruck, nur beste Ware zu erzeugen und auszuführen; denn es handelt sich hier wohl in erster Linie um ausgeführte Messerwaren und nicht um die, die zur Versorgung des Inlandmarktes nötig waren. Dieser Schild bürgte wie eine Schutzmarke, als die er auch zu werten ist, in allen Absatzgebieten für die Güte der Steyrer Erzeugnisse. Um zu verhindern, daß ein außerhalb des Steyrer Burgfrieds ansässiger Messerer diesen Bindenschild führte, erließ 1459 Kaiser Friedrich eine ergänzende Bestimmung. Die Messerer des Steyrer Burgfrieds waren von dieser Zeit an berechtigt, die unbefugt mit Bindenschild bezeichneten Erzeugnisse den landesfürstlichen Behörden anzuzeigen, die diese Waren beschlagnahmen sollten. Die Erwerbung eines Zeichens erfolgte durch Kauf vom Handwerk; die Bewilligung, es führen zu können, wurde dem Meister durch Verleihung eines Zeichenbriefes vom Landesfürsten selbst erteilt 26 ). Jedem Meister war es verboten, mehr als 1 Handwerkszeichen zu führen; dieses hatte er „sein Lebtag vnuerenndert (zu) behalten" und es auf alle seine Erzeugnisse zu dem Schild Oesterreich aufzuschlagen. Besonders schweren Stand hatte das Handwerk gegenüber den unredlichen Messerern, den Frettern, die durch Ankauf eines Zeichens ihre Erzeugnisse zu legitimieren suchten; dagegen kämpften mit aller Macht die vereinigten redlichen Werkstätten. Kaiser Maximilian, der selbst Regelungen der Gewerbefragen vorgenommen hatte, bestimmte daher, daß kein Messerer einem ungelernten Mitbürger sein Zeichen verkaufen oder auf andere Weise ihm vermachen dürfte; jene Bürger, die bereits Messerzeichen seit altersher in Besitz hätten, könnten diese bis zu des Kaisers Widerruf gebrauchen 27 ). Auch den Messerhändlern war es verboten, durch Kauf oder auf andere Weise Messerzeichen zu erwerben. Die Händler hätten damit selbst jenes Vorrecht des Handwerkers beansprucht, dessen Besitz dieser so heiß verteidigte. Führte ein Messerer ein gangbares und gut bekanntes Zeichen, so war dadurch nicht nur der Absatz gesichert, sondern der Handwerker konnte seine Waren um bessere Preise an die Händler absetzen; die Verleger hatten sich je nach der Güte der Erzeugnisse, die schon äußerlich durch die Marken der einzelnen Messerwaren bestimmt wurde, mit dem Handwerker zu vergleichen. Nicht zuletzt sind die verschiedenen Preissätze, die die einzelnen Messerhändler ihren Messerern für bestimmte Sorten bezahlten, auf die Qualität der Handwerksmarken zurückzuführen 2s). Seit 1516 wurden in Steyr die Messerzeichen, sowie ihre Verleihung an die verschiedenen Meister in das „Schultbuch" des Handwerks eingetragen und hier abgedruckt 29 ), es ist eine Hauptquelle für die Erforschung des Zeichenwesens
Oberösterreichische Heimatblätter im Messererhandwerk. Nach dem Jahre 1666, als dieses Buch keine weiteren Eintragungen mehr gestattete, wurden die Zeichen nur in die Bleitafeln eingeschlagen, die von der Eisenobmannschaft kontrolliert werden sollten 30 ). Diese O1ganisation 'Stellte sich jedoch als ungenügend heraus, verschiedene Meister schlugen drei und auch mehr Zeichen 31 ) und die Unordnung nahm immer mehr zu; auch die Klingenschmiede begannen eigene Marken zu schlagen 32 ) und die Eisenobmannschaft war gezwungen, einzugreifen. 1733 wurde unter dem Eisenobmann Karl v. Seywitz Edlen v. Muggenthal ein großes Zeichenbuch aller Eisenfabrikanten, Manufakturisten und Schmiedschaften in Oesterreich ob der Enns angelegt, worin auch die Messerer Steyrs sämtlich verzeichnet wurden 33 ). Trotz dieser strengen Maßnahme jedoch gelang e'S nicht, eine vollständige Bereinigung der Zeichenfrage zu erzielen, es war eben zu verlockend, sich gut eingeführte Zeichen anzueignen, um bessere Absatzmöglichkeiten zu erzielen. Die Organisation des M e s s er h an d e 1'S erfuhr im Laufe der Zeit manche Veränderung. Im Mittelalter war jeder bürgerliche Meister eines Handwerks berechtigt, Handel mit seinen Erzeugnissen zu treiben. Den Messerern der Stadt Steyr wurde Mitte des 15. Jahrhunderts gestattet, nicht nur Handel mit ihren Waren zu treiben, sondern sie erhielten auch „alle anndre gerechtigkait . . . . ze handeln als annder mitburger daselbs haben vnd als der rat zu Steir recht ist vnd sy von alters herbracht haben . ..." 34 ). Das Gewerbe der Messerer, das nicht so sehr für die Befriedigung des Inland'Smarktes als für die Ausfuhr arbeitete, kam gegen Ende des Mittelalters mit dem Handel in immer engere Verbindung. Die Meister des Handwerk'S sahen sich bei den umfangreichen Handelsgeschäften außerstande, diese auf die Dauer selbst weiter zu betreiben; abgesehen davon, daß sie ihre Werkstätte 'Schließen mußten, wenn sie auf Jahrmärkte zogen, erforderten die neuen Absatzgebiete auch Ortskenntnisse. Auch verlangte der Wettbewerb der Meister untereinander größere Anpassungsfähigkeit an den Bedarf, sie mußten beweglicher und rühriger sein und kommerziellen Sinn besitzen. Dies führte zu einer Trennung von Erzeugung und Absatz. Es entstanden allmählich zwei voneinander abgesonderte, selbständige Berufe: neben dem MeS'Serer entwickelte sich der Messerhändler. Die Meister mit etwas Kapital und kaufmännischem Talent stellten den eigenen Betrieb ein und widmeten sich ausschließlich dem Messerhandel, wurden zu kaufmänni'Schen Unternehmern, zu hausindustriellen Verlegern. Der große Bedarf an Messern, der schwungvolle, gewinnbringende Handel, der damit getrieben wurde, bildeten die Voraussetzungen für die Ausbildung des Verlagsverhältnisses, jener Organi'Sationsform, durch die auch Klingenschmiede und Schleifer an die Messerer gebunden waren 35 ). Diese Messerhändler schlossen mit ihren verlegten Me'Sserern Verlagsverträge, durch die ihre beiderseitigen Verpflichtungen festgelegt waren; beim Absatz waren die Handwerker einzig und allein auf diese Händler angewiesen und waren verpflichtet, die vertraglich festgesetzte Menge an Messern zu liefern 30 ). Neben den geschäftstüchtigen 6
Hack: Der Messerhandel der Stadt Steyr bis zum Ausgang des 17. Jahrhunderts Messerern, die sich zu Großkaufleuten emporgeschwungen hatten, befaßten sich auch die Eisenhändler neben dem Eisenverlag mit dem Vertrieb jener Waren. Zu Ende des 15. Jahrhunderts, als das Leben der Stadt auf allen Gebieten darniederlag, auch der Rad- und Hammerwerksverlag durch die Steyrer Eisenhändler nicht mehr aufrecht erhalten werden konnte, traten auch für das Handwerk schlimme Zeiten ein. Infolge der Absatzstockungen sanken die Preise und Spekulanten fanden hier guten Boden für ihre Geschäfte. Sie kauften zu billigen Preisen die gesamten Erzeugnisse auf, verwendeten oftmals geliehenes Geld hiefür und bereicherten sich in kurzer Zeit. Als krass.es Beispiel sei Lorenz Gutprodt erwähnt, der Begründer eines der größten Verlagshäuser, der auf diese Weise sein Vermögen schuf 3 7 ). Er kam ganz mittellos nach Steyr, beteiligte sich mit geborgtem Geld in der geschilderten Weise am Messerhandel und erwarb in wenigen Jahren 8000 fl. In dieser Not beschlossen die Messerer, ihre sämtlichen Erzeugnisse an einen Wiener Händler abzugeben, schlossen Lieferungsverträge mit diesem, der die Messer den Steyrern nach dem Tausend zu bezahlen hatte 3 8 ). Man wollte also die gesamte Messerhandlung zentral regeln und hoffte so, eine Besserung zu erzielen. Aber schon ein Jahr später hielten sich die Messerer aus nicht feststellbaren Gründen nicht mehr daran und forderten vom Rat eine neue Ordnung für den Handwerksverlag. Die Unzufriedenheit über die geschilderten Verhältnisse waren mit die Gründe für den Handwerkeraufstand bei den Ratswahlen zu Beginn des 16. Jahrhunderts 89 ). Im Laufe des Jahrhunderts, als sich ein geschlossener Stand der Eisenhändler bildete, kam auch der Handwerksverlag wieder in bessere Ordnung. Er'St um 1580, als sich langsam Absatzschwierigkeiten bemerkbar machten, die Neuaufnahmen in das Handwerk jedoch unvermindert anhielten, gab es auch im Messerverlag Unstimmigkeiten 40 ). Die Zeiten der „Wierde" 41 ), in denen die Händler nur mit großen Mengen Handel trieben, gutes und schlechtes Messerwerk aufkauften und trotzdem reißend Absatz fanden, schienen zu Ende zu sein. Obwohl es üblich war, daß die Lieferungen an die Händler zu je 1000 Stück erfolgten, konnten manche Messerer nicht mehr als 100 Stück an ihre Verleger abgeben; diesen waren sie wirtschaftlich völlig ausgeliefert, sie nannten sich selbst „Leibeigene, deren man sich bedient, wenn man sie braucht und in Notzeiten sich selbst überläßt" 42 ). Neiderfüllt sahen die Messerer auf die Händler, die sich in schlechten Zeiten auf ihre Güter zurückzogen, vom erhandelten Kapital lebten und das Gewerbe hungern ließen. Aber schlugen nicht die Messerer ihren verlegten Klingenschmieden und Schleifern gegenüber dieselbe Taktik ein? Auch diese mußten schwere Kämpfe führen um die Erhöhung der Preise für ihre Klingen. Die allgemeine Preissteigerung zu Ende des 16. Jahrhunderts berechtigte aber die Messerer zum teureren Verkauf ihrer Waren, sie konnten jedoch jahrelang keine Erhöhung der Messerpreise erzielen. In diesen Zeiten waren 7
Oberösterreichische Heimatblätter die Gestehungskosten höher, als die Verleger für die Waren bezahlten 43 ): das Handwerk arbeitete also zum eigenen Verlust. Dabei mußten die Meister die Abnützung der Werkzeuge, wie Hämmer, Feilen, Durchschläge usw., die Unterhaltskosten für Gesinde und Familie, die Fürlehen für Klingenschmiede, Schleifer und Schalenschroter berücksichtigen. Es kann daher nicht wundern, daß das Handwerk in kurzer Zeit sehr abnahm und die Klagen über dessen Verfall sich häuften. Der Rat der Stadt, dem die Bedeutung des Handwerks vollkommen klar war, befaßte sich eingehend mit diesen Fragen, überprüfte Preise, Erzeugungsmenge und Güte und machte Vorschläge zur Besserung der Verhältni'SSe. Nach Meinung des Rates konnte eine wirksame Hebung des gesamten Handwerks nur durch den Zusammenschluß aller Verleger zu einer Kompagnie geschehen. Diese sollte, wie die Eisenhandlungskompagnie, von der kaiserlichen Kommission, die deswegen in Steyr tätig war, errichtet werden. Jeder Verleger hätte nach Aufrichtung dieser „Messerhand 1u n g sk o m p a g nie" alle Messer „samt und sonders in diese Gesellschaft zu geben" und dürfte keinen Auswärtigen noch eine hiesige Privatperson damit beliefern. Nach dem Muster der Eisenhandlungskompagnie sollte auch jeder Bürger mit seinem Leggeld Zutritt haben und könnte seine Vorteile daraus ziehen 44 ). Aber nicht nur das Handwerk, auch die Händler lehnten diesen Vorschlag ab. Die Meister zweifelten, daß diese Gesellschaft ihre Schulden bei hiesigen und ausländischen Händlern zahlen würde, auch war man nicht sicher, ob die Kompagnie außer dem Verlagsfürlehen auch den wöchentlichen Geldzusatz, wie es die Verleger tun, geben würde. Der Einkauf von Handwerkszubehör, wie Buchsholz, Leder, Messing usw. fiele ebenfalls in den Aufgabenbereich der Kompagnie, zu der man gerade in diesen für das Handwerk so wichtigen Belangen kein Vertrauen hatte. Die Messerer sahen in einer Preiserhöhung für ihre Waren allein schon eine wesentliche Besserung 45 ). Die Händler pochten auf das seit alter Zeit freie Gewerbe der Messerhandlung, das so•wohl für Bürger als auch für Fremde bestand. Die Praxis hätte gezeigt, daß durch die drei Parteien: Messerer, Händler, Ausländer, in zahlreichen Orten und fremden Ländern mehr Messer verkauft wurden, als durch eine Gesellschaft, die nur aus wenigen Personen bestehen würde, hätte erfolgen können. In schlechten Zeiten könnte auch eine Kompagnie keine Messer verhandeln und daher auch keine besseren Preise zahlen 46 ). Der Plan des Rates, die Messerhandlung in eine Gesellschaft umzuwandeln, wurde also fallen gelassen. Es hatte sich jedoch ein Ausschuß der vornehmsten Messerhändler, Messerer, Schleifer und Klingenschmiede gebildet, der auf Befehl der Eisenkommission, die in Steyr tagte, diese Angelegenheit regeln sollte 47 ). 1588 kam der Beschluß zu stande 48 ): sämtliche erzeugten Messer mußten an die namentlich angeführten Messerhändler verkauft werden; jeder Messerer sollte mit seinem Verleger einen Vertrag abschließen und diesem die durch die „Einziehordnung" bestimmte Anzahl Messer jährlich liefern 49 ). Damit die Handwerker 8
Hack: Der Messerhandel der Stadt Steyr bis zum Ausgang des 17. Jahrhunderts als Erzeuger neben den Händlern ihr Fortkommen hätten, setzte man „neue, gesunde preise" für beide Teile fest. Nach acht Jahren war es endlich den Messerern gelungen, eine Preiserhöhung zu erzielen: die „Zweillinge" stiegen pro Tausend um 2 fl, die gleiche Menge „Frumbwerk" um 1 fl. Neben Regelung der Preise war die Produktionshöhe der einzelnen Meisterwerkstätten im Jahre genauestens festgesetzt. Nach dieser Aufstellung betrug die Jahreserzeugung der besten Werkstätte Steyrs, des Hanns Dienstmanns des Aelteren im Jahre 1588: 40 „Pürstlageln", d. i. rund 80.000 Messer, die der kleinsten, des Michael Schräpacher 6 „Eimerlageln", d. i. rund 9000 Messer 50 ). Auf Grund jener Festlegung ging der Messerhandel einige Jahre klaglos von statten, doch die steigernden Absatzstockungen hielten an und um die Jahrhundertwende richtete Hanns Reischko, angesehener Bürger und Messerhändler zu Steyr, an den Eisenobmann die dringende Bitte, dem unaufhaltsamen Niedergang des Handwerks Einhalt zu gebieten; bis jetzt hätte er (Reischko) die armen Messerer unterstützt und ihnen ihre Erzeugnisse abgenommen, doch weiterhin könnte er dies nicht tun, da die Nachfrage nach Messern nur gering wäre. Die Eisenhandelsgesellschaft hätte ihn wegen Stahllieferungen für die Messerer abgewiesen, wodurch ihm aber die Möglichkeit genommen würde, seine Schulden bei den Messerern abzudecken 51 ). So stand es im ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts um dieses Handwerk, dessen Erzeugnisse vor wenigen Jahrzehnten reißend Absatz gefunden hatten. Die Händler konnten ihre Verträge nicht einhalten, die Fertigwaren blieben unverkauft bei den Messerern liegen, die die Verläge nicht bezahlen konnten. Nun trat jene Klausel der Verträge in Kraft, die für diese Zeiten der „Unwierde" gedacht waren: die Händler behielten sich vor, in schlechten Zeiten die Verträge zu ändern! Schwere Krisenzeiten waren für das Handwerk angebrochen, Glaubenskämpfe und Bauernkriege legten den Messerhandel fast vollständig lahm, die Einnahmen des Staates aus der Verführung von geschliffenen Waren wurden immer geringer. Dies war wohl der Grund, daß der Plan, eine staatliche Klingenkammer zu errichten, aufgetaucht war, jedoch zu einer Ausführung scheint es nicht gekommen zu sein 52 ). Die privaten Messerverleger dürften aber eine Vereinigung geschlossen haben; wir finden diese in den Akten als ,,einige Messerhandlung" bezeichnet. Mit dem Verfall der Stadt und dem Niedergang jeder gewerblichen Tätigkeit löste sich auch die Messerhandlung völlig auf. Die Geldgeber der Innerberger Hauptgewerkschaft zeigten an diesem Geschäft wenig Interesse; sie schlossen lieber gewinnbringende Handelsabkommen mit geschlagenem Stahl und Eisen 53 ). Die langsame Besserung der städtischen Verhältnisse gegen Ende des Jahrhunderts ergab auch für das Handwerk einen allmählichen Anstieg; jedoch die Glanzzeiten waren vorüber. Der Stand der Messerhändler, der sich ausschließlich mit der Versendung der Waren befaßte und dadurch zu igroßem Vermögen gelangte, war in der folgenden Zeit unbekannt und taucht auch in späterer Zeit nicht wieder auf.
Oberösterreichische Heimatblätter Die Verhandlung erfolgte entweder wieder durch die Meister selbst oder durch die Eisenhändler, die neben dem „geschlagenen Zeug" auch Handwerkswaren führten. Die Absatzgebiete Seit ältesten Zeiten fanden zwischen S t e y r e r und W i e n e r Bürgern Handelsbeziehungen statt; von Stadt zu Stadt ging reger Warenaustausch vor sich 54 ). Die Handelswege nach Wien waren übersät mit Mautstellen, an denen die verführten Waren verzollt werden mußten. Es bedeutete daher das Privilegium von 1287 mit den gewährten Mautermäßigungen für den Transport auf der Donau, der Hauptverkehrsader und bedeutendsten Wasserstraße unseres Landes, eine wesentliche Erleichterung der Handelsbeziehungen der beiden Städte. Wie bereits erwähnt, stammen die ersten uns bekannten Mautsätze für Messer aus dem 14. Jahrhundert. Diese waren sehr tief angesetzt, was auf Messerhandel in großem Umfange schließen läßt 65 ). Trotz dieser niederen Zölle versuchten nun die Steyrer Messerhändler die Mautstätten zu umgehen und Waren „unter dem Mantel" nach Wien zu bringen. Der Wiener Rat mußte 1368 zum Schutze der eigenen Handwerker eine Ordnung für den Messerhandel erlassen, nach der es verboten war, Messer in die Stadt zu schmuggeln 56 ) . Die Messermengen, die sich in Wien ansammelten, dienten aber nicht zur Versorgung des heimichen Marktes, sondern gingen von hier in die Gebiete des O s t e n s und Südostens. Wien war sozusagen nur Umschlagplatz für den weiteren Vertrieb von Messerwaren; die Einnahmen aus diesen Geschäften flossen den Steyrer Händlern und somit dem ganzen Handwerk zu. Es darf uns nicht wundern, daß bereits 1412 vom Rat der Stadt Wien beschlossen wurde, daß die dorthin geführten Messer auch hier verkauft werden sollten und nicht durchgeführt und weiterverhandelt werden durften 57 ). In Steyr schien man sich aber nicht allzu streng an diesen Befehl zu halten, auch hören wir nach Ausgang des 15. Jahrhunderts nur wenig über das Handwerk in Wien, so daß der Handel durch die Stadt ohne Störung vor sich gehen konnte. Größte Bedeutung für die mittelalterliche Wirtschaft hatte die Verhandlung von Messern, „so man die Ungarische Gattung nenne und über Menschen Gedencken von den Ungarischen Kauffleuten um Pfeffer, mit den Rätzen Wahr und Wahre" erfolgte 58 ). Pfeffer stand sehr hoch im Kur'S, man verwendete dieses Gewürz sogar für Zahlung von Grund und Boden, ja im damaligen Handelsverkehr genoß Pfeffer dieselbe Wertschätzung wie Baumwolle und Tee im englischen Handel des 19. Jahrhunderts. Ein Rückgang jenes Exportes bewirkte die schädlichsten Folgen. Als im Jahre 1507 eine kaiserliche Kommission in Steyr tagte und über den Rückgang des Messerergewerbes Bericht forderte, gaben die Händler neben der schlechten Qualität der Steyrer Messerwaren als Hauptgrund die Absatzstockung nach dem Südosten an, die durch die Auffindung des Seeweges nach Indien verursacht wurde. Es trat daher auch die Pfefferhandlung mit der Walachei und Siebenbürgen in den Hintergrund und ein Umschwung im gesamten Handelsverkehr begann sich anzubahnen 59 ). Welch 10
Hack: Der Mes=:erhandel der Stadt Steyr bis zum Ausgang des 17. Jahrhunderts bedeutendes Ausmaß immerhin der Messerhandel erreicht haben mußte, der liber Ungarn hinaus in die Türkei und nach Kleinasien ging, zeigen mit Deutlichkeit die Auswirkungen der Entdeckung. Außerdem hinderte das siegreiche Vordringen der Osmanen im 15. und 16. Jahrhundert jeden ruhigen Handelsverkehr, so daß die gefahrvollen Landreisen nach dem Orient durch Seereisen abgelöst wurden. Nun gelangten auf diese Weise die so sehr begehrten Spezerei- und Luxuswaren nach Mitteleuropa, die Messer hatten ihren Wert als Tauschobjekte verloren. Ungarn blieb wohl weiterhin ein Hauptabnehmer für Steyrer Erzeugnisse, doch diese eroberten sich außerdem ein weiteres Absatzgebiet, den Norden und Nordosten 60 ). Ueber Wien und Brünn gingen heimische Waren nach Po 1 e n und Ruß 1 an d, Gebiete, die noch jahrhundertelang Hauptabnehmer für Steyrer Messer waren. In Verbindung mit dem Orienthandel erfolgte der Absatz von Messern nach V e n e d i g, dem Mittelpunkt des Handelsverkehrs zwischen Europa und der Levante. Der Zeitpunkt, da ein Güteraustausch zwischen Steyr und der Lagunenstadt einsetzte, ist uns nicht bekannt; umfangreiche Handelsgeschäfte hatte die Eisensadt jedenfalls Ende des 13. Jahrhunders betrieben, wie aus den niederen Mautgebühren des Privilegiums von 1287 für die nach Venedig führenden Handelswege zu ersehen ist. Es galt als besonderes Vorrecht der landesfürstlichen Städte, Geschäfte mit Venedig zu tätigen. Nur ihren Bürgern war gestattet, die Straße über den Pyhrnpaß nach Rottenmann, über den Tauernpaß nach Zeiring, St. Veit in Kärnten, Villach, durch Görz, Friaul über Aquileja nach Venedig zu benützen 61 ). Eifrig wachten die landesfürstlichen Städte über ihre Rechte, denn die Vorteile, die sich aus dem Geschäftsverkehr mit dem Handelszentrum des Südens ergaben, waren bedeutend. Sie bekamen in ihre Hände die in Stadt und Land so begehrten „Venedigischen Waren" und konnten durch deren Verkauf reichen Gewinn erzielen. Auch Steyr, eine jener privilegierten Städte im Lande ob der Enns, nützte diese Vorzugsstellung bestens aus. Der Hauptausfuhrartikel der Stadt waren Messerwaren aller Art und anderes „kleines Eysengeschmeide", wofür Gewürze, feine Tücher, Südfrüchte, Weine Oele, Edelsteine und Rauchwaren im Tauschwege erworben wurden. Der Handel dahin wurde entweder von den Eisenverlagshäusern geführt, die Stahl und Eisen in beträchtlichen Mengen besonders in das Reich ausführten, oder von Bürgern, die nur den Verkauf der Eisenwaren nach Venedig und den Vertrieb der venetianischen Waren führten, den sogenannten ,,Venedigischen Händlern" 62 ). Diese monopolisierten den gesamten Handelsverkehr mit der Lagunenstadt und spielten daher im Wirtschaftsleben der Stadt eine wichtige Rolle; sie zogen, reich beladen mit Handwerkswaren der Stadt, nach dem fernen Süden und erzielten durch deren Verhandlung reiche Gewinne, die der Stadt selbst zugute kamen. Um bei den oftmals gefahrvollen Reisen sich besser gegen auftauchende Gefahren verteidigen zu können, schlossen sich die Händler zu Kaufmannsgilden n
Ober6sterreichische Heimatblätter zusammen; sie bildeten eine Vereinigung auf persönlicher Grundlage, betrieben jedoch den Handel auf eigene Rechnung und Gefahr. Auch am Bestimmungsort Venedig blieben sie beisammen; ihre Faktoreien 63 ) lagen in bestimmten Straßen, ja umfaßten oft ein ganzes Stadtviertel, das zum Schutze vor Ueberfällen durch die Bevölkerung von Mauern umgeben war. Die nach Venedig reisenden oberdeutschen Kaufleute, also auch die Steyrer, nahmen im „Fondaco dei Tedesci" am Canal Grande Aufenthalt. Unter den Kaufleuten des „Fondaco" bildete sich im 16. Jahrhundert eine Klasse Privilegierter, die allein Anrecht auf Benützung der Kammern, auf die Teilnahme an der gemeinsamen Mittagstafel, der „Schwabentafel", hatten und an den Kapitelsitzungen teilnehmen durften. Zu diesen Privilegierten, auch „ächten Deutschen" genannt, gehörte neben Augsburg, Nürnberg, Ulm, Straßburg, Frankfurt, Regensburg, Salzbu~g und Wien, auch Steyr, als einzige Stadt im Lande ob der Enns 64 ). Eine Untersuchung der Handelsverbindungen zwischen Steyr und Venedig gibt Einblick in die regen geschäftlichen Beziehungen dieser beiden Städte 65 ). Hieronymus Zuvernumb, ,,der Reiche", war der Begründer eines großen Handelshauses in der Lagunenstadt, das nach seinem Tode dessen Sohn Hieronymus weiterführte. Achatz Fentzel legte den Grundstein zu einer Faktorei, die durch 3 Generationen diese'S Geschlechts betrieben wurde. Hanns Pfeffer! zog 1544 nach Venedig, ihm folgten seine 4 Onkel. Wolf Gutprodt, ein Enkel des reichen Messerhändlers Lorenz, fand in Venedig seine zweite Heimat, wo er die Messerhandlung betrieb und 1629 starb. Adam Händl, der Sohn des Bürgermeisters und reichen Eisenhändlers Hieronymus Händl, gründete ebenfalls im Süden eine Faktorei für Steyrer Erzeugnisse. Diese wenigen Namen mögen genügen als Beweis für die rege Handelstätigkeit der Steyrer Bürger in Venedig, die bis um die Mitte des 17. Jahrhunderts fortgesetzt wurde. In der Folgezeit jedoch war der einst blühende und ertragreiche Handel mit Venedig vorüber und Italien als Absatzgebiet für immer verloren. Der Messerabsatz nach Westen in das Reich war im Verhältnis zu dem nach Süden, Südosten und Nordosten wesentlich geringer. Es erlangte nur die Verbindung mit Nürnberg größere Bedeutung. Hier kauften die Steyrer ihre Rohstoffe, wie Buchsholz, Messing und anderes und lieferten diesen Kaufleuten dafür Fertigwaren. Der Nürnbe:tger Ha11delsmann Cunz (Konrad) Hon1, ,,der grosse Kauffmannschafft und Gewerb mit Steyrischen Messern und anderen Eisen Waren geführet", hatte sich deshalb oft in Steyr aufgehalten und in Steyr sogar ein Haus erworben 66 ). Der Rat von Nürnberg schien aber von der Einfuhr von .Steyrer Messerwaren nicht sonderlich erfreut, da Nürnberg selbst eine blühende Eisenindustrie beherbergte. Es ergaben sich Konflikte zwischen diesen Städten wegen der Messerzeichen und des Handels 67 ). Aber auch in Oesterreich sah man nur ungern die Einfuhr der „Nürnberger Messer", die dem Steyrer Handwerk große Konkurrenz machten. Besonders die Händler auf den Linzer Märkten betrieben dieses Geschäft sehr gerne und wiederholte L2
Hack: Der Messerhandel der Stadt Steyr bis zum Ausgang des 17. Jahrhunderts Einfuhrverbote blieben erfolglos. Die Einfuhr von ,,Nürnberger Messern" nach Oesterreich ist uns aber erst aus der Mitte des 17. Jahrhunderts bekannt 68 ). Dieser Ueberblick über die Messerhandlung der Stadt hat gezeigt, daß das Handwerk von Steyr neben der Versorgung des inländischen Marktes die Ausfuhr im Großen betrieb. Es ist eine sehr betrübliche Tatsache, daß uns keinerlei Zahlenangaben über ausgeführte Messermengen überliefert sind und man dadurch kein genaues Bild über den Umfang der Ausfuhr gewinnen kann. Trotzdem aber steht fest, daß die Steyrer ,Messerwaren durch ihre vorzügliche Qualität sich nah und fern größter Nachfrage erfreuten und so, einst wie jetzt, ein wichtiger Ausfuhrgegenstand für unser Heimatland waren. Anmerkungen 1 ) Durch Verleihung des Stapelrechtes auf alles Eisen, das aus dem Innerberg gewonnen wurde und nach dem Norden verführt wurde, galt Steyr offiziell als Zentrum des innerbergischen Eisenwesens; Steyrer Bürger hatten sowohl für den eigenen Bedarf als auch für ihre Handelsgeschäfte das Rohmaterial billig in der Hand; dies war mit eine Ursache für den Aufschwung der Eisenindustrie Steyrs. Freiheitsbrief Herzog Albrechts I. 1287, August 21, Stadt-Archiv Steyr (St. A.), Mittelkasten 1, Nr.1. 2 ) Nach Preuenhuber, S. 10,war Steyr bereits um 900 Sitz einer Messererzeugung. Diese Nachricht kann aber nicht als Beweis für tatsächliches Bestehen dieses Handwerks angesehen werden, da das Werk Preuenhubers erst für die Zeit vom 13. Jahrhundert an eine verläßliche Quelle darstellt. 3 ) 1386, Nov. 30, K. Oberleitner, Die Stadt Enns im Mittelalter vom Jahre 900 - 1493, Archiv für Kunde österreichischer Geschichte Bd XXVII, Wien 1861, s. 88-97. •) 1407 ?, Juni 23, Urkundensammlung Schwertberg Nr. 2, Landesarchiv Linz. 5 ) Unter „Frumbstahl" versteht man kohlenstoffreichsten Stahl, der gut härtebar und sehr geeignet für die Erzeugung von Schneidwaren war. ,,Zainen" heißt: unter dem Hammer auf ein vorgeschriebenes, meist kleines Profilmaß schmieden. 6 ) Diese Schleifen lagen in großer Zahl am Raming- und Dambach und am ·wehrgrabenkanal. Es kann heute nicht mehr nachgewiesen werden, wann dieses Gerinne angelegt wurde; die erste erhaltene Ordnung für die „zeug und werchgarner im wuergraben der Steyr" stammt aus dem Jahre 1529. Laut einer Merkschrift aus dem Jahre 1572 wurde dieser Kanal „vor vilen Jahren und von uraltersher über etlicher Menschen gedächtnus" von den Schleifern, Hammerschmieden u. a. Handwerkern der Stadt für den Betrieb ihrer Werkstätten angelegt. Die Besitzer von Wasserrechten an diesem Kanal hießen „wuergräbler" und hatten sogar eigene Gerichtsbarkeit. Seit 1529 hat sich der Wehrgrabenkanal bis heute in seinen Stauverhältnissen im wesentlichen nicht geändert; an den vier Staustufen, „Zeugstätten" genannt, wurden und werden noch heute die Wasser für die Zwecke der Handwerksbetriebe ausgenützt. Die private Vereinigung, der die Instandhaltung des Kanals obliegt, ist die Wehrgrabenkommune. 7 ) Z. B. der Messerer Stephan Pranauer, gest. 1495, der seinen Kindern u. a. ,.ettliche Schleifen" vermachte. Preuenhuber 159. 8 ) Vgl. J. Hack, Eisenhandel und Messererhandwerk der Stadt Steyr bis zum Am:gang des 17. Jahrhunderts, Dissertation, Graz 1949, S. 106 ff. ") 1535 Bittschrift der Klingenschmiede an den Kaiser; diese sprachen von jenen „frühen Zeiten, als die Messerer aufkamen". St. A. XII/41. 10 ) Die Anzahl der Klingenschmiede in Raming und Dambach ist nur unvollständig feststellbar, da das Meisterbuch nicht mehr vorhanden ist. Auf Grund von Akten ergibt sich folgender Stand: 1579: Werkstätte Raming und Dambach: 171 Meister (St. A. IV/19/958); 1588: Werkstätte Dambach: 87 Meister, Werkstätte Raming: 66 Meister (G. Schoiber, Di,e Raming und ihre Bewohner, Zwettl, ohne Jahresangabe); 1602: Werkstätte Raming und Dambach: 143 Meister (St. A. XI/5}; 1613: in Steyr nur mehr 15 Meister, dagegen in Raming und Dambach: 179 Meister (St. A. IV/19/958). 11 ) 1489, Befehl Kaiser Friedrich III., daß der bisher getätigte Klingenverkauf von rauhen und geschliffenen Klingen in andere Werkstätten auß~r Lands durch 13
Oberösterreichische Heimatblätter die Klingenschmiede und Schleifer von Steyr und Umgebung verboten ist, ,,sundern die den maistern daselbst zu Steyr, alß von alters herkhumben ist" zu geben. Landesarchiv Linz, Akten der EiEenobmannschaft vor 1733, Bd 1 Nr 7. 12 ) 1569, März 22, kaiserliches Generale wegen der Klingenausfuhr, Abschrift, St. A. XII/42. Vergleiche von 1662 und 1710 wegen Ausfuhr roher Klingen nach Preßburg. Diese ist nur dann gestattet, wenn in Steyr selbst kein Mangel an Rohklingen herrscht. St. A. XII/42. 13 ) Eine Aurnahme bildete einzig die Messerwerkstätte Steinbach an der Steyr, die sich dort durch die von Friedrich III. 1462 gegebene Ordnung behaupten konnte. Seit jener Zeit bildete Steinbach mit seinem Zweimeilenbezirk ein geschlossenes V'lirtschaftsgebiet und machte zu jeder Zeit der Werkstätte Steyr empfindliche Konkurrenz; auch die Vorrechte Steinbachs zum Handel mit Waren aus Venedig erregten den Neid der Steyrer. u) Vgl. Anm. 8, S. 135. Der Zurnmmenschluß der Messerwerkstätten erfolgte auf Grund von gemeinsamen fachlichen, betrieblichen und handelspolitischen Interessen, die in der Gleichartigkeit der Betriebe verwurzelt waren. 1439 fand die erste gemeinsame Zusammenkunft in Wien statt, seit 1546 war Steyr der Sitz der Verhandlungen und galt als „Hauptmesserwerkstätte". 15 ) Preuenhuber, S. 135. 16 ) Um 1535 Zuwanderung in die Raming: Familie Bächler, Schoiber, Spring, Hörmann u. a. Schoiber, S. 18. 17 ) Nach den Bürgerabo:chieden von 1508- 1599 wanderten aus obigen Orten 20 Messerer nach Steyr ein, von denen eine beträchtliche Anzahl in das Meisterhandwerk der Stadt aufgenommen wurde und eigene Handwerkszeichen bestätigt erhielt. Manche dieser eingewanderten Messerer können als Begründer von wahren Messererdynastien angesehen werden, die :::ich bis ins 18. und 19. Jahrhundert erhielten, z. B. Familie Dienstmann, Schoiber usw. '") 1570 Anlage des Meisterbuches unter dem Zechmeister Wolfgang Ridler, St. A. XII/9. 19 ) 1580 Bericht des Handwerks wegen der Reformation der Messerwerkstätte, St. A. IV/18, IV/10/374. 20 ) 1627 - 29 Auswandererlisten, St. A. XI/24. 21 ) 1543-1565 Erbauung dieses Stadtteiles, ,,dahin sich meistenteils Messerer und hernach auch andere Handwerker mehr häu.:..lich niedergelassen". Preuenhuber, S. 263. 22 ) Bericht, F. Pritz's in seiner Geschichte der Stadt Steyr über die baulichen Zustände der Stadt, S. 297, 318. - 23 ) Vgl. Anm. 8, S. 145 ff. - 2 4 ) Vgl. Anm. 4. 20 ) 1468, Okt. 19 Graz, Friedrich III. bestätigt und erweitert die alten Freiheiten der Steyrer Messerer, St. A. XI/28. Hier enthalten die Ordnungen von: 1441 Aug. 8, Neustadt, 1459, Jän. 17, Linz. 26 ) 1535 April 15, Wien, Ferdinand I. b&tätigt Stefan Schmidinger sein Meisterzeichen, 1572 Dez. 11, Wien, Maximilian II. bestätigt Sebastian Haller sein Me. serzeichen, St. A. IX/28. Abschrift in der Dissertation der Verfasserin, Anhang. Weitere fünf Zeichenbriefe aus dem 18. Jahrhundert St. A. XII/9. 27 ) 1505 Entscheid Maximilians I. St. A. XII/42. 28 ) 1580 Verzeichnis der Messerhandelsleute zu Steyr, ihre verlegten Messerer und die Preisvereinbarungen, St. A. IV/10/374. 29 ) 1516-1666 Eintragungen der Zeichen, St. A. XII/9. 30 ) Vgl. noch vorhandene Bleitafel aus dem Jahre 1793, Heimathaus Steyr. 31 ) 1690 Beschwerde des Messererhandwerks an den Magistrat, daß „manche 11.!eister, zwei, drei ja vier Zeichen schlagen, was Unordnung schafft und auszurotten ist"; St. A. XII/42. 32 ) 1732 Beschwerde der Steyrer Messerer, daß die Klingenschmiede beliebige Zeichen aufschlagen; St. A. XII/41. 33 ) 1738-1853 Zeichenbuch der Eisenobmannschaft, Archiv der Eisenobmannschaft, Landesarchiv Linz, Nr. 64. 34 ) 1468 Okt. 19, Graz, Friedrich III., vgl. Anm. 25. 35 ) Im 16. Jahrhundert fand in der Messerindustrie in Solingen, Deutschland, eine ähnliche Zerlegung des Produktionsprozesses statt. Der Fertigmacher wurde hier ebenfalls zum Verleger. - 36 ) Vgl. Anm. 49. 37 ) 1507 „dieser war noch vor Jahren ein armer Diener, jetzo aber habe er wohl 8000 fl im Messerhandel erworben" . . . ,,andere MesEerhändler fanden keinen Erwerb". Preuenhuber, S. 176. 38) Preuenhuber, S. 196. s_o) Preuenhuber, S. 174-200. r4
Hack: Der MesEerhandel der Stadt Steyr bis zum Ausgang des 17. Jahrhunderts 40 ) Aus der Zeit um 1580 erhalten wir daher reichen Aufschluß über die Verlagsverhältnisse im Messerergewerbe. 41 ) .,Wierde" = Zeiten guten Geschäftsganges. 42 ) 1580 Beschwerde der Me:serer über die Verleger, St. A. XI/5. 43 ) Ende des 16. Jahrhunderts betrugen die Gestehungskosten von 1000 „Mödl" oder „Zweilingen": 54 fl 4 Schillg. 20 Pfg., 1000 „Grazer": 32 fl 7 Schillg. 24 Pfg.; 1580 zahlten die Händler den Messerern durchschnittlich für 1000 „Mödl" oder ,,Zweilinge": 53 fl, nur in zwei Fällen zahlten die Verleger 56 fl, 1000 „Grazer" höchstens 32 fl. 1580, April 18, Bericht des Messererhandwerks wegen der nötigen Tieformation hiesiger Messerwerkstatt an den Rat der Stadt, St. A. IV/10/374. 44 ) 1580, Febr. 10, Bürgermeister, Richter und Rat an das gesamte Handwerk der Messerer, St. A. IV/10/374. ' 5 ) 1580, März 14, Handwerk der MeEserer an den Rat der Stadt wegen der Messerhandlung, St. A. IV/10/374. 4 ") 1580, April 'l, Bericht der Messerhändler wegen der vorgeschlagenen Kompagnie, St. A. IV/10/374. ' 7 ) 1581, Juli 20, Eisenkommission von Steyr deswegen an den Bürgermeister, Richter und Rat, St. A. IV/10/374. 48 ) 1588, Febr. 13, Bestätigung dieses Beschlm:ses durch Bürgermeister, Richter und Rat, Messerhändler, Messerer, Klingenschmiede und Schleifer, St. A. XI/5. <0 ) 1588 „Einziehordnung" für die Messerarbeit zu Steyr, St. A. XI/5. 50 ) 1 Pürstlagel faßte zirka 2000 Messer, 1 Eimerlagel faßte zirka 1500 Me::ser, errechnet aus den Mautgebühren von 1608, St. A. IV/2/4493, Die gesamte Jahresproduktion aller Werkstätten in Steyr betrug auf Grund der Einziehordnung: 222 Pürstlagel = 444.000 Messer, 278 Eimerlagel = 417.000 Messer, in.sgesamt: 861.000 Messer. 51 ) 1603, Okt. 17, Ansuchen Reischkos an den Eisenobmann, St. A. IV/15/98. 52 ) 1615, Jän. 3,_ L. Bittner, Das Eisenwesen in Innerberg-Eisenerz bis 1625, Archiv für Oesterreichische Geschichte Bd 92 S. 608/2, 3. 53) Vgl. Anm. 8, S. 62 ff. 54 ) 1321, Sept. 6, Testament des Ruprecht Dorn, Händler aus Wien: .,item was man Im ze Steir schuldig ist: von erst der Hesl messerer einen zentner wachs fur 9 fl 60 und 25 Pfd. wachs, davon hat er bezalt 6 fl 30 und ist im besunder 200 messer mit seinem zeichen". Bittner, S. 592/1. - 65 ) Vgl. Anm. 3. 56 ) 1368 Ordnung für den Messerhandel, ebenso 1428, März 16, 1481 August 17, 1513 Mai 6, Bittner, S. 591/5. 57 ) K. Uhlirz, Das Gewerbe von 1208-1527, Sep. Abdr. d. Gesch. d. Stadt Wien, S. 653. - 58 ) Preuenhuber, S. 178. 50 ) ., ••• daß nunmehr solche Pfeffer Handlung aus der Wallachey und Siebenbürgen hier sowohl als zu Venedig gantz erlegen" sei die Auffindung „der Straßen von Calecut mit dem Pfeffer ...", Preuenhuber, S. 178. 00 ) 1580 März 14, erklärten die Mesrerer dem Rat: .,wenn wir den Verschleiß nach Ungarn und Polen nicht haben, müssen wir erligen". St. A. IV/10/374. 61 ) 1351 Juni 30, Steyr, Albrecht II. befiehlt, die Bürger von Steyr In der Benützung der Straße über Zeiring zu schützen; 1361 Dez. 6, Rudolf IV., desgl. Bittner, S. 593/3. 6 ') Preuenhuber, S. 11. 63 ) .,Faktorei" = Einrichtung eines ständigen Warenlagers an fremden Orten. 04 ) K. Fajkmajer, Handel, Verkehr und Münzwesen, Gesch. der Stadt Wien, Bd IV S. 531. 05 ) Vgl. hiezu Preuenhuber, S. 275, 292, 274, 233, 268. 00 ) 1489 ließ Horn „das große gemauerte Creutz in außern Aichet an der Straßen stehend" erbauen. (Dieses Marmordenkmal steht heute noch.) Sein Haus lag im .,Voglsang" an der Steyr. Preuenhuber, S. 147. 67 ) 1466 Nov. 13, der Rat von Nürnberg bittet Kaiser Friedrich deswegen um eine Unterredung. Bittner, S. 584/7. 68 ) 1677 Gesuch an den Kaiser, daß die „Nürnberger MesEer", die von fremdem lilisenzeug erzeugt werden, nicht mehr in das Innerberger Gezirk nach Wien, wie bisher in großer Zahl eingeführt werden; diese würden dann in Ungarn und der Türkei verhandelt und dieser Absatzmarkt gehe für Steyr verloren; 1677 Wirtschaftsverbesserung der Innerberger Hauptgewerkschaft, Verlagstelle Steyr, 3247, 4/d, Steiermärk. Landeöregierungs-Archiv, Graz. 1681, Febr. 4, Forderung der Einstellung der Einfuhr der „Nürnberger Messer"; Wirtschaftsverbesserung der Innerberger Hauptgewerkschaft, Kap. 17, Verlagsteile Steyr, 3243, 6/a. f5
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