OÖ. Heimatblätter 1951, 5. Jahrgang, Heft 1

Haslinger: Auch ein Stelzhamerdenkmal In seiner augenblicklichen Verärgerung, die ja doch gerade aus ehrlichster Anteilnahme am wenig genug erfreulichen Schicksal des Werkes des größten österreichischen Mundartdichters, aber auch aus Mitgefühl mit dessen Familie erfließt, trifft Rosegger mit den heute paradox erscheinenden scharfen Aeußerungen nur insoferne übers Ziel, als es sich im Heimatlande Stelzhamers, nach acht Jahren bedenklichen Stillstandes in der gebotenen Verbreitung seines Geisteserbes, schon seit 1882, durch die Gründung des Stelzhamer-Fonds und Stelzhamer-Bundes und durch das Anlaufen · der Stelzhamer-Abende, immer kräftiger zu rühren begonnen hat. Gerade Rosegger hat dies schon bald nach seiner obigen Philippika freudigst begrüßt. Vorläufig aber, inmitten des scheinbar so aussichtslosen Standes der Dinge, hat sich Rosegger al's Mann der Tat sogleich eine neue Taktik im nun schon alten Kampf um Stelzhamers Anerkennung zurechtgelegt: e r w i 11 S t e 1 zh a m e r - i n s S t e i r i s c h e ü b e r s e t z e n ! Und zum Beweis, daß es ihm völliger Ernst ist damit, kommt als erste Pro.be Stelzhamers „Spiellump", wie ein eingehender Vergleich dartut, in meisterhafter Einfühlung im Sachlichen und vollendet.im Sprachlichen ins Steirische übertragen, zum Abdruck. (Weitere Beispiele dieser kongenialen „Uebersetzertätigkeit" folgten in späteren Heimgartenheften.) Die von Rosegger in bester Absicht übernommene Aufgabe, den größten Dichter Oberösterreichs ins Steirische zu übersetzen, bleibt ihm denn doch erlassen. Auf Roseggers Vermittlungsvorschlag hin geht die Ausgabe an den Verlag A. Hartleben, Wien, Pest, Leipzig über und erscheint, textlich unverändert, in würdiger Ausstattung, 1884. So ist endlich durch die unermüdliche Hingabe und Tätigkeit Roseggers die nach den Umständen eben mögliche reichhaltige Auswahlausgabe des mundartlichen und hochdeutschen Schaffens Stelzhamers vorhanden, die eine unerwartet lange dauernde Aufgabe zu erfüllen haben soll. Inzwischen ist in Oberösterreich - endlich! - der Stelzhamer-Bund schon tatkräftig, unter zahlreichen Schwierigkeiten und Opfern dabei, eine „Volksausgabe ausgewählter oberösterreichischer Dialektdichtungen (,,Aus da Hoamät") ins Leben zu rufen. uin dem Hochziel der Sammlung, einer besonders repräsentativen Ausgabe der mundartlichen Dichtung Stelzhamers näher zu kommen, soll aus dem Erträgnis vorläufiger Bände eine Geldrücklage geschaffen werden, um eine Wiederholung von Vorgängen, wie bei der Roseggerschen Ausgabe bei Langhaus von vornherein auszuschließen. Als erstes stattliches Werk erscheint, Juni 1885, der glücklich zusammengestellte Auswahlband „Aus da Hoamät", der fast 40 Vertreter der einzigartig reichen oberösterreichischen Dialektdichtung zu Worte kommen läßt, wobei etwa ein Siebentel des Gesamtumfanges Stelzhamer vorbehalten ist. Wie nicht anders zu erwarten, ist es gerade Rosegger, der sich über diesen Gang der Dinge freut, und er begrüßt denn auch die wertvolle Veröffentlichung mit offensichtlicher Freude schon im Oktoberheft 1885 (10. Jahr.gang), In dem 7

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