OÖ. Heimatblätter 1951, 5. Jahrgang, Heft 1

O.berösterreichische Heimatblätter Saxeneder deut~te nämlich, 'So ist in der Schulohronik von Ueberackern zu lesen, Verzierungen an Funden aus den Urnenbestattungen als das römische Zahlzeichen X. Diese Annahme bewog ihn auch, den Ortsnamen Ueberackern von „Urborum aggeres = Uiberaggern" abzuleiten. Den von ihm entdeckten Fundplatz scheint Saxeneder als „Leichenbrandhügel" bezeichnet zu haben, denn die Pfarrchronik meldet, daß der Franziskanerpater Christian Wismaier anläßlich seiner Primiz am Weihnachtstag des Jahre·s 1870 ein von Saxeneder „auf dem Leichenbrandhügel neben dem Pfarrhof" errichtetes Kreuz geweiht hat. Seit Gaisbergers Veröffentlichung der ihm von Saxeneder übermittelten Grabungsberichte war niemals ernsthaft an der Auffassung gerüttelt worden, man sei beim Pfarrhof in Ueberackern auf römische Bestattungen gestoßen, wozu auch die unrichtige Bestimmung der Fundstücke selbst beigetragen haben mag. In den Berichten ist nämlich von einem „schlangenförmigen Fingerring", einer „Stecknadel aus durohgängig oxydiertem Silber" und einem Stück „Marmorplatte", in den Zuwachsverzeichnissen de:s Oberösterreichischen Landesmuseums in Linz 4 ), dem Saxeneder den Großteil der Funde überlassen zu haben scheint, von einem „Grilfel (,Spitze abgebrochen)" und einer „Fibula", die auch als eine „Art Schnalle" bezeichnet wird, die Rede. Dazu kommt noch, daß Saxeneder einige im Gemeindegebiet von Ueberackern .(am Burgstall von Kreuzlinden) gefundene römische Münzen wie auch eine au'S dem Bereiche des Urnenfeldes stammende Silbermünze (Trajan) beschreibt. Unter Berücksichtigung des damaligen allgemeinen Standes der prähistorischen und archäologischen Forschung wäre e'S ungerecht, Saxeneder und Gaisberger ihre Fehlbestimmung vorzuwerfen. l<'. Kenner, K. Meindl, J. Straberger und der um die ur- und frühgeschichtliche Forschung im Bezirk Braunau besonders verdiente Maler H. v. Preen (Osternberg) haben sie widerspruchslos übernommen. Nur E. Theuer, dem der erste systematische Versuch einer vollständigen Erfassung der urgeschichtlichen Funde aus Oberösterreich zu verdanken ist 5 ) äußerte zwar Bedenken, zog jedoch nicht die notwendigen Folgerungen; in der von ihm angeiegten Fundkartei, die nach 'Seinem frühen Tod in das Oberösterreichisohe Landesmuseum gelangte, heißt es bei dem Bruchstück eines Rasiermessers aus Bronze, es wäre „unter römischen Gräbern, die aber doch nicht als frühhallstättische erkannt worden sein mögen", gefunden worden. Der richtigen Deutung der von Saxeneder gehobenen Urnenbestattungen mag aber, noch ein anderer Umstand hinderlich gewesen sein. Im Jahre 1901 wurde bei der Vergrößerung eines Wirtschaftsgebäudes des „Braunleohner"-Anwesens (Hausname) in Ueberackern Nr. 21, hart südöstlich des die Kirche umgebenden Friedhofs, ein römischer Gebäudekomplex aufgedeckt, in dessen Berei_ch Reihengräber des 7. Jahrhunderts n. Chr. Raum gefunden hatten. Die Ausgrabung ieitete damals .J. Straberger, der sie jedoch nicht vollendete, weshalb sie 1910 von H. v. Preen wieder aufgenommen und auch abgeschlossen wurde ll). D~eser Fundplatz ist aber von dem auf einer :eiszeitlichen Terrasse gelegenen 66

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2