OÖ. Heimatblätter 1951, 5. Jahrgang, Heft 1

Oberöstem~iichische Helmatblätter Räume Europas zu geben. So hören wir von Vorbereitungen volkskundlicher Atlaswerke .in Schweden, Finnland, Dänemark, Holland, Belgien, Frankreich und so liegt eben als erste reife Frucht dieser Bestrebungen der Einführungsband und die erste Lieferung des „Atlas der schweiz;erischen Volkskunde" (ASV.) vor. Im Hinblick auf das eben begonnene oberösterreichische Frage- und Kartenwerk muß gerade diese Publikation bei uns größtes Interesse an dessen Ausbau, Methoden und Ergebnissen erwecken. Zwn Unterschied von den nordischen Vertretern der volkskundlichen Kartographie, die sich !für die Sammlung des Belegmaterials der am ADV. und im „Deutschen Sprachatlas" erprobten und auch von uns gewählten Methode des Korrespondenzverfahrens bedienen, bei der die Belege durch Aussendung von Fragebogel'.\ an einen weitausgedehnten Mitarbeiterkreis erhoben werden, wenden sich die westeuropäischen Forscher nahezu ausschließlich dem von den romanischen Sprachatlanten (,,Atlas linguistique de la France", ,,Sach- und Sprachatlas Italiens und der Südschweiz") entwickelten und für linguistische Forschungen bewährten „Exploratorensys.tem" zu, bei dem wenige „Ausfrager" in den Belegorten an Hand eines „Fragebuches" die Erhebungen persönlich durchzuführen ha:ben. Auch die Herausgeber des ASV. mußten sich zu diesem Verfahren entschließen, als sich nach Versand des ersten Fragebogens, der noch in Verbindung mit dem deutschen Volkskundeatlas ausgeschickt wurde, herausstellte, daß er nur von der deutschen Bevölkerung beantwortet wurde. WoÜte man ein in allen Teilen der viersprachigen Schweiz gleichmäßig erhoben.es Material gewinnen, blieb nur der Weg der persönlichen Befragung. In seinem Einführungsband, der in seiner sprachlichen Klarheit und wissenschaftlichen Gründlichkeit der „Kritischen Grundlegung" an die Seite gestellt werden muß, die die Herausgeber des „Sprach- und Sachatlasses Italiens und der Südschweiz", K. Jaberg und J. Jud, mit dem Einführungsband „Der Sprachatlas als Forschungsinstrumep.t" (Halle 1928) ihrem Werke voranstellten, berichtet R. Weiß nach einem Ueberblick über die Geschichte des Schweizer Atlaswerkes ausführlich über die Gründe, die zur Wahl des Exploratorensystems drängten, und die Erfahrungen, die dabei gemacht wurden. Die jahrelange, von mühsamer Arbeit erfüllte Sammeltätigkeit (man benötigte für die Aufsammlung der Antworten auf 150 Fragen in den 404 Belegorten 6 Jahre, während der ADV. mit Hilfe des Fragebogensystems Antworten auf 250 Fragen aus rund 28.000 Belegorten innerhalb von 5 Jahren einbringen konnte), die bedeutend höheren Kosten dieses Verfahrens (R. Weiss berechnet für jeden befragten Ort eine durchschnittliche Ausgabe von 70 Franken) und die durch die Langsamkeit und Kostspieligkeit des Verfahrens bedingte Weitmaschigkeit des BelegI).etzes werden als Nachteile nicht verschwiegen.· Bemerkenswert ist, daß unt.er den Gewährsl_euten, an die sich die Exploratoren in den ihnen oft vollkommen fremden Orten um Auskünfte wandten, an erster Stelle die Lehrer stehen, also jener Stand, der durch seine Heimatliebe und Sachkenntnis auch unter der Mitarbeiterschaft des ADV. an vorderster Stelle steht und· auch für das oberösterreichische Fragewerk wieder zur Mitarbeit aufgerufen wurde. Wertvoll ist die genaue Wiedergabe des Textes der für die Kartographie erhobenen Fragen. Wie nicht anders zu erwarten, stimmen sie in großer Anzahl mit jenen des ADV. und auch mit den für Oberösterreich ausgewählten Fragengruppen überein. Sie umfassen nahezu sämtliche Forschungsgebiete der Volkskunde mit Aufnahme der für derartige Erhebungen weniger geeigneten Sparten der Haus- und Siedlungskunde (die in der Schweiz von der „Aktion Bauernhausforschung" betreut wird), wie der Volkslied- und Volksschauspielforschung; desgleichen wurde die systematische Sammlung von mündlichen Volksüberlieferungen (Schwank, Märchen usw.) unterlassen. Insgesamt ergab die Sammeltätigkeit der 84,

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