OÖ. Heimatblätter 1951, 5. Jahrgang, Heft 1

Bausteine zur Heimatkunde Urnenfeld beim Pfarrhof beträchtlich entfernt; eine Verwechslung der beiden Fundplätze sollte demnach bei einiger Aufmerksamkeit nicht möglich sein. P. Karnitsoh, der die zusammenfassende Veröffentlichung der römischen und der Reihengräberfunde von Ueberackern besorgte 7 ), geht wohl auf die Münzfunde vom Burg,stall in Kreuzlinden, den er für eine römische Wehranlage hält, nicht aber auf die Berichte Saxeneders ein, den er überhaupt nicht erwähnt. Daß E. Theuer auf der richtigen Spur war, offenbarte die Wiederentdeckung des Urnenfeldes im Herbst 194.9. Es stellte sich nämlich heraus, daß man es mit Gräbern der jüngeren Urnenfelderzeit (Hallstattstufe B) zu tun hat (dem ersten geschlossenen, aus Oberösterreich bekannten Urnenfeld), eine Feststellung, die bereits eine nähere Beachtung der Funde aus den Sechziger Jahren ergeben hätte können, die sich als seinerzeitige Spende Saxeneders im Oberösterreichischen Landesmuseum erhalten haben (Inv. Nr. A 3165 - 3167) und von denen auch zwei bei J. Gaisberger abgebildet sind (vgl. Anm. 2). Mit der „Schnalle" oder „Fibula" kann nämlich nur das von E. Theuer berücksichtigte Rasiermesserbruchstück, mit dem „Griffel" nur die Nadel mit kleinem Vasenlrnpf 8 ), eine für die Stufe Hallstatt B kennzeichnende Form, gemeint sein. Zur Charakterisierung Saxenederis sei ein Bericht über einen Besuch wiedergegeben, den ihm H. v. Preen in jüngeren Jahren abgestattet hatte: ,,An einem schönen Septembermorgen fuhren wir an dem alten josefinischen Pfarrhof in Ueberackern vor, wo uns der Pfarrer S_axeneder aufs freundlichste begrüßte und uns seine Funde aus der nächsten Umgebung zeigte. Er hatte das Buch des berühmten For·schers Weinhold 9 ) gründlich durchstudiert und führte uns in die Geheimnisse des kleinen Ortes Ueberackern ein, wobei seine Fantasie ihn, wie ich später bemerkte, stark auf Abwege brachte." 10 ) Daß Saxeneder „noch auf einem ganz veralteten Standpunkt " stand, bemerkt H. v. Preen an anderer Stelle 11 ). Jedenfalls geht aus diesen Mitteilungen hervor, daß sich Saxeneder eingehend mit der Besiedlungsgeschichte seiner engeren Heimat beschäftigte und bestrebt war, seine Erfahrungen und Ergebnisse durch ein Wissen zu unterbauen, das er aus zu seiner Zeit anerkannten Werken schöpfte. Er scheint auch eine kleine Sammlung besessen zu haben, über deren Umfang und Schlcksal aber nichts bekannt ist 12 ). Saxeneder hat wohl die von ihm ausgegrabenen Urnenbestattungen falsch gedeutet; man darf jedoch nicht vergessen, daß zur Zeit seiner regsten Wirksamkeit sich die prähistorische Forschung noch nicht als ,selbständiger Zweig von der archäologischen gelöst hatte und man damals Bodenfunde fast zur Gänze für römisch angesehen und nur diejenigen, denen man ein höheres Alter zuschrieb, in der Regel als „keltisch" bezeichnet hat, ohne dabei ihre wahre Bedeutung und Zeitstellung meist auch nur annähernd zu ermessen. Gleichwohl müssen wir Saxeneder ein nicht unerhebliches Verdienst in dieser ahnungsvollen Frühzeit der. urgeschichtlichen Forschung in Oberösterreich zusprechen, und zwar wegen seiner ausgezeichneten und bildhaften Grabungsberichte, die erweisen, wie sorgfältig, ja 67

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