OÖ. Heimatblätter 1951, 5. Jahrgang, Heft 1

Bausteine zur Heimatkunde Josef Saxeneder (1823 - 1905) Ein vergessener oberösterreichischer Heimatforscher Die 1949 erfolgte Wiederentdeckung eines seit den ,Sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts bekannten, aber kaum beachteten und auch nicht richtig beurteilten Urnengräberfelde'S der frü_hen Hallstattzeit in Ueberackern (Bezirk · Braunau) 1 ) lenkte die Aufmerksamkeit auf einen zu Unrecht vergessenen Heimatforscher, den Pfarrer Josef Saxeneder. Beschränkten ·sich seine Forschungen zwar vorwiegend auf den jeweiligen Ort seiner seelsorgerischen Tätigkeit, hauptsächlich auf seine Heimatgemeinde Ueberackern, so kann ihnen dennoch eine gewisse Bedeutung für die Aufhellung der älteren Besiedlungsgeschichte von Oberösterreich und des Innviertels im besonderen nicht abgesprochen werden. Saxeneder wurde am 12. Februar 1823 in Ueberackern als Sohn des Kreilmüllers Michael Saxeneder geboren. Am 23. Juli 1849 wurde er zum Priester geweiht; seine erste .Seelsorgestelle war in Oberkappel (Bezirk Rohrbach), wo er bis zum Jahre 1852 als Kooperator tätig war. Von dort wurde er nach Mehrnbach (Bezirk Ried i. I.) versetzt und 1853 zum Provisor in Ried ernannt. Schließlich war er Kooperator in Goisern (1854 -1858), Bad Ischl (1858) und Gurten im Bezirk Ried i. I. (1859). Im Jahre 1860 wurde er in U'eberackern zunächst zum Provisor und dann zum Pfarrer bestellt. Dort entfaltete er eine rege und in vieler Hinsicht ersprießliche Tätigkeit. Seiner Tatkraft ist die Erweiterung des 1786 errichteten Pfarrhofes. sowie die Erbauung des Kirchturmes in den Jahren 1874-1876 zu verdanken. Beim Turmbau wurden aber die Kostenvoranschläge weit überschritten, wodurch die Gemeinde in Schulden geriet. Es kam aus diesem Grunde zu Zerwürfnissen zwischen Saxeneder und der Bevölkerung, die 1876 zu seiner Versetzung nach Wernstein führten. Do_rt wirkte er bis 1883 als Pfarrer, ging dann nach Neukirchen a. d. Enknach, wo er am 27. Februar 1905 hochbetagt starb. Ueber Saxeneders Studien finden sich nur verstreute Angaben. Ueber diese unterrichten am besten seine eigenen, durch den um die archäologische Forschung in Oberösterreich sehr verdienten St. Florianer Chorherrn Josef Gaisberger überlieferten Berichte 2 ). Aus diesen geht hervor, daß Saxeneder am 23. .April 1864 im Pfarrhofgarten von Ueberackern ein Urnengrab entdeckte, das ihn zu einer planmäßigen Ausgrabung veranlaßte. Bis zum Juli 1865 legte er insgesamt 14 Bestattungen frei, denen nach längerer Pause zu Beginn des Jahres 1868 noch drei folgten. In den Berichten über diese Grabungen gibt Saxeneder eine sorgfältige Beschreibung seiner Beobachtungen. Die Bestattungen hielt er für römische Gräber und sie galten auch die längste Zeit als solche. Wie einer Eintragung in der Pfarrchronik von Ueberackern zu entnehmen ist, glaubte er, es handle sich um den Friedhof einer von Angehörigen der X. Legion belegten Niederlassung und daß dieser Legion „vorzugsweise Ubrer (sie!) 3 ) zugetheilt gewesen"; 65

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