Oberösteneichische Heimatblätter Verschwundene Kleinkirchen im Bezirk Eferding Unter diesem Titel berichtete der unterdessen verstorbene Heimatkundler Anton Ro,senauer - Eferding in unserer Zeitschrift 1 ) u. a. auch über das in Prozeßakten aus dem Jruhre 1665 erwähnte „Kirchl St. Walther am Pachl" im Weiler St. Wald, Ortschaft Obergallspach bei Eferding 2 ) . Dazu können wir nun eine noch wesentlich ältere urkundliche 'Erwähnung anführen, die das einstige Bestehen dieses Kirchleins schlechterdings als sicher erscheinen läßt, irenn auch heute buchstäblich keine Spur mehr von ihm vorhanden ist und auch die älteten Leute, bei denen ich mich eingehend erkundigte, davon nichts mehr wissen. Die „Sage" allerdings, daß „vor mehr als hundert Jahren" dort eine Kirche gestanden sein soll, hat sich nach Aussage der dortigen ältesten Bewohner hartnäckig erhalten. Die•se Erwähnung findet sich im ältesten Urbar des Stadtpfarrarchives Eferding aus dem Jahre 1503. Unter dem Titel „Die Schuld Sand ypölltn pharrkirichn zu Eferding So man an Geschäftn noch schuldig ist zu dem gepaw der kirichn daselbst" findet sich fol. 89 folgende Eintragung: ,,Item (der) alt nidermair Im galspach hatt geschafft viii Pf. Pf. Daran haben sein Sun zallt Sand Sand ypolltn iiii Pf. Pf.; die (restlichen) iiii .Pf. Pf. Sullen sie sand Walther zalln, ist sie noch schuldig. .Sand Walther noch die iiii Pf. Pf." 3 ) Ein früherer Besitzer des Niedermayrgutes zu Gallspach hatte also seinerzeit zur Kirche 8 Pfund Pfennig gezeichnet, bezw. testamentarisch vermacht, die aber 1503 erst zur Hälfte bezahlt waren. Davon waren 4 Pfund für die Pfarrkirch.e St. Hippolyt zu Eferding und 4 Pfund für St. Walther bestimmt. Es kann gar kein Zweifel obwalten, daß damit unser· Kirchlein gemeint ist, da der Spender in unmittelbarer Nachbarschaft wohnte und der Betrag dem Zechmeister der Pfarrkirche Eferding ausbezahlt werden mußte, in deren Rechtsbereich es also war. Der Name St. Walther war übrigens noch um 1785 üblich. Im Josephinischen Lagebuch, Katastralgemeinde Daxberg, findet ·sich die Eintragung: ,,Des Schmidt zu St. Walthör (sie!) Hausgarten" und so noch an anderen Stellen. Wann dieses Kirchl-ein endgültig verfiel und die letzten Ueberreste weggeräumt wurden, läßt sich nicht feststellen. Auffällig ist, daß der Weiler „Sankt Wald" (bei<:le Male mit dumpfem „a") gesprochen wird. Von St. Walther würde man sich mindestens noch ein angedeutetes „er" am Schluß des Wortes erwarten. Daß das 'Kirohlein St. Walther (offenbar der Kirchenpatron) hieß, steht aber nach obigem außer Zweifel. Johann Was 1 m a y r (Haibach) 1 ) 1948, Heft 1, S. 63 f. 2 ) In der Nähe des Schloso:es und der heutigen Missionsanstalt Daxbei·g und des Bades Weinberg. ") Für 1 Pfund bekam man nach ze_itgenössischen Aufzeichnungen 1 fettes Schwein. Der Betrag wäre also nach unserer Währung mit ungefähr 8000 S zu beziffern. Der letzte Satz ist eine etwas spätere Eintragung etwa aus 1520. 64
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